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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Bogenschütze machte kehrt und floh auf der anderen Seite den Hügel hinab. Gibrax folgte ihm, mit dumpfem Brüllen, die Kuh mit beiden Armen in die Luft gestreckt.
    »Alles in Ordnung?« Wito und Skerna eilten an Darnamurs Seite.
    Darnamur setzte sich auf und nickte. Zitternd fasste er sich an den Mund. Es waren keine Verletzungen zu sehen, aber Wito wusste nicht, wie tief der Menschenkrieger das Schwert in die Kehle des Gefährten gesteckt hatte.
    »Der Bitaner!«, sagte Skerna, und Wito wandte sich um.
    Der Krieger kämpfte sich wieder auf die Beine. Sein Schildarm war zermalmt, und die Überreste des Schildes hingen daran fest, als hätte der Hieb des Trolls alles zu einer bizarren Einheit zusammengeschmiedet. Aber der Bitaner hielt immer noch das Schwert in der Rechten. Die schwarz glänzenden Augen starr auf die Gnome gerichtet, taumelte er auf sie zu.
    Wito und Skerna nahmen rasch wieder ihre Messer zur Hand und wichen ein wenig zur Seite, um den Menschen zwischen sich zu bekommen. Wito achtete allerdings darauf, dass er zwischen dem Bitaner und Darnamur blieb.
    Darnamur kroch auf allen vieren auf dem Boden umher; entweder suchte er eine Waffe, oder er war einfach zu mitgenommen, um aufzustehen. Aber Darnamurs Knochendolch lag zersplittert über die Wiese verteilt, und was die Gnome sonst an Waffen und Metall besessen hatten, war verstreut worden, als sie die Größe gewechselt hatten.
    Lauernd behielten Wito und Skerna ihren Gegner im Auge, der halb aufgerichtet und mit unstetem Blick auf sie zuwankte.
    »Weg mit euch, ihr Warzenhaare!«, fuhr eine Stimme dazwischen. »Lasst das bitanische Schwein mir!«
    Werzaz war wieder auf den Beinen. An seiner linken Schulter blätterte die zerschlagene Rüstung auseinander wie eine Blüte aus Stahl, und blutige Knochenenden ragten aus dem hässlichen Riss. Seine ganze Seite war blutdurchtränkt, und es sah aus, als hätte er einen schwarzroten Mantel nachlässig um den Leib geschlungen. Aus dem Stumpf des abgetrennten Ohrs lief ihm das Blut übers Gesicht, und in seinem Leib steckte immer noch der Pfeil, der ihn getroffen hatte.
    Aber der Goblin hielt entschlossen den Säbel umklammert und näherte sich schwankend dem Menschenkrieger.
    »Dich nehme ich mit in die Unterwelt, Talggesicht«, zischte er zwischen seinem fest zusammengepressten Raubtiergebiss hervor. Er starrte den Bitaner an, als gäbe es nichts anderes mehr.
 
    Daugrula erhob sich wieder. Sie hielt zwei Pfeile in der Hand, und außer ein paar Flecken auf ihrem Kleid war keine Spur mehr von den Verletzungen zu sehen. Im Mondlicht erkannte Wito, dass das Blut der Nachtalbe grün sein musste - nicht rot wie das seine, und auch nicht von rötlichem Schwarz wie bei den Goblins.
    Und Werzaz der Goblin troff vor Blut. Er schwankte auf seinen krummen Beinen und bewegte sich fahrig. Trotzdem stach er stoisch mit dem Säbel auf seinen toten Gegner ein. »Wer tritt jetzt wen, du Bastard?«, keuchte er und stieß ihm seine Stiefelspitze in die Leiste. »Dir klopf ich deine Grützwurst weich, und dann schneide ich alles ab und nehme es als Wegzehrung mit ins Grab ...«
    Wito wandte sich ab. Da sah er Gibrax über die Hügelkuppe stapfen, an der Scheune vorbei und zurück zu seinen Gefährten. Er trug die tote Kuh wieder über der Schulter. Sein Gesicht und sein ganzer ausladender, fahlblauer Brustkorb war mit klumpigem dunkelroten Blut besudelt.
    »Du hast ihn gefressen!«, stieß Wito entsetzt hervor. »Du hast den Menschen einfach gefressen.«
    Gibrax blieb stehen. Er blickte auf den Gnom hinab, mit Augen, die in seinem riesigen Schädel lächerlich klein wirkten.
    »Gibrax ist sehr, sehr traurig«, sagte er mit schleppender Stimme. »Ja, alte Geschichten erzählt man über uns Trolle. Gemeine Geschichten.« Er drückte eine Träne aus dem Augenwinkel. »Trolle schlagen Leute auf Kopf und fressen sie, so sagen Menschen. Aber das von seinen eigenen kleinen Freunden zu hören, macht Gibrax traurig.«
    »Allerdings«, warf Daugrula ein. »Wir sollten uns nicht selbst voreilige Anschuldigungen an den Kopf werfen. Es reicht, wenn die Menschen das tun.«
    Sie war zu Werzaz getreten und kümmerte sich um die Wunden des Goblins. Mit ihren zierlichen Fingern drückte sie die Knochen zurück in die Schulter und richtete sie ein. Die Blutung ließ nach, und die Verletzung schloss sich allmählich.
    Werzaz krümmte sich und zischte, aber er klagte nicht. Er konnte sich glücklich schätzen. Heilmagie war unter den Nachtalben

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