Gefährtin der Dämmerung

noch.
    Bones wollte es so.«
    Ein dicker Kloß formte sich in meinem Hals, aber ich schluck te ihn wieder hinunter, zusammen mit all den anderen Gefüh len, die ich mir im Augenblick nicht leisten konnte. Dann nick te ich.
    »Wenn er es so gewollt hat, werde ich das Amt annehmen.«
    Und da lächelte Mencheres tatsächlich. »Er wäre stolz auf dich, Cat.«
    Meine Lippen formten sich zu einem kleinen, wehmütigen Lächeln. »Das ist das Einzige, was mich jetzt noch aufrecht hält.«
    Ich hörte, wie drinnen etwas zu Bruch ging, und richtete mich auf. »Gibt es sonst noch was? Ich muss mal nach Annette sehen. Hört sich an, als ginge es ihr wie mir.«
    »Alles Übrige hat Zeit bis nachher. Na los. Kümmere dich um sie.«
    Trotz meiner Eifersucht auf Annette, dem Ärger über ihre Versuche, meine Beziehung mit Bones zu sabotieren, und der Eifersucht, die ich ihr gegenüber verspürte, weil sie schon so viele Jahre mit ihm hatte verbringen können, reichte ein Blick auf die Vampirin aus, um sie trösten zu wollen. Wenn irgend wer hier wusste, wie es in mir aussah, dann war sie es.
    »Komm her, Annette.«
    Ich begann, sie aus Ians und Spades Armen zu lösen. Die bei den hatten sie festgehalten, entweder um sie zu trösten oder da mit sie nicht noch mehr kaputt machte. Ringsum lagen schon einige Scherben. Rosa Tränen rannen ihr in Strömen aus den Augen, und sie sah aus wie ein Häufchen Elend.
    »Lass mich los«, herrschte sie Spade an. »Begreifst du denn nicht, dass ich ohne Crispin nicht weiterleben will!«
    Das konnte ich nur allzu gut nachvollziehen. Aber Vlad hat te recht. Bones musste gerächt werden, und ich hatte dafür zu sorgen, dass das geschah.
    Ich packte Annettes Kopf mit beiden Händen.
    »Du wirst weiterleben, weil du es Bones schuldig bist. Patra hofft, dass sie durch seinen Tod aus dem Schneider ist, aber wir werden ihr beweisen, dass sie den größten Fehler ihres Lebens gemacht hat. Komm schon, Annette. Bones soll stolz darauf sein, dich vor Jahrhunderten zur Vampirin gemacht zu haben.
    Und seine Feinde sollen vor Furcht zittern.«
    Dunkelrosa Rinnsale ergossen sich weiter über Annettes Wangen, aber ihre Lippen verzogen sich zu einer harten Linie.
    Ich konnte zusehen, wie sie sich von dem Bild des Jammers, das sie eben noch abgegeben hatte, zurück in die fest entschlossene und stets gefasste Frau verwandelte, die anfangs alles daran gesetzt hatte, meine Beziehung zu Bones zu ruinieren.
    Sie wischte sich über die Wangen und erhob sich.
    Sie werden dafür büßen, versprach ich ihr mit den Augen Worauf du Gift nehmen kannst, antwortete sie mit ihren.
    Dann verblüffte sie mich, indem sie vor mir niederkniete und den zerzausten Schopf neigte. »Crispin hat mir anvertraut, dass du Meisterin seiner Sippe sein sollst, wenn ihm etwas zustößt, also schwöre ich dir hier und jetzt meine Treue.«
    Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Die anderen Vam pire aus Bones' Sippe taten es Annette nach, bis schließlich so gar Tate vor mir kniete.
    Spade trat neben mich. Als Meister seiner eigenen Sippe macht er keinen Kniefall. Doch auch er senkte den Kopf und küsste meinen Verlobungsring.
    »Ich werde dir zur Seite stehen, Cat, um meines Freundes willen, der von mir nichts anderes erwartet hätte.«
    Ich wollte etwas zu alledem sagen, aber mein Hals war wie zu geschnürt. Auch Rodney murmelte ein paar Worte und küsste den roten Stein in meinem Ring. Zu meiner Überraschung folgte Ian seinem Beispiel. Ich grub die Fingernägel in die Handflächen und schluckte die Tränen hinunter, die mir die Luft abzuschnü ren drohten. Wehe, du weinst, ermahnte ich mich. Wehe.
    Als alle Vampire ihren Treueschwur geleistet hatten, räus perte ich mich.
    »Danke. Ich gelobe, dass ich mich eures Vertrauens würdig erweisen werde. Wie Spade bereits sagte, hätte Bones nichts anderes erwartet. Mencheres?«
    Der Vampir neigte den Kopf. »Ja?«
    »Was nun?«
    »Wir werden in absehbarer Zeit eine Zusammenkunft abhal ten, damit dich Bones' Sippe offiziell anerkennen kann. Danach läuft alles wie gehabt. Wir haben Krieg.«
    »Was bedeutet >in absehbarer Zeit    Mencheres runzelte die Stirn. »Nein, aber in Anbetracht die ses plötzlichen, tragischen Ereignisses steht dir ein wenig Zeit zu ...«
    »Schwachsinn. Fröhlicher werde ich nicht mehr, also bringen wir's hinter uns. Bones' Leute sind nach seinem Tod bestimmt völlig außer sich, und je länger sie in der Luft hängen, desto