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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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mich, ihn anzusehen. »Du hast mir auch nicht gerade deine sämtlichen Geheimnisse verraten.«
    »Ich habe dich gefragt, ob du wüsstest, wieso diese Dämonen dich umbringen wollen. Du hast nein gesagt. Also hast du mich belogen.«
    »Ich bin der Frage nur ausgewichen. Das ist etwas anderes.«
    »Wenn du meinst. Ein Mann Gottes, so ein Quatsch!«
    »Ein ehemaliger Gottesmann!«, fuhr er hoch. »Lass es mich erklären, bitte.«
    Jemand räusperte sich. Ein Mädchen stand hinter der Kasse und starrte uns an, als wären wir eine Zirkusnummer. Ich fragte mich unwillkürlich, wie Grant und ich wohl zusammen wirkten. Der Gedanke irritierte mich. Ich tippte mit meinem Fingernagel
auf den Plastiktresen. Grant legte seine Hand auf meine und hielt sie fest, als ich sie wegziehen wollte.
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Wollen Sie vielleicht auch was bestellen?«
    »Ich zahle«, sagte Grant.
    »Das geschieht dir recht«, knurrte ich und bestellte zwanzig doppelte Cheeseburger, zwanzig Apfeltaschen, zwanzig Portionen Pommes Frites und vier Colas. Aber ich war nicht wirklich gemein. Immerhin hatte ich alles zu Menus zusammengestellt.
    Ich wartete auf Grants Protest. Nur kam der nicht. Bei den Cheeseburgern zuckten seine Mundwinkel, bei den Apfeltaschen zog er sie leicht nach oben und die Pommes Frites entlockten ihm ein Lächeln, das so verdammt strahlend war, dass ich meinen Blick nicht von ihm losreißen konnte.
    Als ich die Getränke bestellte, lachte er: ein tiefes, männliches Lachen. Und als die Wärme, die es auslöste, über meinen Rücken in den Magen wanderte, war ich schon nicht mehr ganz so wütend. Ein Wunder. Der Mann war gar nicht gut für mich.
    »Willst du irgendetwas davon selbst essen?«, erkundigte sich Grant. Ich schüttelte den Kopf, woraufhin er mit seinem Seufzen auf die Karte deutete. »Möchtest du denn überhaupt nichts?«
    »Einen Eisbecher mit Karamell- und Schokosauce«, hörte ich mich sagen.
    »Zwei, bitte«, sagte Grant zu dem Mädchen und sah mich an, als er seine Kreditkarte herauszog. »Eine angemessene Feier für den zweiten Nervenzusammenbruch meines Lebens.«
    »Was hat denn den ersten ausgelöst?« Die Rechnung war ziemlich hoch. Ich beobachtete, wie er die Kreditkarte durch das Lesegerät zog. »Ich gebe dir das Geld selbstverständlich wieder.«
    »Nein«, widersprach er nachdrücklich, beugte sich zu mir
herüber und legte seinen Mund dicht an mein Ohr. »Der erste hatte mit einem gewissen Berufswechsel zu tun, den ich vor einigen Jahren vollzogen habe. Ich glaube, du weißt, wovon ich spreche.«
    Sein warmer Atem auf meiner Haut elektrisierte mich, machte mich fast verrückt, aber trotzdem gelang es mir, mich so weit zusammenzureißen, dass ich ihm in die Augen blicken konnte. Grant strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ließ seine Finger auf meiner Haut liegen und glitt dann sanft meine Wange hinunter.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er, allerdings so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. »Ich wollte dich nicht zum Narren halten oder dich hintergehen. Ich habe zwar geahnt, dass es eine Verbindung gibt, aber genau gewusst habe ich es nicht.«
    »Das hättest du mir sagen können.«
    »Ich kannte dich doch nicht.«
    »Du kennst mich immer noch nicht«, flüsterte ich. Das Mädchen hinter dem Tresen räusperte sich erneut, schob uns die Eisbecher zu und erklärte, es würde ungefähr zehn Minuten dauern, bis unsere Bestellung fertig wäre.
    Wir nahmen die Eisbecher und setzten uns damit an einen abgewetzten Tisch am Fenster. Ich warf einen Blick auf meinen Wagen. Schien alles normal zu sein. Auch bei McDonalds wirkte also alles ganz normal. Nirgendwo waberten dunklen Auren, es gab keine Zombies. Dek und Mal schnurrten leise auf meiner Kopfhaut.
    Der Eisbecher duftete appetitlich. Ich hatte schon lange keinen mehr gegessen. Und noch länger war es her, dass ich mit jemandem zusammen etwas gegessen hatte. Ich wünschte nur, die Umstände wären angenehmer gewesen. Ich musterte Grant, der sich auf sein Essen konzentrierte, und musste mich zusammenreißen, um ihm nicht die tiefe Falte zwischen seinen Brauen
wegzustreichen. »Erzähl mir, was du tust. Erzähl mir, warum diese Dämonen so wütend auf dich sind, dass sie ihre Wirte in Gefahr bringen, nur um dich umzubringen.«
    »Das ist kompliziert. Ich wusste nicht einmal, dass ich mich in Gefahr bringe.« Grant schob sich einen Löffel Eis in den Mund und schluckte. »Erinnerst du dich, was ich dir über Musik und Farben

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