Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Büchern gekommen bin, habe ich immer versucht die Geschichten,
die ich hörte und las, mit Vergangenheit und Realität in Einklang zu bringen.
Leider sind viele Bücher sehr eingeschränkt geschrieben, wie ich feststellen
musste. Ich bin viel durch die Gegend gereist, auf der Suche nach Wahrheit.
Erbärmlich wenig ließ sich davon finden. Eines Tages, nachdem mir meine, äh“,
sie zögerte, „meine Tante“, fuhr sie schließlich fort, „die Geschichte von dem
Quarzmeer erzählt hatte, bin ich in das Archiv von Claurants gegangen. Ratet
was ich gefunden habe? Nichts! Es gibt so viele Geschichten über irgendwelche
Kindermärchen die als wahr dargestellt werden, aber nicht eine einzige
Aufzeichnung, nicht mal ein persönlicher Bericht über Schloss Estrellanel.
Schon merkwürdig. Als ich den Archivar fragte, schaute er mich nur entsetzt an
und scheuchte mich hinaus.“ Sie zuckte die Schultern als sie geendet hatte und
bemerkte wie die beiden jungen Männer sie anstarrten. Im ersten Moment dachte
sie, dass es daran liegen könnte, dass sie als minderwertiges Bauernmädchen
gelernt hatte zu lesen und zu schreiben. Dann wurde ihr bewusst, dass sie den beiden
noch nie so viel auf einmal und vor allem von sich und ihrem Leben erzählt
hatte. Sie wurde verlegen. Auch wenn es sich hierbei um eine unwichtige
Randinformation handelte, durch die die beiden nichts über sie erfuhren, was
sie nicht wissen durften, war es ihr im Nachhinein unangenehm.
„Das klingt beeindruckend…“,
murmelte James. „Warum nur hat er dich hinausgeworfen als du ihn nach dem
Schloss gefragt hattest.“
Sie setzte zu
einer Antwort an, um ihre Vermutung kundzutun, als ihr plötzlich noch ein
anderer Grund einfiel, den sie all die Jahre lang übersehen hatte. Sie schloss
den Mund wieder und wurde rot. James musterte sie prüfend und dann kam ihm eine
Idee. Er griente.
„Sag, wie
kommt man eigentlich in so ein Archiv rein? Braucht man dazu eine bestimme
Befugnis?“ Ihr Gesicht schien sich leicht zu verfärben, als sie den Blick
senkte. Dann sah sie ihn wieder an und grinste nun ihrerseits.
„Bestimmt…“
Sogar Alex
musste auf diese Antwort hin lachen, als er sich vorstellte wie sie sich klammheimlich
in eines der am besten bewachten Gebäude einer Stadt schlich um Informationen zu
sammeln, wie sie dabei erwischt wurde und den entsetzen Entdecker mit großen unschuldigen
Augen anstarrte, nur um ihm zu sagen sie hätte sich verlaufen und ob er ihr was
über das Schloss Estrellanel erzählen könnte. Obwohl, wenn er es sich so recht
überlegte, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihrem Entdecker einen Dolch an
die Kehle gehalten hatte, wohl größer. Er schob die Gedanken beiseite.
„Und dann?“
„Nun ja, wie
gesagt, alle Informationen beruhen einzig und allein auf Erzählungen, die sich
aber egal wohin man hört relativ gut decken.
„Und du
glaubst daran?“, fragte Alex zweifelnd, der mit seinen Augen bereits wieder den
Horizont nach dieser schimmernden Burg absuchte, jedoch erfolglos.
„Oh ja“,
murmelte Svenja, dann stand sie auf. Der abwesende Ausdruck auf ihrem Gesicht
verschwand und sie nahm den Rest des Apfels fest in die Hand und schleuderte
ihn soweit sie nur konnte in das Meer aus Steinen.
„Ob wir den
Morgen wiederfinden werden?“, fragte James lächelnd und sie erwiderte den freundlichen
Blick schulterzuckend. Dann wurde ihr Blick wieder ernst.
„Du hast ja
auch nicht an den verwunschenen Teil des Silberwaldes geglaubt, nicht wahr?“,
fragte sie plötzlich spitz in Richtung Alex, der wich ihrem Blick aus.
„Wie
wahrscheinlich ist es, dass die Königin uns mit offenen Armen aufnimmt? Und wie
wahrscheinlich ist es, dass sie uns die Rose, falls sie diese wirklich besitzt,
aushändigt? Freiwillig versteht sich“, rettete James die Situation schnell, als
er merkte, dass sich wieder einmal ein Streit anbahnte und lenkte damit alle
Aufmerksamkeit auf das eigentliche Thema.
„Ich glaube
ohne Geschenk werden wir nicht sehr weit kommen“, ließ sich Svenja sofort auf den
Dialog ein.
„Na dann
werden wir eben tricksen müssen!“, murmelte James und ging zu seinem Pferd
zurück.
„Soll ich die
erste Wache halten?“, fragte das Mädchen, als es begriff, was James vorhatte.
Ohne zu überlegen nickte der Junge nur und als die Sache geregelt war, ging
auch Alex zu seiner Stute, um sich seine Decken zusammenzusuchen. Sowohl James
als auch Svenja verharrten mitten in ihrer Bewegung und starrten ihn
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