Gefaehrtin Der Daemonen
Samt und von der Sonne selbst angefertigt. Es waren kunstvolle Metallgegenstände, elegant ausgestellte Urnen, Ornamente und Statuen, die ich gern ausführlicher betrachtet hätte. Wenn diese Kunstwerke das Ergebnis der Arbeit waren, an der meine Großmutter mitgewirkt
hatte, gehörten sie auch zu meiner Geschichte. Ich wusste so wenig von ihr, dass ich die Dinge sehen wollte, die sie berührt hatte, um einen Geschmack ihres Abenteuers zu kosten.
Dabei wäre ich fast in Jack Meddle hineingelaufen.
Er war ein großer, schwer zu übersehender Mann, doch ich war gerade durch ein goldenes Armband abgelenkt, in das Onyx eingearbeitet war. Das Design erinnerte mich an die Jungs; als hätte man die Tätowierungen, die ihre Körper ausmachten, teilweise auf Schmuck gepresst. Es fiel mir schwer, meinen Blick davon loszureißen, und als ich es doch tat, drehte ich mich zu schnell herum und prallte mit meiner Schulter gegen die des Mannes, den ich suchte.
»Oh«, sagte ich unwillkürlich und blickte hoch in sein Gesicht. »Oh!«, wiederholte ich.
Er war es, ganz unverkennbar. Jack Meddle musste mittlerweile fast achtzig Jahre alt sein, aber ich erkannte immer noch den Mann auf dem Foto. Groß, kantig, mit demselben schlanken Charme und der funkelnden, rastlosen Intelligenz, die aus seinen klaren blauen Augen sprach. Er hatte nette Augen. Freundliche Augen.
Die mich anstarrten, und deren Ausdruck amüsierter Überraschung erst in Verwirrung, dann aber in Verblüffung umschlug.
»Jeannie!«, flüsterte er, und jetzt war ich es, die schockiert war. Jean. Der richtige Name meiner Großmutter. Sie hatte ihn diesem Mann anvertraut. Ich wollte ihm schon sagen, dass er sich irrte, aber in diesem Moment schüttelte er den Kopf und presste einmal kurz die Augen zusammen. »Nein, nein, natürlich sind Sie das nicht.«
»Sie war meine Großmutter«, sagte ich leise.
»Sicher.« Er betrachtete mich erneut, diesmal staunend und mit einer Verwirrung, in der dumpfe Trauer mitschwang. Jetzt sah er alt und müde aus, und obwohl ich so dringend Antworten
wollte, kam ich mir plötzlich ganz schlecht vor, weil ich ihn so aufgeschreckt hatte; vor allem in dieser Nacht, in der seine Arbeit gefeiert wurde. Es war unhöflich, und ich war ein Eindringling, der kein Recht hatte, seine Zeit mit Beschlag zu belegen, ganz gleich, welches Geheimnis mich auch hergeführt hatte.
Aber Jack berührte meinen Arm, und zwar sehr sanft; doch bevor ich ihn aufhalten konnte, glitt seine Hand um meinen Nacken und seine Finger berührten Dek und Mal. Ich erstarrte und hielt den Atem an. Einen Moment später begannen sie zu schnurren.
»Ah.« Der alte Mann seufzte tief. »Ich hab die Jungs richtig vermisst.«
Ich konnte kaum sprechen. »Sie wussten es?«
Jack lächelte und sah mir tief in die Augen. »Natürlich, meine Liebe. Und ich freue mich sehr, Sie endlich kennenzulernen. Kleine Maxine Kiss.«
Jack entschuldigte sich noch bei einigen Leuten, und wir verließen die Feier. Als wir durch den Haupteingang des Museums gingen, war ich allerdings nicht so abgelenkt, dass ich nicht mit grimmiger Belustigung den bestürzten Ausdruck auf dem Gesicht des Türstehers bemerkt hätte, als er uns zusammen sah.
»Gehen wir zu Fuß«, schlug Jack vor und klappte den Mantelkragen hoch. »Mein Büro liegt ganz in der Nähe.«
Aus irgendeinem Grund überraschte es mich, dass er in Seattle lebte, praktisch unter meiner Nase. Ich fühlte mich so merkwürdig, als hätte ich die Verbindung zu meinem Leben verloren. »Sie haben ein Büro in der Stadt? Ich dachte, Sie wären Archäologe?«
»Oh«, erwiderte er. »Ich mache dies und das.«
Er ging so geschmeidig wie ein junger Mann, und ich musste mich anstrengen, mit ihm Schritt zu halten. »Meine Großmutter …«
»Jeannie«, meinte er. »Sie sind ihr so ähnlich.«
»Ich habe ein Foto gesehen von Ihnen beiden.« Ich zog die Zeitung aus der Hosentasche. »Hier drin. Gefunden habe ich die Zeitung in dem Büro eines Mannes, der nach mir gesucht hat. Eines Privatdetektivs.«
Er blieb stehen. »Tatsächlich.«
»Haben Sie versucht, mich zu finden?«
»Nein, ich nicht.« Er klang neugierig, redete stockend und nachdenklich. »Aber ich bin froh, dass man Sie gefunden hat.«
»Er hat mich nicht gefunden«, antwortete ich. »Der Mann wurde ermordet.«
Er warf mir einen scharfen Blick zu. »Ermordet?«
»Erschossen«, erklärte ich. Log Jack Meddle, als er gesagt hatte, er hätte nicht nach mir gesucht? »Gestern
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