Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
der Tat ein Labyrinth. Sie wussten nicht wo der
Ausgang war oder ob es überhaupt einen gab. Mit dem Eintritt in die Wüste, in
dem Moment, als sie die beiden weißen Steine passiert hatten, waren sie in Königin
Saphiras Reich getreten. Müsste das Schloss dann nicht irgendwo zu sehen sein?
Sicher, die riesigen Findlinge machten es unmöglich auch nur die Horizontlinie
zu sehen aber irgendwo musste doch ein Stück Turmspitze aufblitzen. Oder etwa
nicht?
Der Tag neigte
sich dem Ende. Er spürte seine Beine mehr als deutlich. Ohne Pause waren sie
gelaufen, mal reichlich schnell, dann wieder langsam um zu verschnaufen oder
etwas zu essen. Sie hatten nicht mehr viel, nur noch etwas hartes altes Brot
und ein paar Früchte die Svenja plötzlich aus ihrem Beutel hervorgezogen hatte.
Doch sie wagten es weder nach Essbaren zu suchen und damit Zeit zu vergeuden,
noch eine richtige Pause zu machen. Ersteres wäre wohl ohnehin erfolglos
gewesen, das Zweite hingegen machte ihnen zu schaffen, doch sie dachten an die
Warnung auf dem Stein. Das Risiko würden sie nicht eingehen. Die Aufgabe hieß
klar und deutlich: drei Tage und drei Nächte durchwandern. Ob kurze Pausen
inbegriffen waren, wussten sie nicht. Alex hätte es sich gewünscht. Es war
nicht angenehm den ganzen Tag zu laufen ohne innezuhalten und genau zu wissen,
dass man das noch zwei weitere Tage durchhalten musste. Er linste zu James und
Svenja um zu sehen wie es den beiden erging. Er war immerhin noch Elf und
sportliche Belastung machte ihm nicht viel aus. James hingegen wirkte
angespannt. Seine Stirn wies tiefe Furchen auf und sein Kiefer wirkte
verkrampft. Er war also schon müde, das war kein gutes Zeichen. Sein Blick
wanderte weiter zu Svenja und eine leichte Bewunderung stieg in ihm auf. Ihr
Blick war zwar starr geradeaus gerichtet, als würde sie sich auf etwas
außerhalb der Blickweite konzentrieren, wahrscheinlich um sich abzulenken, doch
große Spuren der Erschöpfung sah man ihr noch nicht an. Sie sagte nichts und sie
klagte nicht. Wieder einmal ging Alex die Frage durch den Kopf, wer sie wohl
war und was sie so abgehärtet hatte.
Die
untergehende Sonne warf ihr langes rotes Licht auf sie, schwarze dunkle
Schatten bildeten sich rund um die Steine, in denen man mit ein wenig Fantasie
sich sonst was für Geschöpfe vorstellen konnte. Er fröstelte. Bald würde die
erste Nacht hereinbrechen und es würde wieder bitterkalt werden. Der Zauber,
der tagsüber die Hitze hielt, würde verschwinden und die kalte Winterluft würde
zu ihnen durchdringen. Er konzentrierte sich wieder auf den Weg.
„Aaaahhh“,
hörte er eine leise Stimme in seinem Kopf und musste ihr zustimmen, der Weg war
abscheulich.
„Aaaahhh“,
vernahm er erneut. Er runzelte die Stirn. War er schon verrückt geworden? Er
lauschte, doch alles blieb still. Na bitte, dachte er verbittert, ich bin ganz
eindeutig…
„Hilfe!“ Wie
angewurzelt blieb er stehen, als er die leise Stimme erneut vernahm. Er starrte
James an.
„Hast du das
auch gehört?“ James, der ebenfalls stehen geblieben war, kniff die Augen
zusammen, wie immer wenn er sich konzentrierte, nickte jedoch dabei.
„Was ist
los?“, fragte Svenja erstaunt und drehte sich zu den beiden um, ganz
offensichtlich hatte sie nichts vernommen. Wahrscheinlich hatten die jungen
Ritter sie geradezu aus ihren Gedanken gerissen. Oder… Alex runzelte die Stirn.
Sie besaß Magie. War es möglich, dass sie ihnen einen Streich spielte? Hatte
sie die Stimme mit Hilfe von Magie erschaffen um…
„Hilfe!“,
wieder ertönte die Stimme, immer noch leise aber eindringlicher. Svenja zuckte
zusammen und sah sich mit großen Augen um.
„Offensichtlich
nicht“, nuschelte Alex, als er diese Reaktion sah und beantwortete sich damit
seine Frage selbst. Dann konzentrierte er sich wieder darauf, die Richtung
ausfindig zu machen aus der das Geräusch kam.
„Hallo? Ist
hier denn niemand?“, wimmerte die Stimme erneut.
„Das kommt von
da drüben“, rief James und zeigte mit dem Finger nach rechts. Sie liefen los.
„Hallo?“, rief
Alex laut. „Wo seid ihr?“ Er bekam keine Antwort. Sie liefen weiter.
„Hier“,
erklang plötzlich eine heisere Stimme.
„Die Stimme
kommt von hinter uns“, meinte James verblüfft, als er inne hielt um zu lauschen
woher die Stimme kam.
„Dann müssen
wir an ihr vorbeigerannt sein!“
Sie liefen ein
Stück zurück und blickten zwischen den Steinen hindurch, in der Hoffnung etwas
sehen zu können.
„Hallo?“,
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