Gefaehrtin Der Daemonen
solltest du eigentlich wissen, Jägerin. Du, die du kaum menschlicher bist als meine armseligen Konstrukte.«
Die im selben Augenblick angriffen.
Es war schon lange her. Dass ich es erwartet hatte, bedeutete nichts. Sie waren schnell, und ich war aus der Übung, sterblich,
hatte nur Messer in den Händen, weiter nichts. Ich konzentrierte mich, zwang meinen Verstand an einen kalten, harten Ort, versuchte nicht daran zu denken, dass sie einst Menschen gewesen waren. Mir wurde schlecht, mein Herz hämmerte mir bis in den Hals, und Schweißtropfen liefen mir in die Augen, als all die Jahre verbissenen Trainings in meine Muskeln strömten, die Kontrolle übernahmen, als wäre ich ein Zombie anderer Art, ein Sklave der Ausbildung meiner Mutter.
Ich konnte sie nicht zählen. Es waren einfach zu viele. Es waren zu viele, als dass sie sich hier hätten verstecken können, es sei denn sie konnten sich so bewegen wie Sucher und die Jungs, nämlich durch die Schatten hindurch, konnten vom Dunkel ins Licht springen. Was Ahsen tat, war jedoch nicht logisch. Sie warf ihre Kreaturen gegen uns, opferte sie einfach. Zee und die anderen fraßen sich durch diese menschlichen Konstrukte, als wären sie aus Papier, rissen klaffende Löcher, entgliederten sie, während sich Dek und Mal auf meinen Schultern aufbäumten und Feuer auf alle spien, die zu nah kamen. Heiße Asche wehte in mein Gesicht. Ich sah verbrannte Stumpen, wo eigentlich hätten Hände sein sollen.
Ich sah mich nach Sucher um. Er kämpfte in meinem Rücken, hatte ein Rohr in der Hand und schwang es mit unglaublicher Eleganz, als wäre es ein Schwert, das perfekteste Schwert, das je geschmiedet worden war. Er sah mich nur einmal an, und erneut spürte ich den Schock, etwas schrecklich Vertrautes, als hätte ich es schon einmal getan. Und zwar mit ihm.
Ahsen rührte keinen Muskel, während des ganzen Kampfs nicht. Sie beobachtete mich einfach nur, so wie ich auch sie beobachtete, bis ich plötzlich aufhörte zu kämpfen. Und sie wie in einem alten Western zum Duell stellte. Ich vertraute auf die Jungs, dass sie mich beschützten. Ich traute ihnen so sehr, dass ich auf nichts anderes achtete als auf Ahsen, während ich mich
ihr näherte. Ich nahm kein einziges Mal den Blick von ihrem zierlichen Körper, von diesem geisterhaften Ich.
»Du willst den Samenring«, sagte ich.
»Für dich ist er nur wertloser Tand«, antwortete sie. »Gib ihn jemandem, der seinen Wert kennt. Eine Berührung, Jägerin, ich habe ihn nur einmal berührt und wurde sogleich zusehends mehr: wurde mächtig genug, um die da zu erschaffen …«
Ich schüttelte den Kopf. »Du bist nicht hier, um darum zu bitten.«
»Natürlich nicht.« Ihr Körper begann sich aufzulösen. »Aber ich genieße unsere Unterhaltungen.«
Es war Nacht, und ich war verletzlich. Konnte getötet werden und wusste bereits, dass ich ihr keinen Schaden zufügen konnte. Ich wappnete mich, ein Messer in einer Hand, die andere Hand in meiner Tasche, wo ich den Samenring wie einen Rettungsring umklammerte. Das Leben meiner Mutter.
Sucher kämpfte noch immer, aber hinter mir. Die Jungs ebenfalls. Das war ihr Plan, so wurde mir schlagartig klar. Warte auf den richtigen Moment, dann lenke ab, beschäftige alle, die mir helfen könnten, überwältige sie mit schierer Zahl, während sie mich überwältigte. Es könnte funktionieren. Ich hatte Angst, Todesangst. Eine leise Stimme in meinem Kopf wisperte: Bitte.
Oturus Mal prickelte. Ein Rauschen schwoll an, wie der erste Vorbote eines Wintersturms. Ein Stich grub sich in meine Brust, die beredte Kalkulation von Bedürfnis und Wissen. Ich blickte hoch, gerade noch rechtzeitig.
Ein schlanker großer Körper donnerte wie eine gehämmerte Klinge in den Schutt. Der Aufprall war so heftig, dass ich kurz in die Luft geschleudert wurde. Ein gewaltiger schwarzer Umhang bauschte sich auf, hätte mich fast berührt. Ich blickte erstickt und mit hämmerndem Herzen in einen atmenden Abgrund, in dem es pulsierte, wimmelte; sah ein hartes, fahles Kinn, ein
Lächeln, die Krempe eines schwarzen Hutes und Haar, das sich wild wogend lockte.
»Du wirst sie nicht berühren«, wisperte Oturu.
Ahsen starrte ihn an. Ihre gnadenlosen schwarzen Augen waren alt und glasig. »Nicht einmal alle Männer der Königin könnten die Jägerin retten. Nicht schon wieder.«
Sie verschwand. Und tauchte wieder auf, um meinen Körper herum. Mit ihrer pulverisierenden Stärke stürzte sie sich auf sterbliches Fleisch:
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