Gefährten des Zwielichts
Senke, eingehüllt in Daugrulas Zauber, der ihn vor den schmerzhaften Folgen des Sonnenlichts schützte.
Ein trüber Frühlingstag ging zu Ende, und mit der sinkenden Sonne schwand rasch auch die letzte Wärme. Der Wind aus dem Osten blies kalt. Aber sie waren ohnehin unterwegs, solange es dunkel war, und so machten die frischen Nächte den Gefährten nichts aus.
Da hörte man Werzaz lauthals über die Lichtung hinweg fluchen: »Alle tausend räudigen Bitaner! Wo ist mein zweiter Stiefel?«
Der Goblin wühlte in seinem Gepäck und zwischen den Blättern und dem Totholz der letzten Jahre auf dem Boden. Alle Köpfe wandten sich in seine Richtung, und selbst Daugrula blickte auf und öffnete die Augen ganz. Balgir räkelte sich, reckte die kleinen Vorderbeinchen und riss das stumpfe Eidechsenmaul auf, sodass man seine nadelspitzen Zähnchen sah. Dann ließ er sich in den Schoß seiner Herrin gleiten und rollte sich dort zusammen.
Die drei Gnome setzten sich rasch hin, Skerna mit dem Rücken zu dem tobenden Goblin. Sie lächelte und machte verstohlen eine greifende Bewegung vor der Brust. Ihre beiden Gefährten nickten und schmunzelten und rückten wie Schutz suchend näher zusammen, damit die großen Leute ihren heimlichen Austausch nicht verfolgen konnten.
»Zecken und Krätze! Ich habe beide nebeneinander hier abgestellt!« Werzaz packte den einen eisenbeschlagenen Stiefel und schwenkte ihn aufgebracht. Dabei sprang eine Panzerplatte an seiner Schulter ab, und er stieß eine Schimpftirade aus.
»Du bist wirklich der liederlichste Lumpenhund in Leuchmadans Heerbann«, tönte Baskon, der Wardu. Er erhob sich und legte den Kopf leicht schief, als würde er auf den Goblin hinabblicken. »Bei keiner Rast kannst du deine Sachen beisammenhalten, und du bist mir wahrhaft eine Last.«
Werzaz funkelte ihn an, wagte aber nichts mehr zu sagen. Die Aufmerksamkeit des Wardu schien seinen krummen Rücken noch weiter niederzudrücken. Er presste die schmalen Lippen so fest aufeinander, dass zwei lange Hauer aus dem Unterkiefer hervorragten und sich Falten um seine tückische, platte Nase bildeten.
»Ihr alle haltet mich nur auf«, fuhr Baskon fort und schaute in die Runde. »Wir Wardu wären binnen eines Tages in Keladis gewesen. Stattdessen muss ich eine störrische Herde Schafe über die Weiden von Bitan treiben.« Er zuckte die Achseln, eine überraschend menschliche Geste, die in der schweren Rüstung kaum möglich schien. »Aber Leuchmadans Wille geschehe. Ich fliege auf Kundschaft voran. Morgen früh stoße ich zu euch.«
Er trat auf die Bäume zu, hinter denen sein geflügeltes Reittier lagerte. »Rujan braucht Fleisch.«
Das seltsame Klingen um den Wardu schnitt Wito durch Mark und Bein, und die Stimme dieser Kreatur schwebte auf einem Unterton, der dem Gnom schier den Kopf zersprengen wollte. In der Woche, die sie bereits gemeinsam durch die Lande der
Bitaner zogen, hatten die Gefährten sich an die Gegenwart des Wardu gewöhnt. Trotzdem waren sie jedes Mal froh, wenn ihr Anführer gegen Morgen voranflog - als Kundschafter, der niemals etwas von sich hören ließ, bis er sie des Abends unfehlbar wieder aufspürte und schweigend und düster zu ihnen stieß.
Jetzt erhob sich auch Daugrula. Ihr weicher, geschmeidiger Leib streckte sich im seidig schimmernden graublauen Gewand. Balgir fiel hinunter ins Laub, sah zu ihr auf und zischte aufgebracht. Daugrula beachtete ihn nicht. Lauschend hob sie den Kopf, während die schweren, klatschenden Flügelschläge des Mantikors in der Ferne verklangen. »So«, sagte sie. »Unser Herr und Meister ist fort. Dann muss das Fußvolk allmählich auf die Beine kommen.«
Sie beugte sich hinab und brachte die widerstrebende Echse mit einer leichten Berührung zum Schweigen. Als sie das Tier aufhob, hatte es sich in eine längliche Ledertasche verwandelt.
»Mein Herr und Meister ist Leuchmadan«, stieß Werzaz hervor, aber diesmal hängte er keine Verwünschung an. Seine Bemerkung war herausfordernd genug, selbst wenn der Wardu sie vermutlich nicht mehr hören konnte. Wer wusste das schon so genau bei diesem Geschöpf, das Wito noch nie ohne Rüstung gesehen hatte.
Der Goblin hatte inzwischen seinen Stiefel gefunden, tief in seinem Proviantsack. Anklagend wies er damit in Richtung des Trolls, der sich immer noch nicht aus seinem Loch wagte. »Aber der Wardu hat recht. Wir sind zu langsam. Und dieser Klotz auf Beinen ist schuld daran!«
Gibrax blickte auf. Misstrauisch blinzelte er
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