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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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die Berge steigen und auf ihn herabsengen.
    Gibrax warf einen Blick auf den Grat über ihm, hinter dem sich der Weg verbarg. Goldene Glut gloste dort an der Kante, und er wagte sich nicht mehr hinauf. Aber das Tal im Westen war noch in nächtliche Schwärze gehüllt, und all die Täler, die sich daran anschlossen und tiefer in die Berge hineinführten. Tal an Tal, Berg an Berg versprachen sie eine vertraute Sicherheit, verlässlicher als der trügerische Zauber der Nachtalbe.
    Und da tat Gibrax einen großen Satz hinunter ins Tal und lief weiter den Hang hinab. Er floh vor der aufgehenden Sonne, und ließ seinen Auftrag und die Gefährten hinter sich zurück.

13. K APITEL:
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    W ER IST L EUCHMADAN ? E IN JEDER GLAUBT ES ZU WISSEN . S EINE A NHÄNGER HALTEN IHN FÜR EINEN G OTT . U NTER DEN V ÖLKERN DES L ICHTS WIRD ER GEMEINHIN ALS MÄCHTIGES , ZAUBERISCHES W ESEN ANGESEHEN , EIN URALTER N ACHTALB WOMÖGLICH , ODER DER A NGEHÖRIGE EINER JENER ÄLTEREN , GRÖSSEREN R ASSEN , VON DENEN ES NUR NOCH WENIGE GIBT . W ER ABER DIESE VOREILIGEN V ERMUTUNGEN HINTERFRAGT , STÖSST SCHNELL DARAUF , WIE WENIG MAN WIRKLICH ÜBER L EUCHMADAN WEIS . A LLES HINGEGEN , WAS MAN ZU WISSEN GLAUBT , IST LÄNGST VON DEN WENIGEN GESICHERTEN E RKENNTNISSEN WIDERLEGT .
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VON C ONZIONARIUS C AEZO ,
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    I M D RACHENBERG , 28 N LR,
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    »Ein Kundschafter.« Die Stimme des Drachen klang beinahe sanft, ein tiefes Schnurren, das die ganze Höhle erfüllte. »Einen Gnom haben sie geschickt. Um was zu suchen? Ihren Anführer? Oder das Herz eines größeren Herrn?«
    Wito schaute zu Boden. Schon in natürlicher Gestalt musste er diesem gewaltigen Wesen so klein erscheinen wie ein Insekt. Und jetzt, das Insekt eines Insekts, verborgen hinter einem Goldpokal, dessen Rand mit funkelnden Rubinsplittern verziert war ...
    Und doch wusste der Drache, wo Wito war. Er hatte ihn angesprochen, als der Gnom genau vor ihm stand. Wito blickte unverwandt zu Boden, denn solange sein Blick sich nicht mit dem Blick des Unkwitt kreuzte, konnte der Drache nicht auf den Grund seiner Seele sehen und war auf Mutmaßungen angewiesen wie jedes andere Wesen.
    »Es ist auch einerlei«, fuhr Grautaz fort. Wito hörte ein scharrendes Geräusch und wagte einen vorsichtigen Blick um den Stiel des Kelches herum. »Beides ist in dieser Schatulle.«
    Witos Blick wanderte vorsichtig den blitzenden Goldhügel hinauf, über Teller mit feingestaltetem Rand und über verziertes Zaumzeug, über prunkvolle Dolche mit schimmernden Gemmen am Heft und Perlmuttkämme und Gürtel mit Smaragdbesatz. Und schließlich fiel sein Blick auf eine einzelne Klaue, die lässig auf einem silbernen Kästchen ruhte - dem Kästchen mit Leuchmadans Herz, das Wito von Keladis her kannte.
    Sprich nicht mit dem Drachen, mahnte ihn eine innere Stimme, auch wenn der Unkwitt friedlich klang. Aber solange Wito ihm nicht in die Augen sah und nicht antwortete, gab es keine Verbindung zwischen ihnen.
    »Schau dich ruhig um«, forderte Grautaz ihn freundlich auf. »Gefällt dir mein Hort? Jetzt, da du hier bist, mag anderes dir begehrenswerter scheinen als das, weswegen ihr gekommen seid. Meine Sammlung umfasst Jahrtausende und viele Völker, und manch ein Preis ziert mein Lager. Viele sind deswegen in meine Höhle gekommen, doch bisher war allen zu teuer, was sie mir nehmen wollten.«
    Grautaz' Stimme hatte etwas Beruhigendes an sich, aber Wito ließ sie an seinen Ohren vorüberziehen wie vorher die ruhigen Atemzüge des Drachen. Langsam wich er zurück, die Augen starr auf die Klaue gerichtet. Er wagte

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