Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
anderen ziehen in den Süden, Richtung Maravilla. Deswegen
ist Mirum auch so überfüllt. Am Rande der Stadt halten sich viele Kämpfer aus
dem Norden auf, die unseren König unterstützen wollen. Hin und wieder werden
Reisende von merkwürdigen Kreaturen überfallen, von Grämern und wildgewordenen
Ralohs. Es kann nicht mehr lange dauern, bis es zum entscheidenden Kampf
kommt.“
Svenja schwieg
entsetzt. Sie war weiß geworden. Dass sie nicht viel Zeit hatten, hatte sie
gewusst, aber das, was sie soeben gehört hatte, änderte die Lage noch einmal.
Sie starrte auf das Fenster, welches hier oben zum Glück nicht zugenagelt war.
Schwarze Nacht hatte sich über die Stadt gelegt, doch es war noch nicht still
dort draußen. Ihr Blick glitt in die Ferne. Dann, mit einem Ruck, drehte sie
sich zurück und blickte ihren Gefährten entschlossen ins Gesicht.
„Wir müssen
uns aufteilen!“
„WAS?“, fragte
die Beiden wie aus einem Munde und starrten sie an.
„Wir müssen
uns aufteilen!“, wiederholte sie und starrte die Wand an. „Sonst schaffen wir
es nicht. Wir müssen noch das All-heilende Kraut finden und das ‚Etwas‘. Dazu
bleibt uns nicht mehr die Zeit.“
„Und wenn wir
das Kraut vergessen?“
„Nein, lege
dich niemals mit einem Geist an – und wenn es nur ein Baumgeist ist. Das kommt
also überhaupt nicht in Frage. Wir teilen uns auf. Einer sucht den Mythos und…“
Alex abwertendes Lachen unterbrach sie.
„Sicher“,
höhnte er und beugte sich vor. „Lass mich raten, du bist nicht ganz zufällig
diejenige, die nach dem Mythos suchen wird?!“Sie sah ihn lange an.
„Nein“,
antwortete sie schließlich. „Du.“ Er starrte sie an, vollkommen perplex.
„Aber“,
stammelte er dann, „du bestehst nicht darauf?! Du lässt mich das Ding suchen
ohne Anspruch darauf zu erheben?!“ Sie lächelte schwach.
„Hier geht es
um mehr als persönliche Interessen, Alex. Wir wollten das Kraut dort suchen, wo
ich die Lavanja gefunden habe. Wie wollt ihr diesen Ort ohne mich finden?“
Immer noch starrte er sie an. James konnte sehen wie der ganze Hass den er
gegen sie geschürt hatte, die Wut und das Misstrauen plötzlich verpufften.
„Also“, führte
James das Gespräch fort. „Das heißt, wir müssen jetzt nur noch herausfinden, wo
wir hin müssen.“
Grimmig sah
Svenja ihn an. „ Wir müssen ins Tal der Abtrünnigen.“
„Das war
irgendwie nicht die Aussage die ich mir erhofft hatte“, murmelte James bleich.
„Kümmern wir
uns um die Rose“, fuhr Svenja fort. „Irgendjemand eine Idee?“ Sie schwiegen.
„Mir sagt
nicht eine einzige Zeile in diesem Vers etwas“, sagte Alex resigniert und holte
die goldene Blume aus seiner Tasche. Gedankenverloren starrten sie sie an.
Am nächsten Morgen führte Svenjas
erster Weg in den Stall. Wie Alex bereits am Vorabend erzählt und die Königin
versprochen hatte, standen ihre drei Pferde da. Gemütlich kauten sie auf dem
Heu herum. Svenja ging auf ihren Rappen zu. Das Tier wieherte erfreut, als es
sie bemerkte und wandte den großen Kopf zu ihr. Neugierig schnupperte der
Hengst an ihren Taschen. Sie lachte und holte den Apfel, den sie dort versteckt
hatte, heraus.
„So etwas
findest du sofort, hm?“, fragte sie leise und kraulte ihm die Stirn. Ein
zufriedenes Schnauben war die Antwort.
„Ich glaube,
ich will gar nicht wissen, wie die Tiere hierhergekommen sind.“
Erschrocken
fuhr Svenja herum, als die Stimme hinter ihr erklang. James lehnte in der Stalltür
und musterte sie.
„Ich auch
nicht. Ich vermute, die Höhle gehört noch zu ihrem Einflussbereich. Was
bedeutet, dass sie noch mächtiger ist, als ich dachte. Möglicherweise hätte sie
uns auch ohne den Flussweg…“
„Das denke ich
nicht“, unterbrach James sie. „Vielmehr vermute ich, dass sie von Randbereich
zu Randbereich agieren kann, nicht aber aus ihrem Reich heraus.“
„Wer weiß das
schon“, seufzte Svenja, tätschelte den Rappen noch ein letztes Mal und kam dann
auf den Elben zu. Er sah sie stumm an.
„Was?“, fragte
sie nervös.
„Du hast Alex
einen ganz schönen Schrecken eingejagt mit deiner Sinneswandlung“, meinte er
grinsend.
„Das hat
überhaupt nichts mit Sinneswandlung zu tun, sondern mit klar und logisch denken.“
Nachdenklich sah er sie an.
„Was?“, fragte
sie erneut.
„Manchmal
möchte ich zu gern wissen, was da drin los ist“, sagte er und tippte mit dem
Finger gegen ihre Stirn. Sie schnaubte amüsiert, schob ihn beiseite und trat
hinaus
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