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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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folgen konnten. Die Nachtalbe hingegen schien zwischen den Gräsern fast zu schweben.
    In der letzten Woche hatte sie den Gefährten in jeder Nacht den Weg gewiesen, zielstrebig und ohne einmal zu zaudern. Mitten in den feindseligen Landen der Bitaner hatten sie Wiesen und Felder gequert und waren oft verborgenen Pfaden und abgelegenen Wegen gefolgt, hatten die belebteren Straßen und jegliche Ansiedlung gemieden.
    Kannte Daugrula sich im Reich der Menschen tatsächlich so gut aus, hatte sie jeden Schritt genau geplant? Oder folgte sie einfach nur der groben Richtung und ging mit ihren feinen Sinnen zielsicher jeder Gefahr aus dem Weg, ohne sich jemals zu irren oder gar den Weg zu verlieren?
    »Der Halteriemen vom Schulterpanzer war ein beachtliches Kunststück«, flüsterte Darnamur Skerna zu.
    »Vielen Dank«, erwiderte die Gnomin.
    »... aber warte, morgen werde ich dich noch übertreffen!«
    Skerna kicherte.
    »Ihr spielt ein gefährliches Spiel«, ermahnte Wito seine beiden Gefährten. »Übertreibt es nicht. Werzaz wird irgendwann Verdacht schöpfen, wenn ihm bei jeder Rast ein Missgeschick widerfährt.«
    Wito schaute auf den breiten Rücken des krummbeinigen Goblins, der wenige Schritte vor ihnen herging, der aber unter seinem Eisenhelm und bei dem leisen Klirren der Rüstung das Flüstern der Gnome wohl nicht hören konnte. Bei Daugrula hingegen war Wito sich nicht so sicher. Aber wenn die Nachtalbe oder der Wardu, der ebenfalls nie zu schlafen schien, vom Schabernack der Gnome etwas mitbekamen, so hatten sie sich zumindest nicht dazu geäußert.
    »Ach was«, sagte Darnamur. »Goblins sind von Natur aus blöde. Solange er über die Schuldigen nachdenken muss, sind wir vollkommen sicher. Beim Denken hat es ein Goblin noch nie zu was gebracht. Und morgen Mittag, wenn die Sonne ihn tumb und träge macht, setze ich ihm eine ganze Schachtel Zecken in den Pelz!«
    Skerna lachte so laut, dass Werzaz sich misstrauisch umdrehte.
    »Was habt ihr euren Spaß, ihr Stummelbeine?«, knurrte er. »Wir müssen schneller gehen. He, Albe, komm, wir laufen. Dem Ungeziefer da hinten bluten die Füße noch nicht, und zum Schwatzen haben sie auch noch Zeit.«
    Daugrula zeigte keine Regung, trotzdem hatte Wito das Gefühl, dass sie zügiger ausschritt. Er schüttelte den Kopf. Immer war es Werzaz, der gegen Morgen schwitzte und fluchte und unter der Last seiner Rüstung und dem schweren Gepäck von Tag zu Tag gebeugter zu gehen schien. Aber immer war er dasselbe Großmaul, wenn der Nachtmarsch begann.
    »Wo willst du die Zecken denn hernehmen?«, fragte Wito.
    »Beifang beim Beerensammeln«, gab Darnamur kurz angebunden zurück und grinste.
    Eine Weile hasteten sie schweigend durch die Nacht. Wito seufzte leise. Andererseits - sie waren nun einmal Gnome, und solange Darnamur sich an dem Unfug beteiligte, tat er wenigstens nichts Schlimmeres; nachts den Goblin erdolchen, beispielsweise. Mit so etwas konnte er sie alle in Schwierigkeiten bringen ...
    Mit einem vernehmlichen Ploppen zog Gibrax, der die Nachhut übernahm, den Finger aus der Nase und rief: »Da! Ein Menschenhaus!«
    Wito wandte sich um, und der Trupp machte Halt. Der Troll wies schräg nach vorn auf eine Hügelkuppe, wo sich die kantigen Umrisse eines Holzbaus abzeichneten.
    »Kein Haus«, sagte Daugrula. »Kommt, weiter.«
    Die Gefährten setzten ihren Weg fort und hielten auf das Gebäude zu. Werzaz tastete mit seinem langen Arm nach dem Säbel an seiner Rückentrage: »Bitaner und ihre Brut. Alles niederbrennen, bevor sie flügge werden und an unsere Grenze kommen.«
    »Hier wohnen keine Bitaner«, sagte Daugrula. »Das ist nur eine Scheune.«
    Sie stiegen über einen Zaun - die Gnome liefen einfach darunter hindurch - und standen auf einer Weide. Die Scheune befand sich auf einem Hügel vor ihnen. Werzaz blieb stehen und blickte nachdenklich hinauf.
    »Wir können plündern«, stellte er fest und fuhr sich mit der schmalen, schwarzen Zunge über die Oberlippe.
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Daugrula. »Seit zwei Wochen halte ich uns von allen Siedlungen fern und sorge dafür, dass selbst Gibrax keine auffällige Fährte hinterlässt. Wir sind von Feinden umgeben, und unser Auftrag ist zu wichtig. Ein Haufen aufgebrachter Bitaner hinter uns wäre das Letzte, was wir brauchen.«
    »Du sagst es doch selbst, Albe. Da sind keine Körnerfresser drin. Eine Scheune. Warum nicht reinschauen, ob es lohnende Beute gibt?«
    »Glaubst du, ein bitanischer Bauer lässt sich

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