Gefaehrtin Der Daemonen
ich hielt es für keine gute Idee.
Ich erwartete, dass er weiter in mich drang, stattdessen jedoch überraschte er mich, als er beinahe zärtlich den Kragen von meiner Lederjacke hochklappte. Er strich mir eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Hitze seiner Finger drang bis zu meinem Magen.
Ich war es nicht gewohnt, berührt zu werden. Es gefiel mir aber. Das war gefährlich und dumm. Männer bedeuteten mein Todesurteil, und zwar im ganz wörtlichen Sinn. Ich war noch zu jung, um schon das Rieseln der Sanduhr zu hören, die der Sensenmann umgedreht hatte.
Grant räusperte sich. »Ich will Sie nicht plump anmachen, aber haben Sie vielleicht Lust, mit zu mir zu kommen?«
Ich biss mir in die Wange. »Haben Sie ein Auto?«
Er lächelte, herzlich und gelassen. »Ich bin ein bescheidener Mann. Meine Beine haben mir immer gereicht.«
Ich klimperte mit den Autoschlüsseln in meiner Tasche, die neben der gestohlenen Brieftasche lagen. »Ich bin motorisiert. Falls es Ihnen nichts ausmacht, wenn wir vorher einen kleinen Boxenstopp einlegen.«
Grant warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich muss um zehn zu Hause sein.«
»Ausgangssperre?«
»Nicht für mich«, erwiderte er.
Ich konnte nicht anders, ich musste einfach fragen. »Kinder?«
Er grinste. »Ah, und wer wirft hier jetzt die Angel aus, hm?«
Mein Gesicht glühte. Ich machte auf dem Absatz kehrt und raste förmlich den Hügel hinauf. Einen Augenblick später hatte Grant mich eingeholt und legte mir sanft die Hand auf die Schulter. Ich spürte die Hitze jedes einzelnen Fingers durch sämtliche Schichten meiner Kleidung hindurch.
»Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.«
»Das haben Sie auch nicht«, log ich.
»Gut.« Er zögerte und sah mich dann offen an. »Nein, ich habe keine Kinder. Ich bin auch nicht verheiratet. Habe nicht mal eine Freundin. Ich war schon allein, seit ich in die Kirche eingetreten bin, und das ist mehr als acht Jahre her.«
Diesmal gestattete ich mir ein schwaches Grinsen. »Und Sie sind wirklich sicher, dass Sie kein Priester mehr sind?«
Er drückte kurz meine Schulter. »Das frage ich mich manchmal selbst.«
3
F ünfzehn Minuten später saßen Grant und ich in meinem roten Ford Mustang. Es war ein seltsames Gefühl, eine andere Person auf dem Beifahrersitz zu haben. Die Scheiben waren getönt und die Jungs lümmelten sich auf der Rückbank, waren aus den Schatten materialisiert und leisteten uns Gesellschaft. Sie hatten ihre Spielsachen herausgekramt, dazu die weichen, alten Decken und Kopfkissen. Auch Dek und Mal saßen bei ihren Brüdern, nachdem sie sich aus meinen Haaren geschlängelt hatten.
»Netter Schlitten«, bemerkte Grant und strich über das glatte Leder. Dann spielte er an dem CD-Spieler herum, den ich vor einigen Jahren eingebaut hatte - und Bon Jovi röhrte los. Die Jungs jubelten auf der Rückbank.
Grant lachte. »Sie sind Fans?«
»Eher Groupies. Sie haben mich sogar dazu gebracht, den Stationen seiner letzten Tournee zu folgen.«
»Und hatten vermutlich die besten Plätze?«
»Auf den Dachbalken direkt über den Köpfen der Band.«
»Und Sie?«
»Ich habe auf einem anderen Dachbalken gehockt.« Ich unterdrückte ein Lächeln. »Nach einer Weile habe ich es allerdings vorgezogen, auf dem Parkplatz auf sie zu warten.«
Grant summte ein paar Fetzen von »Wanted Dead or Alive« mit, drehte sich dann auf dem Sitz herum und warf einen Blick nach hinten. Aaz und Rohw hantierten mit Seil und Scheren und zerlegten ihre Teddybären, die mit den angenähten Cowboyhüten. Zee lag auf ihrem Schoß und blätterte Magazine durch. Als Dek und Mal an ihm vorbeiglitten, tätschelte er ihre Köpfe.
Grant betrachtete die Magazine. » National Geographic? Vogue? Playboy? «
Ich errötete. »Sie mögen die Bilder. Ich weiß auch nicht warum.«
»Oh. Ich schon«, murmelte er.
Ich tastete in meiner Tasche nach der Brieftasche, die ich hatte mitgehen lassen. Ich trug noch die Handschuhe. Geld und Kreditkarten rührte ich nicht an, sondern zog stattdessen den Führerschein heraus und betrachtete ihn unter der Innenleuchte.
Katherine Campbell. Geboren am 2. August 1967. Immer noch sehr fotogen. Organspenderin. Mutter eines Kindes, das von einem Dämon besessen war. Ein Zombie.
Ich warf einen Blick auf die Adresse, merkte sie mir und gab den Führerschein dann an Grant weiter. »Sie wissen nicht zufällig, wer das ist?«
Er runzelte die Stirn. »Das ist nicht Ihrer.«
»Das weiß
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