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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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versucht, ein Gespür für die Frau zu bekommen, die ihn angefertigt hatte, die Mutter, die sie nie kennengelernt hatte. Was würde ihre Mutter ihr jetzt raten? Ich liebe ihn, würde Isabel zu ihr sagen. Ich möchte ihn retten. Würde das hübsche Bauernmädchen sie eine Närrin nennen?
    Die Tür öffnete sich, und Mutter Bess kam auf Kevins Arm gestützt herein. »Willkommen, Großmutter«, sagte Brautus und erhob sich, um sie zu begrüßen. »Komm und setz dich ans Feuer.«
    »Kümmere dich nicht darum, wo ich sitze«, fauchte die alte Frau. »Du und dein Herr habt ein ziemliches Chaos angerichtet, meinst du nicht?« Sie lächelte Isabel zu und tätschelte ihre Wange. »Aber wir werden es bald wieder in Ordnung bringen.«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint, Mutter Bess«, erwiderte Isabel. »Ich verstehe nichts davon.«
    »Das wirst du schon, mein Kind«, versprach Brautus, während die alte Frau ihn ansah und erneut angewidert schnaubte, bevor sie sich hinsetzte. »Es ist gut, Kevin. Du kannst gehen.« Der Stallbursche schaute unsicher zu Isabel, und sie nickte.
    »Ist schon gut.« Er erwiderte ihr Nicken, ging und schloss die Tür hinter sich.
    Brautus nahm eine pergamentene Schriftrolle hervor, die denjenigen sehr ähnelte, die Isabel aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters mitgenommen hatte. »Gut«, sagte er barsch, sah zunächst Mutter Bess an und dann erst Isabel. »Soll ich anfangen?«
    »Du weißt nichts vom Anfang«, erwiderte Mutter Bess verächtlich. »Aber meinetwegen, du kannst es ebenso gut tun.«
    »Danke«, murrte er und wandte sich an Isabel. »Ich war bei deinem Vater, als er hierher nach Charmot kam. Wir hatten bereits viele Jahre gemeinsam gekämpft, und ich wusste, dass er diesen Ort zu seinem Heim machen wollte. Aber er erwähnte nie, dass er sich eine Ehefrau nehmen wollte. Er hatte einst in seiner Jugend in Frankreich eine Frau geliebt, aber sie betrog ihn, und er schwor, niemals eine andere zu lieben.«
    »Törichter Normanne«, murrte Mutter Bess und heimste mit dieser Bemerkung einen ungeduldigen Blick des Ritters ein.
    »Aber eines Tages, unmittelbar nachdem wir das Land für seine Festung gerodet hatten und der Architekt die Mauern skizzierte, schauten wir auf und sahen eine Frau über unsere brandneue Brücke kommen«, fuhr er fort. »Das wunderschönste Wesen, das dein Vater oder irgendeiner von uns jemals gesehen hatte.« Er lächelte ihr liebevoll zu, und sie zwang sich, sein Lächeln zu erwidern. Sie zweifelte nicht daran, dass er sie liebte, dass alles, was er getan hatte, aus Liebe geschehen war, aber sie konnte nur an Simons Gesicht denken, als er sie verließ. Ich hätte ihn aufhalten können, dachte sie. Ich hätte ihn dazu bringen können, es zu erklären. Ich hätte ihn retten können.
    »Du warst noch nicht geboren, wie du dich entsinnen wirst«, fuhr Brautus fort. »Dieses Mädchen trat also unmittelbar zu Sir Gabriel, als kennte sie ihn, und sagte: ›Ich werde Euch heiraten.‹ Und er erwiderte ihren Blick kaum einen Moment, bevor er antwortete: ›Ja, das werdet Ihr.‹ Und das war Lady Caitlin.«
    »Sie war ein hübsches Ding«, bestätigte Mutter Bess.
    Isabel hätte diese Geschichte zu jeder anderen Zeit faszinierend gefunden. Sie hatte sie noch niemals zuvor gehört. Aber sie erkannte nicht, welche Bedeutung sie für ihre gegenwärtige Situation haben konnte. Charmot wurde offensichtlich von allen Seiten von Dämonen belagert, von denen einer ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Und sie, arme Närrin, liebte ihn ebenfalls noch immer. Was kümmerte es sie, wie es kam, dass ihre Eltern geheiratet hatten? »Ich verstehe nicht«, sagte sie. »Was hat meine Mutter mit Simon zu tun?«
    »Caitlins Vater war ein Beschützer des Druidenhains«, erklärte Mutter Bess, als sollte ihr das etwas erklären. »Euer Großvater, meine sehr liebe Lady Charmot.« Isabel sah sie verständnislos an. »Gütiger Himmel, hat dieser Normanne ihr nichts erzählt?«, wollte sie von Brautus wissen.
    »Sprecht nicht so über meinen Vater«, sagte Isabel, die allmählich Wut aufsteigen spürte. »Er war Euer Herr, wenn Ihr Euch erinnern wollt, von adligem Blut …«
    »Das Blut Eurer Mutter war weitaus adliger als seines«, unterbrach die alte Frau sie mit einem leicht abschätzigen kleinen Lachen. »Ihre Blutlinie reichte bis zu den uralten Zeiten zurück, bevor die Druiden in die südlichen Länder Britanniens gelangt waren, als die Normannen noch primitive Schachfiguren Roms waren.« Sie beugte

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