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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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hinterlassen, einem Grund, den Sie nicht ignorieren sollten.«
    Ich hasste die schneidende Arroganz in ihrer Stimme. Sie tat so, als hielte sie mich für eine Fünfjährige, die bereit war, den Erwachsenen für einen Lolli zu gefallen. Ich beugte mich vor, drang damit fast schon in ihren persönlichen Raum ein. »Meine Mutter ist nicht hier. Meine Mutter ist tot. Und ich habe eben zugesehen, wie ein Junge windelweich geprügelt wurde. Ein Junge, der Badelt kannte. Also wagen Sie nicht, mir zu sagen, was warten kann und was nicht. Denn es kommen mittlerweile noch andere Leute zu Schaden. Man hatte den Jungen davor gewarnt, auch nur mit mir zu reden.«
    Jack rieb sich die Nasenwurzel. »Liegt er im Krankenhaus?«
    »Jemand ist bei ihm. Wechseln Sie jetzt aber nicht das Thema.«
    »Wie könnten wir das?«, erkundigte sich Sarai bitter. »Sie sind bei uns eingedrungen. Wir können Ihnen schwerlich entkommen!«
    Am liebsten hätte ich das Weib an den Zöpfen gepackt und herumgeschleudert. »Wer sind Sie, verdammt?«
    Jack wechselte einen langen Blick mit Sarai. »Freunde Ihrer Familie, meine Liebe. Vertrauenswürdige Freunde.«
    »Vertrauen«, wiederholte ich. »Was ist das für ein sonderbares Wort in diesem Zusammenhang.«
    »Es ist die Wahrheit. Das müssen Sie glauben.«
    Hätte ich auch gern getan. Ich wollte vieles glauben. »Wollen Sie wissen, was ich glaube? Ich glaube, Sie wussten, wo ich war.
Bevor ich Sie letzte Nacht aufgestöbert habe, hätten Sie jederzeit bei mir hereinmarschieren und Hallo sagen können. Haben Sie aber nicht getan. Vor irgendetwas hatten Sie Angst. So große Angst, dass Sarai Badelt angeheuert hat. Sie hat ihm meinen Namen gegeben und ihn gebeten, Erkundigungen über mich einzuholen. Deshalb ist er gestorben. Er wurde erschossen. Und wofür?«
    Ich beugte mich vor. Die Wut schnürte mir fast die Kehle zu. Es war eine schreckliche Wut. »In der Nacht, in der er getötet wurde, war er auf der Avenue, hat mit den Obdachlosen geredet. Er hatte nur einen Grund, so etwas zu tun, nämlich weil er hoffte, jemanden zu finden, der schon einmal im Coop’s gewesen war. Jemand, der mich getroffen haben könnte.« Ich deutete mit dem Finger auf Sarai. »Sie wussten bereits, was ich war, und auch, wo. Sie wollten, dass Badelt nun auch noch das Wer herausfände!«
    Tödliches Schweigen antwortete. Eine durchdringende, morbide Stille. Dann, fast wie ein Nachsatz: »Ich habe es dir gesagt. Genau wie Jeannie.«
    »Dann kannst du dir ihren Namen ja auch auf die Brust tätowieren«, fuhr ihn Sarai an. Ihre Zöpfe schwangen aufgebracht um ihren Kopf herum. »Und was Sie angeht, Maxine …« Sie ballte die Faust, als hätte sie am liebsten jemanden geschlagen, mich vielleicht. Ihre zierlichen Knöchel liefen so weiß an, dass ich schon fürchtete, sie würden gleich platzen. »Wir wussten, wo Sie lebten. Aber wir kannten nicht die Person, zu der Sie herangewachsen sind. Und das mussten wir herausfinden. Es war wichtig. Brian sollte Gerüchte aufspüren, und zwar so unauffällig, dass niemand etwas von seinen Nachforschungen hätte verraten können … und die trotzdem nah genug an Ihre Kreise reichten, um die Wahrheit ausfindig zu machen.«
    Ich starrte sie ungläubig an. »Sie hätten einfach kommen und sich vorstellen können. So einschüchternd bin ich gar nicht.«

    Jack nippte an seinem Tee, aber seine Hand zitterte, und etwas von der Flüssigkeit schwappte über den Rand der Tasse. »Wir haben es Ihrer Mutter versprochen. Keinerlei Kontakt. Es sei denn, Sie würden uns von sich aus finden. Was wir … arrangiert hätten, wenn Brians Tod diesen Prozess nicht … beschleunigt hätte.«
    Sarai sah zur Seite. »Brians Tod war eine Botschaft an mich. Ein Rat, mich von Ihnen fernzuhalten. Oder vielleicht - wie bei dem Jungen - eine Strafe dafür, dass ich es nicht getan hatte.«
    Ich betrachtete forschend ihr Gesicht, aber welche Emotionen ich gestern Nacht auch darin gefunden haben mochte, heute waren sie so tief verborgen, dass man hätte glauben können, sie spräche über die Ermordung eines Fremden, und nicht die ihres Exmannes.
    »Ein Dämon hat ihn umgebracht«, erklärte ich. »Ein dämonischer Parasit, der von einem Menschen Besitz ergriffen hat. Davon bin ich überzeugt. Und doch überrascht es Sie nicht. Nichts von alledem scheint Sie zu überraschen.«
    »Ich kenne Mamabluts Eigenheiten«, murmelte Sarai, was nun aber mich überraschte. »Ihr liegt nur etwas an ihr selbst. Sie opfert sogar ihre

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