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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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tun?«
    Bones' dunkelbraune Augen, die mich sonst so leicht zum Schmelzen bringen konnten, waren nun kalt und leer.
    »Ich habe dir die Chance gegeben, dich mit Würde und An stand zu deinen Taten zu bekennen. Das hast du abgelehnt. Du willst es also nicht anders. Du wirst hier angekettet bleiben, al lein und ohne Nahrung, bis Hunger und Einsamkeit dich gefü gig gemacht haben. Mal sehen, was du in etwa einem Monat zu sagen hast. Überlassen wir ihn seinem Frevel und seiner Rück gratlosigkeit. In der Zwischenzeit genieße ich die Gesellschaft meiner Frau.«
    Bones nahm meine Hand. Ich wehrte mich lange genug, um mein vollgekritzeltes Blatt hochzuhalten und es Tate lesen zu lassen, während Rodney ihm den Arm wieder an die Wand ket tete.
    Ich finde den Schuldigen, versprochen, aber wenn irgendwer außer mir oder Bones hier reinkommt, schreist du, so laut du kannst.
    »Keine Sorge, Cat«, sagte Tate mit einem Anflug von Humor.
    »Ich rühre mich nicht vom Fleck.«
    Als Rodney die Tür hinter uns geschlossen hatte, wandte ich mich mit einem Ruck Bones zu. Glaubst du immer noch, er war es?, wollte ich wissen.
    Als er mich ansah, standen ihm die unterschiedlichsten Emo tionen ins Gesicht geschrieben, und keine davon war erfreulich.
    Schließlich schüttelte er den Kopf.
    Nein.

    27
    Wir hatten den Kreis der Verdächtigen eingeengt. Von den ur sprünglich dreizehn Kandidaten konzentrierten wir uns jetzt auf vier. Bones hatte sich die Entscheidung alles andere als leicht gemacht, schließlich kannte er alle seit mindestens hundert Jah ren und betrachtete sie als gute Freunde. Allerdings hatte Cä sar Brutus auch nicht verdächtigt, und wir wissen ja, wie die Geschichte ausging. Gefühlsduseleien mussten also außen vor bleiben.
    Zero stand trotz seiner äußerlich sklavischen Unterwürfig keit auf unserer Liste. Gefolgt von Tick Tock, Rattler und Doc.
    Vlad kam eventuell auch noch in Frage.
    Während ich frühstückte, rief Bones Don an, um ihm zu sa gen, dass er zu uns gestoßen war. Mein Onkel erkundigte sich natürlich nach Tate und erhielt die brüske Antwort, dass der
    »fürs Erste« noch unverschrumpelt sei. Ich konnte Don prak tisch vor mir sehen, wie er sich während des Telefonats kleine graue Härchen aus den Augenbrauen zupfte. Don liebte Tate, aber er war auch Realist. Er wusste, was passieren würde, wenn Tate wirklich der Schuldige war. Vampire hielten nichts von Bewährungsstrafen.
    Um Mencheres' Geschichte von einer langsamen Genesung zu untermauern, bewegte sich Bones im Vergleich zu seiner sonsti gen raubtierhaften Anmut auffallend träge. Wir verbrachten den Nachmittag auf der Couch, während Mencheres Bones in aller Kürze darüber aufklärte, was sich in seiner Abwesenheit zuge tragen hatte. In knappen, aber schonungslosen Worten schilderte er, wie Patra ungebeten im Opernhaus aufgetaucht war. Meine Mutter hörte auf, so zu tun, als würde sie uns nicht zuhören, und ließ sich auf einem Sessel in der Nähe nieder. Als Mencheres seinen Bericht beendet hatte, brach sie das lastende Schweigen.

    »So eine miese Schlampe. Du solltest sie umbringen, Cathe rine.«
    Bones ließ ein Schnauben hören. »Das erledige ich schon selbst.«
    In der Zwischenzeit blieb uns nur abzuwarten, wer von unse ren Leuten versuchen würde, Patra mitzuteilen, dass Bones über lebt hatte. Don hatte dafür gesorgt, dass sämtliche Telefonlei tungen abgehört und sogar die drahtlose Kommunikation über wacht werden konnte. Egal ob E-Mail oder SMS - abgesehen von Brieftauben wurde alles abgefangen. »Aus Sicherheitsgründen«, sagte Mencheres knapp, und niemand wagte es, sich ihm zu wi dersetzen. Wenn unser Maulwurf in Aktion treten wollte, würde er uns ins Netz gehen. Jetzt hieß es einfach nur abwarten.
    »Bones, du bist noch sehr blass«, bemerkte Mencheres. »Du solltest etwas essen und dich dann hinlegen.«
    »Du hast recht.« Bones zog mich an der Hand mit sich. »Kätz chen, ich möchte dir etwas zeigen.«
    Durch mehrere Räume, die ich mir noch nicht näher angese hen hatte, folgte ich ihm in den Keller. Mindestens ein Drittel des Hauses lag unter der Erde. Bei den Vampiren und Ghulen selbst war es ähnlich. Dem Außenstehenden erschloss sich nur ein Bruchteil ihrer Welt.
    Zwei Vampire verneigten sich, bevor sie uns eine hölzerne Flügeltür öffneten.
    Mehrere junge Leute, alle sterblich, sahen auf, als wir den Raum betraten, der eine Art Freizeitbereich zu sein schien. Ein paar saßen auf einem Sofa vor einem

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