Gefährten des Zwielichts
sah nicht aus, als hätte er Vieh. Lohnte wirklich nicht, ihn liegen zu lassen. Gibrax war nur vernünftig und wollte nichts verschwenden.«
»Warum auch nicht«, befand Darnamur. »Wenn sie blutrünstige Bestien wollen, sollen sie auch welche bekommen. Komm, Wito. Sammeln wir unser Gepäck wieder ein.«
»Was ist mit deinen Wunden?«, wandte Daugrula sich an den Troll. »Brauchst du Hilfe?«
»Oh«, sagte Gibrax. Er blickte an sich herab und zupfte sich den Pfeil aus der Schwarte an seinem Oberkörper. Anscheinend hatte er ihn ganz vergessen.
Dann hob er den Arm und spannte den Muskel, sodass der zweite Pfeil, der darin steckte, mit vernehmbarem Knacken zersplitterte. Auch die Reste dieses Geschosses zog Gibrax heraus und ließ sie achtlos zu Boden fallen.
»Großartig.« Daugrula seufzte. »Und die Spitze steckt noch in deinem Fleisch.«
Gleichmütig zuckte Gibrax die Achseln. »Eiter drückt raus«, sagte er.
»Also gut. Meinetwegen. Dann brechen wir jetzt auf.«
»Wir müssen unsere Taschen ausbessern«, wandte Wito ein.
Daugrula schüttelte den Kopf. »Keine Zeit. Die Nacht ist kurz, und es ist wichtiger denn je, dass wir diese Gegend schnell hinter uns lassen. Nehmt das Wichtigste mit, und was ihr in den kaputten Ranzen nicht mehr unterbringen könnt, muss eben hier bleiben ...« Daugrula zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Aber versteckt es irgendwie. Wenn die Menschen morgen ihre toten Söldner finden, sollten sie nicht zu viele Rückschlüsse auf unsere Schar ziehen können.«
»Wir stecken es einfach den Toten in die Taschen«, schlug Skerna eifrig vor. »Es wird eine Weile dauern, bis die Menschen daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn überhaupt ...«
»Ich frage mich, was für Schlüsse die Menschen ziehen, wenn sie im Gepäck der Toten einen von deinen Unterröcken finden.« Darnamur grinste.
»Ich habe gar keine Unterröcke dabei«, erwiderte Skerna. Als Darnamurs Grinsen nicht verschwand, ergänzte sie: »Ich trage niemals Röcke im Einsatz, wie du ganz genau weißt.«
In aller Eile sammelten die Gnome ihre verstreuten Besitztümer ein, Seile, Steigeisen und Kletterhaken, Vorräte und Wasserschläuche, einzelne Werkzeuge und etwas Kleidung zum Wechseln ... Das meiste davon sortierten sie aus und stopften es in die Taschen der Toten und in deren Gepäck, das sie in der Scheune fanden.
»Hohoho«, sagte Darnamur und hielt einen gekrümmten Gegenstand hoch. Er klappte ihn aus, und die Gefährten erkannten, dass es sich um ein Rasiermesser handelte. Darnamur nahm es mit.
Dann brach der Trupp auf, und Daugrula wies ihnen wieder den Weg, ohne sich noch einmal umzudrehen. Ihre graugrün gestreifte Echse kletterte von Daugrulas Schultern und legte sich der Nachtalbe wie ein Gürtel um die Taille.
Werzaz wurde durch die Bewegung aufmerksam und meinte: »Den feigen Wurm da können wir auch gleich hier lassen.«
»Balgir tut, was ich von ihm erwarte«, sagte Daugrula. »Immerhin trägt er mein ganzes Gepäck. Er kann nicht kämpfen, aber er kann sich und mein Eigentum in Sicherheit bringen.«
»Unser Gepäck kann er auch gern tragen«, sagte Darnamur. »Wir mussten einiges zurücklassen, was wir auf Keladis bestimmt gut hätten brauchen können.«
»Geschieht euch recht, ihr feigen Kröten«, knurrte Werzaz über die Schulter zurück. »Verpissen wolltet ihr euch wie räudige Ratten und uns allein gegen die Bitaner antreten lassen. Dachtet wohl, ihr seid auch so kostbare Taschentiere wie das von der Frau Albe. 's wär nur recht gewesen, wenn's euch gleich Brust und Kehle aufgerissen hätte statt nur den Ränzel.«
»Mal langsam«, sagte Darnamur. »Wir sind nur Kundschafter, keine Krieger!«
»Apropos Kundschafter«, meldete Wito sich zu Wort. »Wo war bei diesem Hinterhalt eigentlich unsere großartige Luftaufklärung?«
Baskon, der Wardu, kreiste unter dem Himmel. Im Osten ging die Sonne auf, und der Reiter auf seinem Mantikor badete bereits in goldenem Licht, während unten auf dem Boden eben erst die Morgenröte anbrach.
Es war Zeit, zu seinen Gefährten zurückzukehren, aber Baskon liebte diese Augenblicke, wenn das Leben auf den Gehöften von Bitan erwachte und die Menschen sich regten. Er war gezwungen, im Dunkel zu wandeln, doch er gehörte nicht zu den Finstervölkern. Einst war er ein Mensch gewesen, hatte auf einem Hof gelebt wie jenen, die hier überall zwischen den Feldern und Weiden im nördlichen Bitan standen.
Einst war er gewesen wie sie, und im Zwielicht am
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