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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Natur uns einsperrt? Wenn gerade sie verlangt, dass wir uns von allen möglichen Wesen trennen, und das nur, damit wir überleben?«
    Grant schwieg lange und starrte mich an, aber ich glaubte
nicht, dass er mein Gesicht sah; er hatte etwas anderes vor Augen: eine Erinnerung, einen Traum. Dann klärte sich sein Blick, verhärtete sich. »Und Sie, Maxine?«, fragte er. »Sie behaupten, Sie wären menschlich, aber das können Sie doch gar nicht sein. Jedenfalls nicht ganz. Soll ich wirklich glauben, dass Ihre Fähigkeit zu hoffen, sich zu verändern, sich von meiner unterscheidet? Oder dass die Dämonen, mit denen Sie leben, irgendwie anders wären? Dass jegliches vernunftbegabte Wesen, Dämon oder nicht, unfähig wäre, mehr zu werden als das, als das er geboren wurde?«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung. »Das alles sind Fragen, über die ich auch schon nachgedacht habe.«
    »Und?«
    »Und - nichts.« Das war zwar gelogen, aber immer noch besser, als sich der Alternative zu stellen. Ich warf Grant einen kurzen Seitenblick zu. Er beobachtete mich. »Wollen Sie mir wirklich nicht erzählen, wieso Sie kein Priester mehr sind? Da Sie doch bei religiösen Fragen so leidenschaftlich argumentieren.«
    »Ich glaube, wir sprechen hier nicht über eine Religion, die von der Kirche akzeptiert wird«, erwiderte Grant ironisch, »und was meine Geschichte betrifft … Vielleicht erzähle ich Ihnen später etwas davon. Nachdem Sie mir erklärt haben, weshalb Dämonen auf Ihrem Körper wohnen.«
    »Oder warum ich Ihnen das Leben gerettet habe?«
    »Ich würde gern glauben, dass Sie es getan haben, weil Sie ein guter Mensch sind.«
    »Und wenn Sie sich täuschen?«
    Er lächelte. »Ich habe Vertrauen.«
    Ich unterdrückte ein Lachen. Auf dem Hügelkamm tauchte ein Polizeiwagen mit Blinklicht auf. Er raste mit ausgeschalteten Sirenen an uns vorbei die Straße hinunter. Ihm folgte ein Krankenwagen.
Ich hoffte, dass er den Tatort noch rechtzeitig erreichte. Ich unterdrückte den Gedanken an die alte Frau, die auf der Straße lag. Sie war ein Zombie, gewiss, vor allem aber ein Mensch. Ohne Hilfe würde sie verbluten. Ich hätte ihr helfen können, wäre ich bereit gewesen, mich und die Jungs zu zeigen. Aber das war ich nicht - jedenfalls nicht, bis Grant auftauchte. Was ich mir immer noch nicht erklären konnte.
    »Sie glauben, dass sie gestorben ist.« Grants Stimme klang ernst, während er dem Unfallwagen nachsah.
    »Ich hoffe es nicht. Sie hat etwas Besseres verdient.«
    »Das gilt doch für jeden. Sie machen sie nicht dafür verantwortlich, weil sie besessen war?«
    Ich musterte ihn finster. »Ebenso wenig, wie ich Frauen, die kurze Röcke tragen, dafür verantwortlich mache, wenn sie vergewaltigt werden! Also wirklich!«
    Grant zuckte mit den Schultern. »Sie wären überrascht, wie unversöhnlich einige Leute sind. Wenn Sie nur um Haaresbreite vom allgemein akzeptierten Weg abkommen … selbst schuld. Sie bekommen, was Sie verdienen.«
    »Lassen Sie mich raten. Sie sind vom Weg abgekommen.«
    »Man hat es mir vorgeworfen, ja. Das ist ein Unterschied.« Ich schwankte etwas in seine Richtung, rein zufällig, und streifte seinen Ellbogen. »Immer noch verbittert?«
    » Bitter ist ein hässliches Wort, Maxine.«
    »Wie wäre es mit genervt?«
    »Schon besser.« Er lächelte. »Aber das ist Vergangenheit. Ich finde das Leben … weniger erstickend. Und genieße meine intellektuelle Freiheit.«
    »Ist das alles, was Sie genießen?«
    Grant lachte. »Wie verläuft Ihr Leben denn so?«
    »Fein. Ganz gewöhnlich.« Ich hatte spontan geantwortet, und die Worte klangen vollkommen lächerlich. Ich zuckte mit
den Schultern, suchte nach etwas Besserem, doch vergeblich. »Ich weiß nicht. Das hat mich noch niemand gefragt.«
    »Sie machen wohl Witze.« Grant schüttelte den Kopf. »Wow.«
    Wow, in der Tat. »Können wir vielleicht über etwas anderes reden?«
    »Müssen wir das?«
    »Grant!«
    »Oh, ich glaube, Sie haben zum ersten Mal meinen Vornamen benutzt.« Als ich die Augen verdrehte, fuhr er fort: »Und außerdem glaube ich, dass ich das Recht habe, neugierig zu sein, was Sie betrifft.«
    »Sie sollten sich lieber mehr um sich selbst kümmern.«
    »Sie haben ziemlich genaue Vorstellungen, wie Leute reagieren sollten, Maxine.« Grant blieb stehen und beugte sich zu mir. Die Wärme seines Körpers hüllte mich ein. Ich versuchte, ihn mir in Soutane und einem weißen Kragen vorzustellen. Sinnlos. Das hieß, vielleicht könnte ich es, aber

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