Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
seltsame
Formation bewegte sich nur langsam vorwärts. James war in der Tat in eine Art
Trance verfallen und schien seine Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Svenja und
Alex hingegen schleppten sich bewusst immer weiter. Das Schlimmste war, dass
ihre Wasservorräte bemerkenswert rasch dahinschwanden, obwohl sie sich alle
Mühe gaben so wenig wie möglich zu trinken, höchstens um sich die Lippen zu
befeuchten. Doch die Sonne schien besonders am Mittag erbarmungslos. Plötzlich
brach Alex das Schweigen.
„Meinst du, dass
wir hier etwas anderes finden können außer Steine? Einen Bach oder etwas
Essbares vielleicht?“
„Nein“, war
die schlichte Antwort.
Alex sagte
nichts, er hatte im Grunde nicht einmal eine Antwort auf diese Frage erwartet.
Eigentlich hatte er sie nur gestellt, um diese erdrückende Stille, die einzig
vom Schlurfen ihrer Füße geteilt wurde, zu durchbrechen. Doch Svenja schien das
verstanden zu haben oder ihr erging es ähnlich, jedenfalls versuchte sie nun
ihrerseits eine Kommunikation zu beginnen. Der Versuch drohte erbärmlich zu
scheitern. Nach dem sie in kurzen Sätzen darüber gesprochen hatten, wie ihre
Reise bisher verlaufen war und Vermutungen aufgestellt hatten, wie es weiter
gehen sollte, verfielen sie wieder in Schweigen. Sie wagten es nicht die
Privatsphäre des jeweils Anderen anzutasten und die Fragen auf eine
persönlichere Ebene zu bringen. Stattdessen starrten sie lieber ins Nichts.
Svenja wünschte sich mittlerweile, dass die Idee mit dem Dösen nicht geklappt
hätte und James ansprechbar wäre. Der Junge scheute sich nicht ihr Fragen zu
stellen und war ihr mit seiner lustigen aber auch sanften Art ein guter Freund
und Gesprächspartner geworden, dem sie auch gerne etwas erzählte… So viel sie
jedenfalls durfte ohne etwas zu verraten. Doch Alex… ein merkwürdiges Gefühl
durchzuckte sie, ja Alex war so ganz anders als sein Freund. Er hatte eine
feste Mauer um sich gebaut, durch die sie nicht blicken konnte und anscheinend
hatte er sich vorgenommen sie nicht zu mögen. Sie konnte es ihm nicht verübeln,
sie hatte ihm keinen Grund geben anders über sie zu denken und doch wurmte sie
sein Verhalten. Vielleicht war es gerade diese abweisende, nicht durchschaubare
Art, die sie immer wieder in Wut geraten ließ. Er hatte während ihrer gesamten
gemeinsamen Reise wenig bis gar nichts über sich erzählt. Wenn er sprach, warf
er nur Fakten die die Reise betrafen auf den Tisch. Am liebsten hätte sie laut
geseufzt, doch gerade noch rechtzeitig unterdrückte sie den Impuls, der ihr
sicherlich einen fragenden Blick eingebracht hätte. Sie wollte sich gerade mit
der Situation abfinden, als Alex sich plötzlich ein Herz nahm. Er räusperte
sich.
„Sag…“, begann
er zögernd, „ich ähm… du…“ Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. Sie sah
ihn an, verblüfft. Er fing ihren Blick auf und runzelte die Stirn, sie hatte
offensichtlich nicht damit gerechnet, dass er noch etwas sagen würde…
„Also…“
„Hallo!?“,
unterbrach ihn da eine fremde Stimme. Erschrocken fuhren die Beiden herum. Ein
kleiner dicklicher Mann, mit weißem Haar und kurzem Bart, kam eilig auf sie zu
gewatschelt. Aus der Richtung, aus der sie soeben gekommen waren.
„Wo kommt der
denn her?“, flüsterte Svenja leise, während Alex James, der sich die kurze Stehpause
sofort zu Nutze gemacht und seinen Kopf auf Alexanders Schulter fallen gelassen
hatte, leicht rüttelte. James erwachte sofort aus seinem tranceartigen Zustand.
Verwirrt hob er den Kopf und rieb sich die Augen.
„Na du siehst
aber nicht besser aus als vorher“, meinte Alex abschätzig. Einen kurzen Moment
lang schien James über eine Antwort nachzugrübeln, als horche er in sich
hinein.
„Mir geht es
aber ehrlich gesagt tatsächlich etwas besser“, meinte er dann leicht erstaunt
aber zufrieden.
„Das ist gut,
dann können wir uns ja nun auf unseren Besuch konzentrieren.“
Irritiert sah
James auf und bemerkte erst jetzt den untersetzen Mann, der sie fast erreicht
hatte. Keuchend blieb er schließlich vor den drei Reisenden stehen.
„Der Göttin
des Mondes sei Dank“, stieß der schließlich nach Luft schnappend und die Hände
auf die Knie gestützt hervor. „Die Göttin selbst muss euch geschickt haben!“
„Herr?“,
fragte Alex verständnislos.
„Mein Wagen!
Ich bin in ein Loch im Boden gefahren und jetzt steckt mein Rad fest. Ich komme
nicht weiter! Und dabei muss ich doch pünktlich sein, sonst… uh ich
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