Gefaehrtin Der Daemonen
Eichen umgeben, durch die sich gewundene Pfade schlängelten, die von kleinen Bänken gesäumt
wurden. Altmodische Zinnlaternen spendeten Licht. Es gab auch einen Garten: einen ehemaligen Parkplatz. Einige der Heimbewohner hatten einen grünen Daumen. Grant ließ sie ihre Magie wirken. Zu dieser Jahreszeit blühten zwar keine Blumen, aber die Rosen waren gerade frisch beschnitten worden, und die kleineren, einheimischen Pflanzen zwischen den beschnittenen Wurzeln der immergrünen Büsche und Zedern waren üppig grün. Es war kaum ein Morgen Land, aber eine verborgene, geschützte Oase mitten in der Stadt.
Grant bewegte sich trotz seines Gehstocks behände. Die Flöte unter den Arm geklemmt, marschierte er über einen kurzen Pfad durch den südlichen Teil des Gartens. Die Jungs glitten zwischen den Schatten entlang. Die feuchte, kalte Luft roch süßlich. Weit entfernt hörte ich das Splittern von Glas und Schreie von Betrunkenen. Da hatte aber irgendjemand keinen so schönen Abend.
Grants Wohnung besaß einen privaten Eingang. Er schloss die Tür auf, und ich ging mit dem Jungen an ihm vorbei und die Treppe hoch. Viele Stufen. Grant behauptete immer, es hielte ihn in Form, trainierte sein Gleichgewicht. Ich fand, dass er einfach nur ein Masochist war.
Seine Wohnung nahm das gesamte obere Stockwerk des südlichen Lagerhauses ein. Von hier aus hatte man einen schönen Ausblick auf die Stadt. Sie hatte weichen Holzboden, unverputzte Ziegelmauern und Meilen von Buchregalen. Außerdem gab es ein Motorrad, einen Flügel, die abgenutzte Eichenkiste meiner Mutter, mit den Tagebüchern und anderen Artefakten darin. Das Licht brannte und tauchte alles in eine goldene, warme Atmosphäre. Ich sah Grant an, als er die letzten Stufen hinaufhumpelte. Er atmete etwas schneller und deutete auf das Gästezimmer in der Nähe der Küche.
In den zwei Monaten, die ich hier lebte, hatte niemand diesen Raum benutzt. Grant bekam nicht viel Besuch; seit meiner
Ankunft wahrscheinlich noch weniger. Zee und die anderen erschwerten es, Gäste zu empfangen, selbst wenn sie nicht zu sehen waren.
Das freie Gästezimmer war spartanisch eingerichtet. Nichts stand drin, bis auf ein Bett, einen Nachttisch und einen alten Eichenholzkleiderschrank, den er in einem Antiquitätenladen gekauft hatte. Grant schlug die Decke zurück. Ich legte den Jungen aufs Bett und zog ihm die Schuhe aus. Er reagierte nicht und gab auch keinen Laut von sich.
»Er ist verletzt. In seinem Herzen.« Grant stützte sich auf seinen Stock, während er den Jungen anstarrte. Dann wedelte er mit der Hand. »Etwas ist da … merkwürdig.«
»Gut oder schlecht?«
Grants Miene verfinsterte sich. »Er wird nicht nach Küchenmessern suchen. Aber vielleicht versucht er wegzulaufen. Er wird uns nicht vertrauen.«
»Du bist ja ein großartiger Seelenklempner.« Ich schlug ihm sacht auf den Arm. »Das hätte ich dir auch sagen können.«
Er lächelte kurz. »Ich kann versuchen, ihn zu heilen oder ihm zumindest etwas von seiner Furcht zu nehmen.«
»Noch nicht. Es sei denn du glaubst, er würde sich oder jemand anderem etwas antun.«
»Das nicht.« Grant deutete auf die Brust des Jungen. »Er hat eine weiche Stelle, genau da. Ich wünschte, du könntest sie sehen, Maxine. Es ist ein Licht, das über seinem Herzen pulsiert.«
Ich wünschte auch, dass ich sie sehen könnte. »Ich nehme an, das bedeutet etwas Gutes.«
»Es bedeutet Hoffnung«, erwiderte er. »Es bedeutet, dass er im Grunde seines Herzens ein guter Kerl ist.«
Das hatte ich bereits vermutet. »Ich muss Badelts Büro durchsuchen.«
Grant sagte nichts, jedenfalls nicht sofort. Er betrachtete mich nur, und zwar mit diesem Schweigen, das für mich mittlerweile eine andere Art von Musik zu sein schien, seine stille Stimme. Er lächelte schwach. »Du hast auch so eine weiche Stelle, Maxine.«
Ich sah an mir herunter. »Vermutlich ist sie so groß wie ein Stecknadelkopf.«
»Eher so groß wie eine Sonne«, sagte er. »Nur besser und noch größer.«
Mein ganzes Gesicht glühte. Er beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. »Ich bleibe hier bei dem Jungen. Falls er aufwacht.«
Ich rieb mir mit der Handfläche über den Schenkel, während ich an seine Worte dachte, und auch daran, wie er mich damit berührte. »Lass ihn nicht weglaufen.«
»Lass dich nicht von diesem lahmen Bein täuschen.«
»Wie ein geölter Blitz.« Ich versuchte zu lächeln, jedoch vergeblich. Dann blickte ich schüchtern zu ihm hoch,
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