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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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sich vor, um mit ihrer rauen, runzligen Hand Isabels Kinn zu umfassen. »Ihr stammt von Druiden ab, mein Mädchen. Ihr seid ein Kind des Hains.«
    »Ja, aber was bedeutet das?«, fragte sie. »Was nützt das mir, oder sonst jemandem?«
    Mutter Bess ließ sie mit einem Seufzer los. »Umsonst … dann fahr fort, Brautus.«
    »Niemand hatte erwartet, dass deine Mutter ein Kind bekäme, ob von Druidenblut oder nicht«, sagte Brautus. »Aber als es geschah, hatte sie einen Traum, eine Vision, wie sie es nannte. Sie sagte, ihr Kind würde der Verteidiger ihrer uralten Erblinie, das Kind in ihrem Leib würde ihre Rasse rächen und den Wolf bezwingen.«
    »Das klingt erschreckend«, sagte Isabel trocken, obwohl ihr vorgebliches Desinteresse mit jedem Moment an Stärke verlor. Simon hatte sich in einen Wolf verwandelt. »Was bedeutet das?«
    »Die Geschichten besagen, dass in uralten Zeiten in den ersten Ländern der Druiden eine ihrer Frauen von ihren Göttern entführt wurde und einen Dämon gebar«, erklärte Brautus und reichte ihr die Schriftrolle. Sie entrollte sie, aber die zerbröckelnde Seite war mit demselben fremdartigen Text bedeckt wie alles andere in den Katakomben. Sie konnte kein Wort davon lesen.
    »Es ist keine Geschichte, alter Mann«, sagte Mutter Bess mit bitterem Lachen. »Dieser Dämon wuchs zu einem Mann heran, der die Druiden und das Volk seiner Mutter hasste. Er verfluchte sie und benutzte seine unvergängliche Macht, um all diejenigen zu ermorden, die sich ihm entgegenstellten, und die Übrigen zu versklaven. Und seine Lieblingsgestalt war die des Wolfes.«
    »Also verwandelte er sich«, sagte Isabel und blickte von der Schriftrolle auf. »Er konnte sich verwandeln.«
    »Oh, ja«, bestätigte die alte Frau. »Aber er war nicht allmächtig, wie er glaubte. Es gelang einigen der Priester, ihm zu entkommen und den Süden zu erreichen, und sie brachten ihre Weisheit mit sich, wie auch ihr geweihtes Blut. Sie schrieben auf, woran sie sich bezüglich des Wolfs erinnerten, als Warnung für ihre Nachkommen, denn sie wussten, dass er sie eines Tages finden und all seine Gerissenheit nutzen würde, um sie zu vernichten.«
    »Und Ihr glaubt, Simon ist diese Person – dieser Dämonenwolf?«, fragte Isabel und traute ihren Ohren kaum.
    »Simon?«, sagte die alte Frau und schaute zu Brautus. »Dieser junge Mann …« Sie blickte wieder zu Isabel. »O Gott, kann das sein?«
    »Er ist ein Vampir«, sagte Brautus nickend. »Er hat es selbst gesagt.«
    »Was ist los?«, fragte Isabel. »Ihr tut so, als wüsstet ihr …«
    »Ich weiß, Kind«, unterbrach er sie. »Ein Vampir ist ein verfluchtes Wesen, das nur in Dunkelheit leben kann und sich vom Blut der Lebenden ernährt.« Er wirkte blasser denn je. »Dein Vater und ich haben im Krieg solche Geschichten gehört, und ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass sie stimmen.«
    »Der Dämon trank das Blut seiner Opfer, und seine Kinder taten es ihm gleich, Sterbliche, die er mit seinem unsterblichen Blut verdorben hatte«, sagte Mutter Bess. »Keine Waffe konnte ihm etwas anhaben. Er konnte nicht sterben.« Ihre Augen schimmerten im Feuerschein. »Aber er konnte auch nicht leben.«
    »Ich habe ihn erstochen, Kind, erinnerst du dich?«, sagte Brautus und nahm Isabels Hand. »Er ist nicht gestorben. Er hat nicht einmal geblutet.«
    »Die Druiden schrieben, dass ihre Götter den Wolf nicht vernichten konnten, weil er einer der ihren war«, erklärte Mutter Bess. »Aber sie vertrieben ihn aus ihren Wäldern, trieben ihn übers Meer, und sie verfluchten ihn für alle Zeiten, verdammten ihn dazu, in Dunkelheit zu leben und niemals die Sonne zu sehen.«
    Isabel sah sie bestürzt an. »Es gibt nur einen Gott im Himmel«, sagte sie und erhob sich, als hätte sie genug gehört.
    »Er konnte nicht wie sterbliche Menschen leben«, fuhr Mutter Bess unerbittlich fort. »Er konnte kein Fleisch schmecken, oder etwas anderes als lebendiges Blut trinken. Er war der Vampir.«
    »Dein Vater glaubte dasselbe wie wir, Kind«, sagte Brautus und legte eine Hand auf ihren Arm, drängte sie wieder auf ihren Stuhl zurück. »Er hat deine Mutter sehr geliebt, aber er wollte diese heidnischen Geschichten über Dämonen und Druiden und Götter nicht glauben.«
    »Ich auch nicht«, antwortete sie. »Ich will sie auch nicht glauben.« Gott selbst hat mich aus dem Licht verbannt, hatte Simon ihr bei ihrer ersten Begegnung gesagt. Er hatte niemals auch nur einen Krumen Brot gegessen oder in ihrer

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