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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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den Rücken durchbog und die Flöte anstarrte, als wäre sie ein glühendes Feuer.
    Für so was hatte ich keine Zeit. Ich murmelte einige Worte, die mir meine Mutter beigebracht hatte - ein merkwürdiges Kauderwelsch, mehr Musik als Sprache. Die Augen des Jungen flackerten, dann fielen sie zu und im nächsten Moment schlief er ein. Aber nur der Junge, der Wirt. Der Dämon dagegen wehrte sich heftig unter meiner Hand - aber ohne einen Körper, den er kontrollieren konnte, war er hilflos. Ich zog meine Hand von der Stirn des Kindes zurück, als würde ich ein Seil aus Schleim dehnen, und verzog das Gesicht, während ich zerrte und zerrte und auf das Knacken wartete, mit dem sich der Dämon von der Seele des Kindes löste.
    Als er tatsächlich herauskam, stürzte sich Zee auf ihn: Er stopfte sich den Dämon einfach in den Mund. Ich hörte ihn kreischen.
    »Kommt schon«, flüsterte ich atemlos. »Wir sind hier fertig.«
    Grant rührte sich nicht vom Fleck, sondern starrte nur den Jungen an.

    »Seine Aura«, sagte er leise. »Sie ist immer noch dunkel, Maxine.«
    In meinen Augen war der Junge sauber - aber schließlich konnte ich nur die Auren von Dämonen erkennen.
    »Er ist kein guter Junge«, erklärte ich Grant. »Aber dagegen können wir nichts tun.«
    Grant hob die Flöte an die Lippen und blies hinein, bevor ich ihn aufhalten konnte. Ich hörte einen Ton. Nur einen, der wie eine Messerklinge aus Eis durch meinen Körper fuhr, vom Kopf bis zu den Fußsohlen. Meine Finger kribbelten. Er spielte noch einen Ton, traumhaft zart, dann mehr, immer mehr, bis die Musik in der Luft wisperte, als ströme sie aus einem Märchen mit Mondstaub und Sternenlicht. Zee und die anderen drückten sich an mich und stöhnten. Der Junge richtete sich auf und nuschelte etwas.
    Grant hörte auf zu spielen. Er atmete schwer, sein Blick wirkte wirr, wild, ich hörte ihn »besser« murmeln, als die Hintertür des Hauses aufflog.
    »Peter!«, rief die Mutter des Kindes. Sie klang fast zaghaft, leer. »Peter! Zeit hereinzukommen.«
    Ich hielt die Luft an. Grant presste die Lippen zusammen. Die Jungs verstummten. Wieder rief die Frau den Namen des Jungen, beinahe flüsternd, und ich zuckte zusammen, als ich hörte, wie sie über den Rasen auf das Zelt zukam. Ich winkte Grant zu und hielt einen Finger hoch. Gleichzeitig tippte ich Aaz auf die Schulter. Als er mich ansah, legte ich meine Hand kurz vor die Augen, dann vor den Mund. Der kleine Dämon nickte und verschwand in den Schatten. Rohw folgte ihm.
    Einen Augenblick später hörte ich einen erstickten Schrei. Ich kroch zum Zelteingang und zog Grant hinter mir her. Katherine Campbell lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Rasen und wand sich verzweifelt, während Aaz auf ihrem Rücken saß und
ihr mit seiner kleinen Hand den Mund zuhielt. Rohw hatte ihre Beine gepackt. Die langen Stacheln auf seinem Rücken waren vor Erregung aufgerichtet.
    Grant und ich rannten los, den Pfad entlang, über die Einfahrt, den Bürgersteig und bis zu meinem Auto. Unsere Arme schwangen, der Stock tippte, der Atem rasselte in der kühlen Nachtluft. Als ich die Wagentür aufschloss, hörte ich in der Ferne einen leisen Schrei. Dann saßen wir im Auto, die Jungs waren ebenfalls da, glitten aus den Schatten, sammelten sich auf der Rückbank. Ich ließ den Motor an und fuhr los.
    Niemand sagte etwas. Selbst die Jungs waren still. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Sie starrten Grant an. Und seine Flöte.
    Schließlich räusperte er sich. »Das war also ein Exorzismus«, sagte er.
    Ich hätte ihn am liebsten umgebracht. Da, die Lichter eines Schnellrestaurants. Ich bog auf den Parkplatz ab und suchte eine Lücke, die so weit wie möglich von den anderen Autos entfernt war. Dann trat ich so heftig auf die Bremse, dass ich den Motor abwürgte, und fuhr herum. Grant starrte mich an. Ich deutete auf die Flöte.
    Zee gurgelte auf der Rückbank und fuchtelte mit den Klauen vor dem Mund herum.
    »Spuck ihn aus«, befahl ich dem Dämon, ohne Grant aus den Augen zu lassen. Ich hörte etwas klatschen, ein nasses, sabberndes Geräusch. Und dann ein leises Knurren.
    Als ich hinsah, bemerkte ich das Bündel von Nichts in Zees grauer Faust; dunkle Haare, ein Schatten, der sich in wirbelndem Rauch auflöste, pulsierend, um sich schlagend. Die Jungs versammelten sich darum wie Katzen um eine Maus. Ich griff unter den Sitz, betätigte den Hebel und glitt mit dem Sitz zurück, bis ich praktisch hinten bei ihnen saß. Dek und

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