Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
wusste, wo der Eingang zu den Katakomben wäre und nun saßen sie
hier, gefangen in einem goldenen Käfig.
Resigniert
folgte sie dem Beispiel der Jungen und begann damit die Wand, die ihr am nächsten
war, abzusuchen. Die Minuten verstrichen. Als sie nichts fand, wechselte sie
zur nächsten und zur nächsten. Systematisch arbeiteten sie sich vor. Doch
nichts. Nirgendwo war ein versteckter Hebel, ein Mechanismus, ein Stein den man
bewegen konnte. Sie waren gefangen. Seufzend ließ sie sich vor der dritten Wand
auf den Boden sinken und sah sich um. Alex beendete ebenfalls gerade die Suche,
an seiner dritten Wand. Sein Blick schweifte durch den Raum, bis hin zur Decke.
Er kniff die Augen zusammen, um die dort aufgemalten Bilder besser erkennen zu
können, doch Svenja bezweifelte, dass diese ihm einen Hinweis geben würden. Ihr
Blick haftete sich an die blau leuchtende Spirale auf dem Boden. Wie sie
schimmerte und ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie sah aus wie eine
Schlange, die sich um sich selbst wandt. War im Wappen von Königin Saphira
nicht auch eine Schlange gewesen? Wenn Svenja den Kopf bewegte, schien sie sich
sogar zu bewegen. Dem Mädchen wurde regelrecht schlecht bei dem Anblick, als…
„Schaut mal“,
hauchte James, der sich immer noch mit seiner zweiten Wand beschäftigte. Svenja
riss den Blick von der blauen Schlange los. Alex, der sich am anderen Ende des
Raumes auf dem Boden niedergelassen hatte, stand auf und ging langsam zu ihm
hinüber. Svenja folgte seinem Beispiel. Noch während sie auf dem Weg zu ihm war
streckte James die Hand aus und legte sie vorsichtig auf die Wand. Danach ging
alles rasend schnell. Der Raum begann zu beben. Svenja suchte nach Halt doch
den gab es nicht, sie stürzte. Alex erging es ebenso. Nur James blieb stehen,
aber… Entsetzt weiteten sich Svenjas Augen. Feine weiße Fasern, Spinnfäden
ähnlich, schossen aus der Wand hervor, legten sich über James Finger, seine
Hand, wickelten sie regelrecht ein und arbeiteten sich immer weiter vor, um
sich über seinen Arm auszubreiten. Plötzlich war der Raum nicht mehr leer.
Stimmen hallten.
„Eindringlinge!“,
flüsterte jemand Svenja ins Ohr, entsetzt drehte sie sich um. Da war niemand!
„Eindringlinge!“,
flüsterte die Stimme erneut hinter ihr. Abermals fuhr sie herum, doch da war
immer noch niemand. Nur das Echo der Stimme schien sich Richtung Decke zu
bewegen.
„EINDRINGLINGE!“
Sie keuchte. Es wurden immer mehr Stimmen, die flüsterten, riefen, schrien.
„James!“,
brüllte Svenja und hielt sich die Hände auf die Ohren. „Lass das Ding los!“ Doch
als sie aufblickte sah sie, dass das scheinbar unmöglich war. Die weißen Fäden
hatten sich bis zu seinem Ellbogen vorgearbeitet und immer noch sprossen sie
aus der Wand, krabbelten wie kleine Raupen vorwärts, um sich dann an ihm
festzusetzen. Der Junge zog und zerrte, doch anscheinend konnte er seine Hand
nicht von der Wand lösen. Svenja stand auf. Sie wankte. Der Boden bebte. Immer
noch hielt sie sich die Hände auf die Ohren gepresst, doch es half nichts.
„Eindringlinge!“
Sie strauchelte. Rechtzeitig stützte sie sich mit der Hand auf dem Boden ab,
bevor sie wieder fiel. Sie hatte James fast erreicht, doch Alex war schneller.
Er griff nach seinem Freund und zerrte an ihm. Versuchte dessen Hand von der
Wand zu lösen, doch die Fäden sprangen jetzt auch auf ihn über, schnell zog er
die Hand weg und griff nach James Arm. Mit einem schmatzenden Geräusch lösten
sich die weißen Fäden und auch James Hand von der Wand. Die Stimmen verklangen,
das Beben erstarb.
„Was war
das?“, keuchte Svenja und trat näher. Die weißen Fäden verflüssigten sich und
tropften als klebrige Masse von der Hand des Elben, bildeten einen kleine zähe
Pfütze auf dem Boden, die plötzlich mit einem lauten Zischen verschwand. Für
einen Moment war nur der Atem der Drei zu hören, der viel zu schnell ging.
„Ich weiß
nicht“, keuchte James schließlich, um die Frage zu beantworten. „Es hat geklebt
und mich festgehalten.“ Er trat wieder auf die Wand zu.
„Seht, hier…“,
flüsterte er leise. Sie traten hinter ihn und sahen nun worauf er gedeutet
hatte. Ein kaum wahrzunehmender Abdruck einer Hand war dort, inmitten des
weißen Marmors.
„Ich hoffe,
dass dies nicht der Mechanismus für den Ausgang ist“, murmelte Alex leise und
besah sich den Handabbdruck. Die Finger waren außerordentlich lang, so wie die
von Königin Saphira.
„Wohl eher
nicht“,
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