Gefährtin der Dämmerung
Bones entweder umgebracht oder sich von mir als Mischling so ange zogen gefühlt, dass er mich gefangen genommen hätte, wie er es anfangs auch getan hat. Es gibt Menschen, die sind einfach nicht füreinander geschaffen.«
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Tate; der Trotz stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Tate gab nie auf, egal wie aussichtslos die Lage war, deshalb war er ja ein so guter Soldat. In diesem Fall aber hatte er sich in etwas verrannt.
»Die Dinge ändern sich«, sagte ich schließlich. »Eines Tages wirst du eine Frau kennenlernen, die dich erkennen lässt, dass das, was du für mich empfunden hast, keine echte Liebe war.
Und wenn das passiert, werde ich mich für dich freuen.«
Tate schüttelte den Kopf. »Oder du merkst, dass Bones nicht der Mann ist, für den du ihn gehalten hast, und verlässt ihn.
Komm schon, Cat, du kennst ihn doch kaum.«
»Ich kenne Bones nicht?«, fragte ich ungläubig. »Du machst wohl Witze?«
»Er ist fast zweihundertfünfzig Jahre alt, und du bist ins gesamt nicht mal ein Jahr mit ihm zusammen«, sagte Tate nur.
»Ich weiß, worauf es ankommt«, sagte ich mit fester Stimme, ich war sauer.
»Oder du bist blind vor Liebe. Bones ist ein Ex-Stricher, Cat.
Seit Jahrhunderten ist es sein Handwerk, Frauen Liebe vorzu gaukeln. Annette hat mir das eine oder andere über ihn erzählt, und ich muss sagen, manchmal weiß ich nicht, ob ich Bones ab stechen ... oder ihm auf die Schulter klopfen soll. Jemand wie der wacht nicht eines Morgens auf, vergisst alles, was gewesen ist, und wird zum treu sorgenden Ehemann.«
Tates Stimme wurde rauer, leiser, und er drehte sich so, dass ich ihn ansehen musste.
»Ich aber stehe jetzt seit fast fünf Jahren an deiner Seite. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst. Du weißt, dass ich dich nie anlügen, dich nie betrügen würde, ganz im Gegensatz zu ihm.
Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann wird es so weit sein. Und dann wirst du ihn verlassen. Und ich werde auf dich warten.«
Die Unterhaltung führte zu nichts. So viel also dazu, ihn ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen. Mit ei nem letzten wütenden Blick in Tates Richtung setzte ich mein falsches Lächeln auf und machte mich endgültig auf zum Zu ckerwattestand. Wenn ich mich hier schon nicht mit Gin voll laufen lassen konnte, würde ich wenigstens Zuckerwatte schle cken, bis hoffentlich Anthony auftauchte.
Drei Portionen Zuckerwatte und zwei Runden auf dem Riesen rad später - hey, von da oben aus hat man einfach die beste Aus sicht - war immer noch kein Anthony in Sicht. Und abgesehen von Tate auch kein anderer Vampir. Zehn Uhr war vorbei, und die kleineren Kinder waren inzwischen fast alle verschwunden.
Der Nikolaus machte mit fortschreitender Uhrzeit ein immer unfreundlicheres Gesicht. Vermutlich zählte er schon die Mi nuten bis Mitternacht, wenn der Rummel schließen würde.
Seit unserer Auseinandersetzung hatten Tate und ich kaum miteinander gesprochen. Wir gaben weiter das glückliche Pär chen. Tate vergnügte sich am Schießstand. Sehr zum Leidwesen des Betreibers, denn mit seiner militärischen Ausbildung und dem gerade erworbenen Vampirstatus schoss Tate nicht ein ein ziges Mal daneben. Was zur Folge hatte, dass ich den Rest des Abends mit einem riesigen Plüscheisbären im Arm herumlau fen musste.
Oh ja. Spätestens jetzt hätte uns wirklich keiner mehr für Vampirjäger gehalten.
Umso größer war meine Überraschung, als Tate mich abrupt herumriss und küsste, als gäbe es kein Morgen mehr. Meine erstickten Protestlaute erstarben, als er flüsterte: »Er ist hier.«
Ich ließ den Eisbären fallen, schlang Tate die Arme um den Hals und erwiderte seinen Kuss ebenso leidenschaftlich, während ich versuchte, die Präsenz des anderen zu erspüren.
Da. Etwa fünfzig Meter entfernt hing knisternd eine über menschliche Aura in der Luft. Wie schön, dass du doch noch zum Spielen gekommen bist, Anthony. Falls es nicht irgend ein anderer Vampir war, der einen harmlosen Bummel über den Weihnachtsmarkt machte. Das wäre mal wieder typisch gewesen.
Das Kraftfeld näherte sich. Wer immer es ausstrahlte, hatte Tate ebenfalls bemerkt, denn er kam direkt auf uns zu. Ich küss te Tate noch inniger. Der stöhnte und schloss die Arme fester um mich. Als er schließlich den Kopf hob, war ich ziemlich au ßer Puste, so fest hatte er mich gepackt und abgeknutscht.
Der Vampir war jetzt nur noch zehn Meter entfernt. Tate machte keinen Hehl
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