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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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machen, einen Mantel überzustrei fen, lief ich nur in meiner dünnen Strickjacke nach draußen und erwartete zitternd die Landung des Helikopters. Die kreisenden Rotorblätter wirbelten den Schnee auf und peitschten mir das Haar ins Gesicht. Sie wurden langsamer, die Tür öffnete sich, und Spade, Rodney und Ian kamen zum Vorschein.
    »Bring mir jemand ein Paar verdammt gute Handschellen!
    Ich habe es satt, auf diesem Typen zu sitzen«, fauchte Ian. Sein kastanienbraunes Haar wurde fast so durcheinandergewirbelt wie meines.
    Drei von Mencheres' Vampiren beeilten sich, dem Befehl Fol ge zu leisten. Die anderen sechs kamen Spade, Rodney und Ian zu Hilfe, die eine tobende, fluchende Gestalt festhielten.
    »Engelchen, hol deinen Mann, damit er uns hilft«, brüllte Spade. »Wo ist die faule Socke ... ?«
    Als er meinen Gesichtsausdruck sah, hielt er inne und zog dem unbekannten Vampir, den sie wie ein Gepäckstück herum schleppten, eins über.
    »Wo ist der andere Heli? Wir wurden aufgehalten, Crispin müsste schon da sein.«
    Ian hatte noch nie so nervös geklungen. Wie in Zeitlupe hob ich das Handy, das ich in den Stunden des Wartens umklammert gehalten hatte. Mit gefühllosen Fingern tippte ich die zehntei lige Nummer ein und wartete dann wieder auf das metallische Summen des Freizeichens.
    Mencheres trat neben mich, aber ich sah ihn nicht an. Mein Blick war starr auf den Helikopter gerichtet. Mein Herz schlug so laut, dass ich fast das Freizeichen nicht hören konnte.
    Eins ... zwei ... drei ... vier ...
    Lieber Gott, bitte. Ich tu alles, bitte. Mach, dass es ihm gut geht. Mach, dass es ihm gut geht.
    Fünf ... sechs ... sieben ...
    Er muss drangehen, er muss!
    Acht ... neun ... zehn ...
    Ein Klicken ertönte, dann statisches Rauschen. Ich wartete nicht länger, sondern schrie laut seinen Namen.
    »Bones! Wo bist du?« Ich konnte seine Stimme nicht hören, nur weitere Störgeräusche. »Kannst du mich hören?«, schrie ich noch lauter. Vielleicht war die Verbindung schlecht.
    »Durchaussss ...«
    Es war mehr ein Zischen, das mir durch Mark und Bein fuhr und mich stärker frieren ließ als der fallende Schnee um mich herum. Das war keine Männerstimme, und sie hatte einen deut lich orientalischen Akzent.
    »Wer. Ist. Dran?«
    Jedes Wort war ein Knurren, das tief aus meinem Körper kam.
    Ich sah, dass Spade meine Arme packte, spürte es aber nicht.
    Eine Frauenstimme lachte, leise und boshaft. Ihre Stimme ist tiefer, als ich sie mir vorgestellt habe, dachte ich unvermit telt. Worin habe ich mich noch getäuscht? Warum sitze ich auf dem Boden?
    Falls sie nach ihren nächsten fünf Worten noch etwas sag te, hörte ich es nicht. Ich wusste, dass ich schrie, dass Menche res mir das Handy entriss und Spade mich in Richtung Haus zerrte, wie sehr ich mich auch dagegen wehrte. Meine Augen waren immer noch starr auf die langsamer werdenden Rotorblätter des Helikopters gerichtet, als könnten sie auf magische Weise alles ändern. Sie dürfen nicht anhalten, schoss es mir in den Kopf. Wenn sie anhalten, kommt Bones nicht mehr aus dem Helikopter. Mach sie doch jemand wieder an! Macht sie wieder an!
    Aber niemand tat es. Die Rotorblätter blieben nach einer letz ten, trägen Drehung stehen, und Spade drängte mich ins Haus.
    Etwas in mir barst, etwas, das viel stärker war, als das Wort Schmerz es je hätte ausdrücken können, und in meinem Kopf hallte nur noch immer Patras spöttische, boshafte, selbstzufrie dene Frage.
    Spreche ich mit der Witwe?

21
    Ich saß neben Spade. Der Schmerz fraß an mir wie ein toll wütiges Monster, das aus meinem Innern hervorbrechen wollte.
    Spade allerdings fragte ich nur: »Was ist passiert?«
    Rosafarbene Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Cooper hat am Bahnhof gewartet, und etwa zehn Minuten später haben wir gesehen, wie Anubus sich mit einigen Meistervampiren an ihn herangepirscht hat. Wir wollten Anubus lebend, also haben Ian und ich ihn festgehalten, während Rodney und Crispin mit den anderen gekämpft haben. Dann ist uns einer der Drecks kerle entwischt, und Crispin hat Rodney gesagt, er soll bei uns bleiben, solange er den Wichser verfolgt und absticht. Er wollte sich hier mit uns treffen. Wir dachten, er würde vor uns da sein, weil er sich nicht mit einem tobenden Gefangenen abmühen muss. Es tut mir so leid, Engel. So verdammt leid ...«
    Mencheres trat ins Zimmer, und ich spürte eine Feindselig keit in mir aufsteigen, die in einem kleinen, losgelösten Teil meines Selbst

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