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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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erzählt habe? Über diese Auren? Eine Aura spiegelt die Persönlichkeit wider, den Kern dessen, was eine Person ausmacht - und ich habe früh gelernt, jemanden so anzusehen, dass ich die Energie in seinem Herzen wahrnehme. Das ist auch in anderen Zusammenhängen ganz hilfreich. Ich merke zum Beispiel sofort, ob mich jemand anlügt.«
    »Und was hat das mit den Dämonen zu tun?«
    »Da wird es kompliziert. Mit Mitte zwanzig habe ich mal entdeckt, dass ich mit Hilfe der Musik die … Farben verändern konnte, die ich sah. Sozusagen die Tonalität oder Sprache einer … Person.«
    Ich legte meinen Löffel zur Seite. »Du meinst Bewusstseinskontrolle?«
    Grant zögerte. »Das weiß ich nicht. Bei den Leuten, die ich beeinflusste, habe ich wohl nur ihre Perspektive verändert, sie dazu gebracht, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Und ihnen damit eine Chance gegeben.«
    »Und welche Chance hast du dem Jungen heute Abend gegeben?«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Das Kind war psychisch krank, genauso wie ihr, du und Zee, gesagt habt. Seine Aura hat sich aber nicht verändert, als du den Dämon von ihm genommen hast. Sie wurde nur ein wenig … transparenter. Ich habe die Dunkelheit einfach mit so viel Farbe gefüllt, wie es mir in der kurzen Zeit möglich war. Falls der Junge es zulässt, wird sie bleiben, aber Auren und Persönlichkeiten sind wie Muskeln, Maxine. Je stärker
man sich zu einer bestimmten Daseinsweise bekennt, desto schwieriger wird es, sich davon zu lösen.«
    »Bist du sicher, dass das funktioniert?«
    »Bei manchen besser als bei anderen. Und nicht nur bei Menschen.« Grant lächelte mich bedauernd an, aber die Falten auf seiner Stirn blieben. »Diese Wesen wollten mich umbringen. Nach dem, was vorhin im Auto passiert ist, wissen wir auch, warum. Weil ich sie verändere, Maxine. Ich gebe ihnen eine Chance, anders zu werden.«
    Ich hätte fast aufgelacht, aber nur, um die Übelkeit zu überspielen. »Eine solche Chance gibt es nicht. Nicht für Dämonen. Jedenfalls nicht für diese Dämonen. Sie sind böse geboren und bleiben böse, für immer. Du magst dich noch so sehr anstrengen, ihr Wesen kannst du nicht verändern. Und wenn doch, dann ist es keine freie Willensentscheidung. Sie ergreifen diese Chance nicht freiwillig, ganz und gar nicht.«
    »Was ist mit Zee und den anderen? Verdammst du sie auch?«
    »Sie sind anders.«
    »Waren sie denn immer schon anders?« Grant beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. »Woher weißt du das so genau, Maxine? Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Weil es keine Alternative gibt.« Meine Stimme klang hart und kalt. »Nicht für das, was ich tue.«
    »Und was ist das?«
    Ich antwortete ihm nicht. Ich hatte einmal ein Ziel - und vermutlich habe ich das immer noch; aber es gab keine Bestimmung, die mir den richtigen Weg ins Ohr schrie. Ich war ein einfaches Mädchen, ein Mädchen mit einer Horde von Dämonen auf dem Körper. Ein Killer.
    »Maxine«, sagte er.
    »Jedes Gefängnis braucht einen Wächter«, erklärte ich ihm.
    »Ich dachte, dies hier wäre kein Gefängnis.«

    »Es könnte aber eines sein. Entweder das oder eine Futterstelle. Menschen sind nicht dafür geschaffen, sich vor Dämonen zu schützen.«
    »Aber du kannst es«, sagte er nachdenklich. »Hast du Hilfe?«
    Ich dachte an meine Mutter. »Die Jungs.«
    »Nein, abgesehen von ihnen, meine ich.«
    Ich dachte an Kuchen und Kerzen, weißen Zuckerguss. An die Blutspritzer darauf. »Ich bin die Einzige. Es gibt keine anderen Jäger.« Es gab seit Jahrhunderten keine Jäger mehr. Ich war der letzte menschliche Mischling, der als Bannwächterin ausgebildet und geschaffen wurde, diesen süßen Flecken innerhalb der Gefängnismauern zu beschützen. Ich wusste zwar nicht viel darüber, wie ich existierte, eines jedoch wusste ich ganz sicher: Ich allein konnte es nicht schaffen.
    »Du hast ja bereits einen Eindruck von dem bekommen, was ich tue.« Ich zwang mich, seinem Blick standzuhalten. »Ich jage Dämonen. Ich töte so viele ich kriegen kann.«
    »Einfach so? Mit einem Fingerschnippen?«
    »Ja.«
    »Lügnerin.« Prüfend musterte Grant die Stelle über meinem Scheitel. »Du bist kein Killer.«
    Killer . Das Wort tat weh. Es nützte aber nichts, sich etwas anderes einzureden. Das Wort war mit Schuld und Angst behaftet, mit einem unguten Gefühl, das mich permanent verfolgte, ganz gleich wie sehr ich auch versuchte, es loszuwerden. Meine Mutter hatte sich nie in Frage gestellt, jedenfalls nicht in

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