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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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eingearbeitete Vertiefung. Ich konnte nicht anders. Dann fuhr ich die Rille entlang, und wieder kribbelte meine Haut. Mir wurde schwindlig, und ich hörte auf.
    »Was ist das?«, erkundigte ich mich.
    Jack kam nicht dazu zu antworten. Wir hörten, wie sich die Wohnungstür knarrend öffnete. »Bist du da, Alter Wolf?«, rief eine Frau. »Es ist was passiert.«
    Zee verschwand aus meinen Armen, während Rohw und Aaz in die Schatten unter der Spüle tauchten. Dek und Mal hörten auf zu schnurren. Jack zögerte, als überlege er ernsthaft, ob er antworten solle. »Ja, Sarai«, sagte er dann. »Wir haben Besuch.«
    Ich hörte nicht, wie sich die Frau durch die Räume bewegte, aber sie war plötzlich da, tauchte in meinem Augenwinkel auf. Ich drehte mich herum.
    Ein Stück des Puzzles fiel an seinen Platz.
    Sarai war die Frau auf dem Foto neben Badelt, ganz eindeutig. Sie war schlank und kleiner als ich und hatte langes, silbergraues Haar, das ein vollkommenes, ätherisches Gesicht umrahmte. Es war ein so entzückendes Gesicht, dass mir unwillkürlich Troja, Helena und tausend Schiffe einfielen. Ja, dachte ich in diesem Augenblick, vielleicht ist das tatsächlich passiert, vielleicht hat es eine so wunderschöne Frau wirklich gegeben.
    Sarai jedenfalls war wunderschön, und hundertmal schöner als auf dem Foto, als hätte die Aufnahme in Badelts Büro nur
eine grobe Kopie der Frau gezeigt. Obwohl sie vermutlich in den Vierzigern oder sogar in den Fünfzigern war, konnte ich keine einzige Falte, keinen Makel auf ihrer Haut finden. Ebenso wenig wie Make-up. Sie kam mir geradezu unwirklich vor.
    »Sie«, sagte ich langsam. »Sie haben Badelt beauftragt, nach mir zu suchen.«
    »Oh«, erwiderte Sarai. »Verdammt.«

7
    M erkwürdigerweise dachte ich zuerst an Shakespeare. Zu meinem zwölften Geburtstag hatte ich ein Buch mit Zitaten aus dem Werk des Barden geschenkt bekommen. Poetische Maximen. Darin war meine Mutter wirklich groß.
    Doch ihr, deren Schuld in euren Busen schlummert, stellt euch vor, dass jedes Aug ihre Schande sieht.
    Schon möglich. Shakespeare selbst hätte bis zum Jüngsten Tag warten können, bevor er Schuld oder irgendein anderes Gefühl in den Augen von Sarai Soars gesehen hätte.
    »Er ist tot, hab ich recht?«, sagte sie. »Brian?«
    Ich antwortete nicht, war zu sehr damit beschäftigt, ihre Reaktion zu beobachten. Meine Mutter hatte ihre Gefühle vor fast allen versteckt - doch nicht vor mir. Überleben, nannte sie es, und vielleicht ähnelte ihr Sarai in diesem Punkt. Obwohl meine Fragen wichtiger waren als irgendein Charakterzug. Ich wollte wissen, woher sie mich kannte. Oder warum sie bei meinem Auftauchen annahm, dass ihr Ehemann tot war.
    »Er wurde ermordet«, sagte Jack leise. »Es tut mir leid, Sarai.«
    Sie schloss die Augen und senkte den Kopf. Silbergraues Haar fiel weich um ihr Gesicht, und sie drückte einen Finger gegen eine Braue, als schmerze es sie dort. Ich empfand plötzlich
Mitgefühl für sie und fragte mich sofort, ob das eine Falle war.
    »Sie standen sich nahe«, sagte ich schließlich. »Ich war in seinem Büro. Ich habe das Foto von Ihnen beiden gesehen.«
    »Wir waren verheiratet. Kurz. Vor Jahren.« Ihre Stimme verriet nur wenig Gefühle. Sie hatte vielleicht einen scharfen Unterton, das war alles. »Wie ist er denn gestorben?«
    »Er wurde erschossen. Gestern Nacht.« Ich schwächte die Nachricht nicht ab. Es hatte mich schon immer gestört, wenn man Lügen über die Toten verbreitete, weil die sich nicht mehr rechtfertigen konnten. »Er hatte meinen Namen bei sich. Die Polizei hat ihn gefunden, und sie sind zu mir gekommen, weil sie mich verdächtigten, ihn getötet zu haben.«
    Sarai hielt den Kopf gesenkt, aber Jack ballte unwillkürlich die Hände. Ich sah ihn an, länger und härter. »Was bekomm ich hier eigentlich gerade nicht mit, Manipulator?«
    Die Frau gab einen erstickten Laut von sich und fuhr sich mit ihren zierlichen farbverschmierten Händen über die Augen. »Manipulator! Diesen Namen habe ich seit Jahren nicht mehr gehört.«
    »Aber meinen kannten Sie.«
    Jetzt endlich sah mich Sarai an. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Maxine Kiss. Die Jägerin und Bannwächterin. Hüterin vom Gefängnis des Schleiers. Die Letzte ihrer Art.«
    Meine Stimme versagte mir den Dienst. Der Rand des Steins grub sich in meine Haut. Ihr Blick zuckte nach unten, streifte den Gegenstand, und sofort wurde ihr Gesicht wieder zu einer ausdruckslosen Maske. »Sie sollten gehen.

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