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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Kraft.« Er trug die Kerze in eine andere Ecke der Höhle und beleuchtete eine zusammengekauerte Gestalt, die sich aufsetzte, als er sich neben sie kauerte. Es war ein gefesseltes und geknebeltes Mädchen. »Diese Ketten können sogar einen Vampir einige Zeit festhalten.« Er berührte die Wange des Mädchens, und sie zuckte zurück, ihr Knebel machte einen Schrei unmöglich.
    »Wer ist sie?«, fragte Simon und bemühte sich, das Entsetzen, das er empfand, nicht hörbar werden zu lassen.
    »Niemand«, antwortete Kivar. »Würdet Ihr die Köchin nach dem Namen des Schafes fragen, wenn sie Euch Schaffleisch serviert?« Er erhob sich und lächelte. »Natürlich, da Ihr ein Ire seid, würdet Ihr es vielleicht tun.«
    »Was wisst Ihr schon von Iren?«, höhnte Simon ebenfalls mit todbringendem Lächeln. »Der Einzige, dem Ihr je begegnet seid, hat Euch den Kopf abgehackt und Euer Herz durchbohrt, bevor Ihr ihn kennenlernen konntet.«
    »Ist das so gewesen?« Er runzelte die Stirn. »Ich dachte, Roxanna hätte mein Herz durchbohrt.« Er zuckte die Achseln. »Nicht dass es wichtig wäre.« Er kam zu Simon zurück, ließ die Kerze neben dem weinenden Mädchen stehen. »Habt Ihr sie übrigens getötet? Ich weiß, dass sie Euch darum gebeten hat.« Ein zorniger Schatten überzog seine aufgedunsenen Gesichtszüge, die im flackernden Licht kreidebleich wirkten. »Dummes Mädchen.«
    »Würde es Euch kümmern?« Simon spannte seine Handfesseln fest an, zog mit aller Kraft daran, nun aber lautlos, und glaubte, sie ein klein wenig nachgeben zu spüren.
    »Natürlich würde es mich kümmern«, antwortete Kivar, und sein sorgloses Lächeln kehrte zurück. »Ich sorge mich um alle meine Kinder.« Er berührte Simons Wange, und Simon schnappte nach seiner Hand wie ein Hund, konnte nicht umhin. Dieses Ungeheuer hatte Isabel geküsst, hatte vorgegeben, er zu sein, hatte seine Gestalt gestohlen. »Aber ich muss sagen, Simon, dass Ihr bisher mein Lieblingskind seid.«
    »Was ist mit Susannah?«, fragte Simon und weigerte sich, den Köder anzunehmen. »Sie war Eure Neugeborene, oder?«
    »Ein kurzer Zeitvertreib.« Er verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln, das ihn wie den lebendigen Menschen wirken ließ, dessen Leichnam er gestohlen hatte. »Ihr habt vermutlich auch sie getötet?« Er trat zum Tisch zurück und öffnete eine Ledertasche, die denjenigen sehr ähnelte, die Orlando stets bei sich trug, nur dass sie größer war. »Habt Ihr sie wenigstens zuerst gevögelt? Sie hat Euch so sehr begehrt.«
    »Ihr habt sie getötet«, antwortete Simon. »Nicht ich.«
    Kivar schaute über die Schulter nachdenklich zu ihm zurück. »Ja«, entschied er. »Das könntet Ihr vermutlich behaupten. Aber wenn dem so ist, dann habe ich auch Euch getötet.« Er nahm Gegenstände aus der Tasche, die Simon nicht sehen konnte, und stellte sie auf den Tisch. »Seid Ihr tot?«
    Die Eisenketten schnitten in Simons Handgelenke. »Sagt Ihr es mir.«
    Kivar blickte mit verzerrtem halbem Lächeln zur Decke. »Noch nicht.« Er hob einen gebogenen, goldenen Dolch ins Licht, und das Mädchen auf dem Boden wand sich, wollte erneut schreien. Simon konnte im trüben Licht von der anderen Seite des Raumes nicht sicher sein, aber er fürchtete, sie zu kennen, das Kind eines Holzfällers, der in der ersten Nacht, in der Isabel ihn als Wolf gesehen hatte, mit ihrer Familie auf Schloss Charmot Zuflucht gesucht hatte. Wenn sie es war, war sie kaum älter als zwölf oder dreizehn Jahre.
    »Ist schon gut, Kleine«, rief er und bemühte sich sehr, tapferer und sicherer zu klingen, als er sich fühlte. »Er ist nicht annähernd so furchterregend, wie er glaubt.«
    Kivar legte den Dolch beiseite. »Nein, vielleicht nicht.« Er nahm einen weiteren, viel kleineren Gegenstand vom Tisch. »Aber Ihr seid es.« Er wandte sich wieder zu Simon um. »Ich sollte Euch übrigens für diesen Körper danken.« Er blickte auf seine narbige, aber kräftige Hand hinab. »Natürlich ist dieser Mann nicht so vornehm oder intelligent wie unser gemeinsamer Freund, der Herzog.« Er ballte seine Faust und lächelte. »Aber er sollte meinem gegenwärtigen Zweck ausreichend dienen.« Er hielt den Gegenstand in seiner Hand vor Simons Augen – den Siegelring, den Francis stets getragen hatte, der Beweis für seinen adligen Titel, der ihm vom König verliehen worden war. »Aber ich vermisse es, Francis zu sein.«
    »Ihr wart niemals Francis«, sagte Simon vor Zorn zitternd. »Seine Seele entwich schon

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