Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
hier! Jetzt wo die Wunde verbunden ist bin ich
einigermaßen versorgt. Ich würde euch nur aufhalten und ihr habt noch einen
weiten Weg vor euch.“ James starrte sie an.
„Wir werden euch
doch nicht hier liegen lassen!“
„Ihr müsst!“
„Nein,
niemals!“
„Ich danke
euch für eure Hilfe. Jetzt wo der Schmerz nachlässt, merke ich wie hysterisch
ich reagiert habe. Ich werde mich einen Moment lang ausruhen und dann meinen
Weg fortsetzen.“ Die Drei starrten die Frau ungläubig an, ihre Stimme klang
immer noch schwach, doch war ein gewisser befehlender Unterton nicht zu
überhören. Was hatte sie zu verbergen? Warum wollte sie nicht zum Schloss?
„Redet keinen
Unsinn, ihr werdet mit uns kommen. Die Wunde mag nicht lebensgefährlich sein,
doch ist sie tief, ihr habt einiges an Blut verloren und seid geschwächt“,
versuchte James sie nun zu überreden.
„Ich bitte
euch zu gehen. Ihr werdet eure kostbare Zeit verschwenden, dass ist es nicht
wert. Aber als Dank für eure Hilfe werde ich euch natürlich eine Gegenleistung
darbieten.“
„Wir wollen
keine Gegenleistung! Ihr werdet jetzt mit uns mitkommen und…“
„Nein!“ Die
Frau unterbrach ihn und richtete sich vorsichtig, leicht wankend auf. Alex
runzelte die Stirn. Es schien ihr schon wieder bedeutend besser zu gehen. Das
war merkwürdig. Doch bevor er sich äußern konnte fuhr sie fort zu sprechen.
„Ich glaube,
was ihr am meisten gebrauchen könnt ist Wissen. Seht ihr den blauen Stein dort
hinten? Der, der aussieht als hätte er einen Löwenkopf?“ Die Reisenden blickten
über ihre Schulter. Und tatsächlich, mit schiefgelegtem Kopf und ein wenig
Fantasie sah einer der Felsen etwas aus wie der Kopf eines Löwen. Sie nickten.
„Geht bis zu
diesem Stein, biegt hinter ihm nach rechts ab und lauft immer geradeaus. Wenn
ihr euch beeilt werdet ihr zum Morgengrauen einen weißen Felsen in Form eines
Torbogens erreichen, dann seid ihr eurem Ziel ein Stück näher gekommen. Und
jetzt geht.“ Sie sahen sich an.
„Wir können
sie doch nicht einfach hier liegen lassen“, flüsterte Alex leise.
„Mir gefällt
das auch nicht, aber können wir sie zwingen uns zu begleiten?“, antwortete
James ebenso leise und Beunruhigung war seiner Stimme zu entnehmen.
„Nein, ihr
könnt mich nicht zwingen“, mischte sich die Fremde ein. Erschrocken fuhren die
Jungen wieder zu ihr herum. Sie reichte Svenja ihren Trinkschlauch zurück.
„Nun geht
schon oder ich werde so laut rufen, dass uns die Banditen hören! Dann hat mir
eure Hilfe nichts gebracht und ihr werdet euer Ziel nicht erreichen. Da haben
wir alle nichts davon, also geht.“
„Hier gibt es
Banditen? Haben diese euch verletzt?“ Sie antwortete nicht sondern machte nur
eine herrische Handbewegung mit dem gesunden Arm.
„Na schön,
wenn ihr euch sicher seid…“
„Ich bin mir
sicher, nochmals vielen Dank“, sagte sie weich und lächelte. Unsicher wandten
sie sich zum Gehen, doch bereits nach ein paar Schritten hielt Svenja wieder
inne und drehte sich noch einmal um. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen,
doch die Frau schüttelte energisch den Kopf.
„Komm“,
flüsterte James und zog sie am Arm, „Wir können ihr nicht helfen, wenn sie es
nicht will.“ Svenja nickte und sie gingen bis zu dem blauen Stein. Dort
angekommen drehten sie sich ein letztes Mal um. Die Frau saß an den Felsen
gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Ihre Haut wirkte weiß, beinahe
durchscheinend.
„Wohl ist mir
nicht“, sagte Alex leise und die anderen stimmten ihm zu.
Gemeinsam
bogen sie um den Quarz, die Frau verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie liefen
weiter, hinein in die immer dunkler werdende Nacht. Hätten sie noch einmal
zurück geblickt wäre ihnen wohl ein Schauer über den Rücken gelaufen. Die
rothaarige Frau lächelte und wurde blasser und blasser, ihre Konturen
verblichen, bis sich die Illusion schließlich gänzlich in weißem Nebel
auflöste.
Doch keiner
der Drei sollte das jemals erfahren. Sie holten ihre Umhänge hervor und legten
sie sich um, um sich vor der Kälte der Nacht zu schützen. Die Aufregung hatte
die Müdigkeit fürs Erste verdrängt und beschwingten Schrittes machten sie sich
daran das weiße Tor zu finden, von dem die Frau gesprochen hatte. Doch die
Motivation ließ bald wieder nach.
Svenja starrte
einfach nur geradeaus. Ihr Blick verlor sich im Nichts. Alex zählte lautlos
seine Schritte und James kaute. Als Alexander das bemerkte stutze er.
„Was kaust du
da
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