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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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stärker wird Patra. Wann können wir frühestens losschlagen?«
    Mencheres wirkte schockiert. Ich kümmerte mich nicht da rum und trommelte zur Untermalung mit dem Fuß auf den Boden.

    »Also?«
    »Morgen Abend. Ich werde den entsprechenden Anführern Nachricht geben.«
    »Morgen Abend also.«
    Fragte sich nur, was in Gottes Namen ich bis dahin mit mir anfangen sollte.
    Nachdem man mich mehrmals auf meinen Schlafmangel hin gewiesen hatte, verzog ich mich in eines der Schlafzimmer im Obergeschoss, damit die Leute endlich Ruhe gaben. Kaum hatte ich mich allerdings auf dem Bett ausgestreckt und die gähnende Leere neben mir bemerkt, gab ich auf und nahm ein Bad. Zwei Stunden lang saß ich in der Wanne und starrte ins Leere.
    Als ich aus dem Badezimmer kam, stand Mencheres in der Tür. »Ich habe etwas für dich«, sagte er und hielt mir ein antikes Holzkästchen entgegen.
    »Was ist das?«
    »Das hat Bones mir vor ein paar Monaten für dich gegeben, für den Fall, dass ihm etwas zustößt.«
    »Leg es aufs Bett.« Meine Stimme war ein Krächzen. Ich fürchtete mich davor, das Geschenk entgegenzunehmen, weil meine Hände plötzlich zitterten. »Und geh.«
    Er gehorchte, und ich war mit dem Kästchen allein. Mehr als zwanzig Minuten brauchte ich, bis ich den Mut fasste, es zu öff nen, und musste dann einen Aufschrei unterdrücken.
    Ins Deckelinnere waren Fotos gesteckt. Das erste zeigte Bones und mich während des letzten Sommers. Wir saßen auf unserer Verandaschaukel, sein Gesicht im Profil, während er mir etwas zuflüsterte. Was es auch war, es brachte mich zum Lächeln.
    Auf dem zweiten lag ich nackt in einem völlig zerwühlten Bett auf der Seite und hatte ein Kissen an mich gepresst. Mein Mund stand offen, und ich schlief mit einem trag sinnlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Eine Brust war ganz zu sehen, wäh rend die andere nur im Ansatz unter den Laken hervorspitzte, genau wie das krause rote Haar zwischen meinen Schenkeln.
    Absurderweise peinlich berührt, wollte ich das Foto weglegen und bemerkte die Schrift auf der Rückseite.
    Das habe ich eines Morgens aufgenommen. Du warst so schön, dass ich nicht widerstehen konnte. Ich muss jetzt schon lächeln, wenn ich mir vorstelle, wie du rot wirst.
    Ein erstickter Laut entfuhr mir, als ich seine vertraute, elegante Handschrift sah. Es tat so weh, dass mir der Atem stockte.
    Auf dem restlichen Inhalt des Kästchens lag eine gefaltete Nachricht mit der Aufschrift Meiner geliebten Frau.
    Die Buchstaben verschwammen mir gleich vor Augen, weil die Tränen darin beinahe brannten, so sehr wollten sie heraus.
    Irgendetwas in mir wusste, dass es mit meiner mühsam auf-rechterhaltenen Selbstbeherrschung vorbei sein und ich die Nerven verlieren würde, wenn ich die Nachricht erst gelesen hätte. Ich schloss das Kästchen und schob es unter das Bett.
    Beschäftigung, ich musste mich beschäftigen. Wild entschlos sen schnappte ich mir die nächstbeste Hose und ein Oberteil, schlüpfte hinein, ohne mich darum zu kümmern, ob die Teile überhaupt zusammenpassten, und verließ beinahe fluchtartig das Zimmer.
    Doc hob den Kopf, als ich das Untergeschoss betrat. Er hat te seine Revolver um die Finger wirbeln lassen. Die meisten Vampire standen auf Messer, Schwerter und andere archaische Waffen, aber Doc hatte ein Faible für Knarren. Er war nie ohne anzutreffen.
    »Gevatterin«, grüßte er mich.

    »Wie alt bist du?«
    Wenn ihn meine spontane Frage überraschte, ließ er es sich nicht anmerken. Obwohl Doc jetzt schon seit etwa einer Wo che bei uns war, hatte er noch nicht groß mit mir gesprochen.
    »Hundertsechzig, einschließlich der Menschenjahre.« Er hatte einen angenehmen Südstaatenakzent, der jedes Wort ir gendwie höflich klingen ließ. Kurz fragte ich mich, auf welcher Seite er im Bürgerkrieg gekämpft hatte.
    Er hielt mir einen seiner Revolver hin. »Willst du die Gute mal ausprobieren?«
    Ich war bereits an die sechzig Kilometer wie besessen durch den Wald gerannt, hatte zwei Stunden lang Selbstgespräche ge führt und mehr nachgedacht, als gut für mich war. Jetzt also eine Knarre? Wieso nicht?
    »Deine Kanonen sind weiblich?«, fragte ich ihn, als ich die Waffe an mich nahm. Vor jedem Schuss musste man den Hahn spannen. Ich benutzte normalerweise eine Halbautomatik oder Automatik, je nach Situation.
    »Weil die Argumente der Frauen immer noch die tödlichs ten sind.«
    Schwarzer Humor. Unter anderen Umständen hätte ich das zu schätzen gewusst. Ich ließ den

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