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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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hätte ihn gern gefragt, ob wohl alles gut werden würde, ob wir sogar gemeinsam noch das Ende der Welt überleben mochten. Aber das war albern und sentimental. Hätte ich es laut ausgesprochen, wäre mir angst und bange geworden. Ich wollte hier sein, in diesem Moment, und mir keine Sorgen um die Zukunft machen. Denn selbst wenn sich Edik geirrt hatte und der Schleier bis zu meinem Tod intakt bliebe, würde ich sterben. Alles endete doch irgendwann. Gar nichts dauerte ewig.
    »Du gehst jetzt besser«, sagte Grant. »Bevor du mir so viel Angst machst, dass ich dich hierbehalte.«
    Ich zögerte. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
    »Du kannst deine Seele nicht verbergen, Maxine, nicht vor mir.« Sein Blick wurde schärfer. »Geh. Und ruf an, wenn du Hilfe brauchst. Behalt die Jungs dicht bei dir.«

    Nähe oder Tod. Es war keine Alternative, nicht in meinem Leben.
    Und in ihrem auch nicht.
     
    Ich vermisste meinen Mustang, aber er parkte hoffentlich immer noch in der Nähe der Universität. Außerdem hatte der Jeep einen starken Motor. Kleine Hände tauchten aus dem Schatten neben meinen Knien auf und machten sich am Radio zu schaffen. Die Jungs fanden rasch den Sender mit der Musik der Achtziger. Whitesnake heulte aus den Lautsprechern, verwandelte sich in den Rock von AC/DC. Dek und Mal tanzten Boogie; die Spitzen ihrer Schwänze klopften rhythmisch gegen meine Schlüsselbeine. Ich fuhr sehr schnell.
    Nach zehn Minuten hatte ich Chinatown erreicht und fand die Adresse, die Grant mir gegeben hatte. Das kleine Ziegelhaus drückte sich zwischen die grellen Neonlichter eines gut besuchten Nudelrestaurants, auf dessen beschlagener Scheibe chinesische Schriftzeichen prangten, und einen Videoladen auf der anderen Seite, aus dem laute Musik dröhnte. Dessen Scheiben hatte man mit Filmplakaten gepflastert, die schon vergilbt waren.
    Badelts Büro befand sich im zweiten Stock des Ziegelhauses. Die Vordertür war verschlossen. Durch die Glasscheibe hindurch sah ich Postkästen und warf Aaz einen Blick zu. Er grinste und verschmolz mit dem Schatten. Einen Moment später schwang die Haustür auf. Ich ging hinein, während Dek und Mal mir immer noch »Is This Love« ins Ohr summten.
    Auf der Treppe begegnete ich niemandem, und bis auf die Geräusche aus dem Restaurant nebenan, die schwach durch die Wände drangen, schien das ganze Gebäude ruhig und verlassen zu sein. Im ersten Stock kam ich an einer kleinen Anwaltskanzlei vorbei, und im zweiten warben Aufschriften auf zwei Türen für einen »MR. CHEN, STEUERBERATER« und »MABEL LEE,
HEILPRAKTIKERIN«. Am Ende des Flurs, am weitesten von der Treppe entfernt, warteten eine mitgenommene Holztür und ein Plakat mit der Aufschrift: »BRIAN BADELT, PRIVATDETEKTIV«.
    Ich zögerte, lauschte und suchte die Ecken des schwach erleuchteten Flurs nach Kameras ab. Aber alles schien sicher zu sein. Den größten Schatten warf mein Körper, und die Jungs benutzten ihn als Kanal, um sich im Flur frei zu bewegen. Sie scharten sich wie Wölfe um mich, bis auf Aaz. Er war verschwunden, bis sich Badelts Tür öffnete und er seinen grinsenden Kopf durch den Spalt steckte.
    Das Büro war winzig. Ein Raum, ein Fenster. Für eine Sekretärin war hier kein Platz. Der Geruch von Zigaretten hing in der Luft. Keine Pflanzen, keine Bilder an der Wand. Nur ein Aktenschrank, ein Schreibtisch, drei Stühle. Zwei vor und einer hinter dem Schreibtisch. Dazu ein Telefon und ein Faxgerät. Alles ganz einfach. Badelt war ein Mann der Tat, der sich nicht mit Frivolitäten aufhielt. Vielleicht hatte er auch kein Geld für Schnickschnack, aber ich erinnerte mich an sein Foto. Ein harter Hund, hatte ich gedacht. Vermutlich entsprach das hier seiner Persönlichkeit.
    »Cops waren hier«, meinte Zee, der auf dem Boden herumschnüffelte. »Haben alles durchsucht.«
    Das hatte ich mir schon gedacht. Wenn jemand an einer Schussverletzung starb, durchsuchte man seine Wohnung und seine Arbeitsstelle. Außerdem sah Badelts Schreibtisch aus, als hätte man darin herumgewühlt. In meinen Augen hatte er eher wie der ordentliche Typ ausgesehen, der keine Unordnung duldete. Ich trat hinter den Schreibtisch und setzte mich auf seinen Stuhl, lauschte den Jungs, als sie herumsuchten. Versuchte mir vorzustellen, ich wäre Badelt, säße hier und betrachtete mein Reich. Sah auf meinen Namen.

    »Zee«, sagte ich. »Durchsuch den Aktenschrank.«
    Er schnippte mit den Klauen, und Rohw half ihm, die Schubladen herauszuziehen. Ich

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