Gefährtin der Dämmerung
grinste. »Die Freude ist ganz meinerseits.«
Max legte die Panzerfaust weg, aber das hätte mir vor ein paar Minuten mehr genutzt als jetzt.
»Kalibos«, sagte er, »wenn meine Tochter eine Bewegung macht, erschießt du ihre Mutter.«
Mit diesem unheilvollen Befehl verschwand er in der Küche.
Ich presste noch immer die Hände auf meine Bauchwunde, die schlimmer blutete als die an meinem Bein. Du gottverfluchtes Arschloch, Max, dachte ich unter Schmerzen. Ich mach dich kalt, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.
Was es allem Anschein nach auch sein würde.
Meine Mutter starrte noch immer teilnahmslos ins Leere.
Ansonsten schien sie zu meiner Erleichterung aber unversehrt zu sein. Kalibos, wie der andere Vampir offensichtlich hieß, ließ die Hand in ihren Ausschnitt wandern und drückte ihre Brust.
Ich stieß ein leises Knurren aus, das ihn grinsen ließ.
»Gemach, gemach«, säuselte er und ließ die Hand tiefer glei ten.
Als Max aus der Küche kam, warf er Kalibos einen wütenden Blick zu. »Sie nicht«, wies er ihn knapp an. »Wenn wir noch Zeit haben, kannst du dich mit Cat vergnügen, aber Justina ge hört mir.«
Grundgütiger. Neue Entschlossenheit stieg in mir hoch. Ich musste Max umbringen, selbst wenn meine Mutter und ich auch dabei draufgingen. Ich kannte meine Mutter. Der Tod wäre ihr lieber als die Vergewaltigung durch einen Vampir, insbeson dere wenn dieser Vampir Max war.
»Ich finde, wir sollten sie allmählich wieder aufwecken, oder?«, wandte sich mein Vater in munterem Tonfall an mich.
Mit der erneuten Anweisung, mich bei der geringsten Bewe gung zu erschießen, reichte er Kalibos seine Waffe und näherte sich meiner Mutter. Max ritzte sich die Haut des Daumens mit einem der vier Messer auf, die er aus der Küche geholt hatte, und drückte ihn ihr an die Lippen.
»Aufgewacht, die Sonne lacht«, sagte er und verstrich das Blut.
Meine Mutter leckte es auf, blinzelte ... und fing an zu schreien.
Max hielt ihr den Mund zu. Ich versuchte, meine Schmer zen so weit zu unterdrücken, dass ich mich auf einen Plan kon zentrieren konnte. Komm schon, Cat, denk nach! Es muss eine Lösung geben.
»Hallo, meine Schönste«, gurrte Max, sein Gesicht ganz nah an dem meiner Mutter. »Ich nehme jetzt die Hand weg, aber jedes Mal, wenn du schreist, schneide ich deiner Tochter was ab. Kapiert?«
Meine Mutter sah mich an, ihre Augen weiteten sich, und dann nickte sie. Max ließ die Hand sinken.
»Schon besser. Und um sicherzustellen, dass unser Kätzchen hier uns nicht den ganzen Spaß verdirbt ...«
Max kam auf mich zu, die Messer noch in der Hand. Ich nahm all meinen Mut zusammen. Mit aller Macht wünschte ich mir, ihm die Messer aus der Hand reißen zu können. Doch Kalibos zielte mit der Pistole auf mich und war meiner Mutter so nah, dass er sie problemlos beißen konnte. Ich würde mich wehren, aber nicht jetzt.
Max lächelte, kniete sich hin und packte mich am Hand gelenk. »Du wirst sterben«, sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte, »aber deine Mutter lasse ich leben, damit sie den Anblick nie vergisst. Wenn du dich allerdings gegen mich wehrst, kleines Mädchen, vergewaltige ich sie, töte sie vor dei nen Augen und nehme mir hinterher dich vor. Wie viel liegt dir daran, ihr dieses Schicksal zu ersparen?«
Noch nie hatte ich jemanden so gehasst wie meinen Vater.
Vermutlich würde Max uns ohnehin beide umbringen, aber im Augenblick hatte ich drei Möglichkeiten. Hoffen, dass mir ein brillanter Plan einfiel, der uns beide retten konnte, hoffen, dass Max meine Folterung so lange ausdehnte, bis Bones auf kreuzte ... oder versuchen, mir die Messer zu schnappen und zu riskieren, dass Max seine Drohung meiner Mutter gegen über wahrmachte. Dass er dazu fähig war, wusste ich. Ihm war so gut wie alles zuzutrauen.
»Lass sie frei, wenn es vorbei ist«, sagte ich sehr leise. Ich hat te mich für Plan A beziehungsweise B entschieden.
Max lächelte. »Kluges Kind« Seine Finger strichen über mein Handgelenk. »Warum bist du allein gekommen? Wo ist Bones?«
Eine Lüge war immer glaubwürdiger, wenn man sie mit der Wahrheit mischte. »Er ist im Stützpunkt. Gestern Nacht hat er einen meiner Männer in einen Vampir verwandelt und bleibt jetzt bei ihm, bis der seine Blutgier im Griff hat.«
Max' Lächeln wurde breiter. »Tate.«
Ich konnte meinen Schock nicht verbergen. Mein Vater lach te. »Woher ich das weiß ? Belinda hat es Kalibos erzählt. Als ich deine Mutter aufgespürt hatte,
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