Gefährtin der Dämmerung
Idee gekommen, Max könnte bei meiner Mutter auf mich lau ern. Ich konnte es Anthony also kaum verübeln, dass er glaub te, niemand wüsste, welchen Weihnachtsmarkt er heute Abend besuchen würde.
Vielleicht tauchte er nicht mal auf, und Vlad hatte sich nur einen Spaß mit Bones erlauben wollen. Immerhin hatte dem die Vorstellung, ich würde mich als Tates Freundin ausgeben, gelinde gesagt gar nicht gefallen. Er hatte dermaßen geflucht, dass sogar ich die Stirn gerunzelt hatte. »Sieht aus, als käme Weihnachten für dich dieses Jahr früher«, hatte er schließlich zu Tate gesagt, als er zugeben musste, dass die Idee brillant war.
Natürlich hätte Vlad auch Schlimmeres vorhaben können.
Mencheres allerdings glaubte nicht, dass er uns in eine Falle locken wollte. Bones offensichtlich auch nicht, sonst hätte er mich gar nicht erst gehen lassen. Riskant war es aber trotzdem, einem Vampir zu trauen, der Bones hochoffiziell nicht ausste hen konnte.
»Konzentrier dich aufs Wesentliche«, zischte ich Tate zu und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
Er schnaubte. »Mach ich doch.«
Das brachte mich dazu, auf dem Weg zum Zuckerwattestand abrupt innezuhalten. Tate und ich hatten in letzter Zeit nie mehr unter vier Augen gesprochen, und so war dies die beste Gelegenheit, um ein paar Dinge klarzustellen.
»Sieh mal, Tate, du musst über diese ... Sache mit mir hin wegkommen. Das wirkt sich negativ auf unsere Freundschaft, unsere Arbeit aus. Und jedes Mal, wenn du vor Bones davon anfängst, spielst du mit deinem Leben.«
Tate kam näher und senkte die Stimme, was bei all dem Hin tergrundlärm eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Ein Vampir hätte schon ziemlich nahe sein müssen, um uns belauschen zu können.
»Weißt du, warum ich ständig über meine Gefühle für dich spreche? Weil ich jahrelang kein Wort darüber verloren habe.
Wir waren Freunde, aber ich hatte gehofft, dass sich mit der Zeit mehr daraus entwickeln würde. Ich werde nicht noch ein mal den Fehler machen, so lange zu zögern. Es ist mir egal, ob ich dem Gruftie damit auf den Geist gehe oder ob es dir pein lich ist. Ich habe lange genug so getan, als wollte ich nur dein Kumpel sein.«
Tate beugte sich zu mir herunter, und ich konnte entweder zulassen, dass er sich an mich presste, oder mich von ihm los reißen und eine Szene machen.
»Versuch nicht, mir weiszumachen, du hättest noch nie da rüber nachgedacht«, sagte er leise. »Ich weiß noch, wie wir uns in dieser einen Nacht geküsst haben, bevor Bones wieder auf getaucht ist. Damals hast du mich nicht wie einen Kumpel be handelt.«
War ja klar, dass das wieder kommt, dachte ich, während Är ger und Frustration in mir um die Oberhand rangen. Ein Abend voller Drinks und Einsamkeit hatte damals zu einem Kuss ge führt, der nie hätte sein sollen.
»Du bist ein gut aussehender Mann, und ich bin nicht aus Stein. Ja, der Gedanke ist mir auch das eine oder andere Mal gekommen. Aber das war, bevor Bones wieder in mein Leben getreten ist. Ich kann ehrlich behaupten, dass es seitdem nicht mehr vorgekommen ist.«
»Manchmal hasse ich Don«, zischte Tate.
Jetzt kam ich nicht mehr mit. »Was hat mein Onkel denn da mit zu tun?«
»Don hat seit deiner Geburt gewusst, was du bist, und bevor ich dich kennengelernt habe, kannte ich ihn schon drei Jahre.
Drei Jahre, Cat. Das macht mich wahnsinnig. Don hätte dich einfach nur sechs Monate früher ausfindig machen müssen. Dann wärst du mir und nicht Bones zuerst über den Weg gelaufen. Wir hätten uns gemocht, du hättest dich von mir angezogen gefühlt, und als dein Kollege wäre ich der perfekte Mann für dich gewe sen. Du hättest dich in mich statt in Bones verliebt.«
Es erstaunte mich, dass er sich so viele Gedanken darüber gemacht hatte ... Und das Schlimmste war, dass ich womöglich tatsächlich etwas mit Tate angefangen hätte, wenn ich Bones nicht zuerst begegnet wäre. Es wäre vielleicht nicht die große Liebe gewesen, aber Tate war durchaus mein Typ.
»Oder ich wäre bei meinem ersten Auftrag ums Leben ge kommen, das ist wahrscheinlicher, denn Bones hätte mich ja nicht ausbilden können. Und selbst wenn alles so gelaufen wäre, wie du es dir vorstellst, hätten wir keine Zukunft gehabt.«
»Warum?«
»Bones wäre als Killer auf mich angesetzt worden. Den Job hat man ihm in den Jahren unserer Trennung angeboten, als sich unter den Untoten noch nicht herumgesprochen hatte, dass zwischen uns eine Verbindung besteht. Also hätte mich
Weitere Kostenlose Bücher