Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Kapuze hervor. Alex lag in ihrer Nähe und
schien schon zu schlafen, James hingegen… sie sah sich um, denn der Elb hatte
Wache halten wollen. Er saß unweit von ihr entfernt an einen Baum gelehnt und… Sie
konnte es nicht glauben, aber er schien zu schlafen! Sofort griff das Mädchen
nach ihrem Schwert, richtete sich vorsichtig auf und sah sich um. Die vier
Spielleute lagen alle ruhig da und schliefen ebenfalls. Kein Laut drang durch
die Nacht, außer das vereinzelte Knacksen des Holzes im fast erloschenen Feuer.
Svenja atmete einmal tief ein und versuchte sich zu entspannen. Es war alles in
Ordnung, sie war einfach nur übervorsichtig, angespannt. So viel stand auf dem
Spiel. Was würde wohl noch alles auf sie zukommen? Sie linste noch einmal zu
ihren Gefährten hinüber und wünschte sich plötzlich, dass sie ihr näher wären.
Sie wünschte sich… Schutz. Wieder seufzte sie, legte ihren Kopf wieder ab und
schloss die Augen. Auf diesen Luxus hatte sie schließlich schon viel zu lange
verzichtet.
Alexander schlief sehr unruhig in
dieser Nacht. Wirre Träume schienen ihm den Schlaf rauben zu wollen. Leise
Stimmen waren zu hören, sie kamen näher und entfernten sich wieder. Der Junge
verstand nicht was gesagt wurde. Die Stimmen kamen ihm bekannt und zugleich
fremdartig vor, er konnte sie partout nicht zuordnen. Unruhe erfasste den
jungen Ritter und er begann sich im Schlaf hin und her zu werfen. Bis, ja bis
ihn weiches samtiges Haar zu streifen schien. Er drehte sich wieder auf den
Rücken. Tief und ruhig atmete er den zu erwartenden Duft von Wald und Lilien
ein. Doch stattdessen fand der Geruch von Moder den Weg in seine Nase. Alex
keuchte, als sich statt der erhofften warmen Hand kalter glatter Stahl auf
seinen Hals legte. Was war das für ein Albtraum? Entsetzt riss er die Augen auf,
doch alles blieb wie gehabt. Der Geruch und der Stahl verschwanden nicht,
stattdessen blickte er zusätzlich in die dunklen, funkelnden Augen von Melanie.
Mit wutverzerrtem Gesicht stand sie über ihm, das rostige Schwert, dessen
Klinge an seinem Hals ruhte, fest in ihrer Hand. Doch sie stieß nicht zu. Alex
starrte sie an. Dann glitt sein Blick von ihren Augen abwärts und er erkannte den
Grund warum er noch lebte. An Melanies Kehle ruhte ebenfalls eine Klinge. Alex Augen
glitten die Klinge entlang, zum Heft, zu der behandschuhten Hand, die das
tödliche Schmuckstück hielt und zum Arm, der unter einem düsteren Umhang zu
verschwinden schien. Ganz langsam ließ Melanie ihre Waffe sinken und schmiss
sie letztendlich knapp ein Meter von sich entfernt in das kurze Gras. Wie in
Zeitlupe hob sie wie zur Verteidigung die Hände und drehte sich zu der
vermummten Gestalt um. Alex richtete sich auf.
„So ist es
schon besser“, zischte Svenja unter dem Umhang leise.
„Du!“,
flüsterte die Frau und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Der Mond ließ ihre
aschfahle Haut unheimlich leuchten. Mit ihren langen schwarzen Haaren wirkte
sie wie eine Todesfee. Alex war inzwischen aufgestanden und hinter sie
getreten. Irritiert blickte sie erst ihn und dann wieder die Verhüllte an.
„Du“, hauchte sie denn erneut. „Du bist die, die der Meister sucht!“ Alex
erstarrte und er konnte regelrecht spüren wie es Svenja ebenso erging.
„Wie…? Was…?“,
ihre Stimme zitterte leicht. Alex sah sie kurz an und sie fing seinen Blick
auf. Er konnte ihr Gesicht zwar nicht erkennen, die vorsichtige Handbewegung
dafür jedoch umso besser. Er schauderte leicht. Dann zückte er sein Schwert und
hielt es warnend auf Melanie gerichtet. Er holte noch einmal tief Luft und
nickte dann Svenja zu. Er war bereit. Mit einer ruckartigen Bewegung steckte
Svenja ihr Schwert zurück, packte ihre Kapuze und ließ sie nach hinten fallen.
Gleißend Türkis erstrahlten ihre Augen, die fest auf die schwarzhaarige Frau
gerichtet waren. Sie wollte in den Geist der Fremden eindringen, nein, sie
wollte nicht, sie musste. Warum wollte sie Alexander umbringen, was verheimlichte
sie ihnen und warum wurde sie, Svenja, gesucht? Die Prozedur war mittlerweile
nichts Neues mehr für sie. Sie hatte gelernt damit umzugehen, doch jedes Mal
lief ihr von neuem ein Schauer über den Rücken. Was würde sie wohl finden?
Vorsichtig streckte sie ihren Geist nach dem der Frau aus. Die natürliche
Barriere, die den Geist eines jeden Menschen umgab um ihn vor flüchtigen
Angriffen zu schützen tauchte vor ihr auf, wie immer. Vorsichtig tastete sie
sich an dieser Mauer entlang.
Weitere Kostenlose Bücher