Gefährtin Der Finsternis
lasst mich ihn bekämpfen«, sagte Brautus. »Ihr und die Eichel geht hinunter und findet diesen Kelch …«
»Nein«, sagte Simon und unterbrach ihn damit. »Er würde sofort erkennen, dass er einen Sterblichen bekämpft, und er würde das Spiel beenden. Der Einzige, der ein wenig darauf hoffen kann, ihn zu beschäftigen, bin ich.«
»Aber was wird es nützen, ihn zu beschäftigen?«, fragte Isabel. »Wenn Orlando Recht hat und du ihn nicht töten kannst …«
»Kivar ist unsterblich, aber Michels Körper ist es nicht«, antwortete Simon. »Er hätte Francis niemals zurücklassen dürfen, damit ich ihn finde. Ich weiß jetzt, wie ich ihn hinaustreiben kann. Wenn ich seinen Kopf abschlage und sein Herz herausschneide, wird sein Geist seinen Wirtskörper verlassen müssen. Wir haben doch keine weiteren Leichen im Schloss herumliegen, von denen ich nichts weiß, oder?«
»Du meinst, andere als deine?«, fragte Orlando. »Es ist zu riskant – wenn Kivar Besitz von dir ergreift …«
»Wenn er Besitz von mir ergreifen könnte, hätte er es getan, als ich ihn zum ersten Mal tötete«, unterbrach Simon ihn und legte einen Arm um Isabel, als er ihre erschrockene Miene sah. »Ich fürchte, er hat andere Pläne für mich.«
»Was ist dann damit, ihn zu enthaupten und ihm das Herz herauszureißen?«, unterbrach Brautus ihn. »Könnt Ihr das tun?«
Simon lächelte. »O ja.«
»Simon.« Isabel legte eine Hand auf seinen Arm und deutete auf etwas. »Schau.«
Kivar hatte aufgehört, sich zu drehen und zu rufen, um sein Pferd, dem Schloss zugewandt, vollkommen still zu halten. Er hob das Visier an seinem Helm an und lächelte, zeigte seine Zähne, seine Augen loderten grün im Dunkeln. »Er hat es gehört«, sagte Kevin mit Panik in der Stimme. »Er hat jedes Wort gehört, das Ihr gesagt habt.«
»Sehr wahrscheinlich«, stimmte Simon ihm zu und blickte zurück. Er drückte Isabel einen Kuss auf die Stirn. »Aber ich habe keine Angst.«
14
Isabel beobachtete, wie Brautus Simon in seinem kleinen Kellerraum in die Rüstung des Schwarzen Ritters half. »Ich habe Angst«, sagte sie und lehnte sich an sein Bett. »Ich möchte nicht, dass du gegen ihn kämpfst.«
»Du und Brautus werdet die Übrigen mit Booten über den See bringen«, antwortete er und band die mit Dornen versehenen Schilde fest, die seine Arme bedeckten. »Selbst wenn ich versage, wird Kivar nicht genug Interesse an den Leuten von Charmot haben, um sich die Mühe zu machen, euch aufzuspüren. Ihn kümmert in Wahrheit nur der Kelch.«
»Du hörst nicht zu.« Brautus’ Kettenpanzerhemd war ihm ein wenig zu lang, reichte ihm fast bis auf die Knie, aber an Schultern und Armen passte es gut. »Ich sagte, kämpfe nicht gegen ihn.«
Er legte seine Panzerhandschuhe beiseite. »Du weißt, dass ich gegen ihn kämpfen muss.« Er umfasste ihre Wange mit seiner Handfläche, zwang sie, ihn anzusehen. »Du hast mir das Versprechen abgenommen, es zu tun, erinnerst du dich?«
»Da ging es um Michel, um einen Menschen.« Sie schob seine Hand fort. »Nicht um diesen Dämon im Körper eines Toten, dieses Wesen, das nicht getötet werden kann.«
»Er kann getötet werden, und ich werde es tun.« Er zwang sie erneut, ihn anzusehen. »Ich habe mich dem verschworen.«
»Oh, sei still.« Sie wehrte ihn erneut ab, trat außerhalb seiner Reichweite. »Seit ich dir begegnet bin, erzählst du mir, was du zu tun oder nicht zu tun geschworen hast, und es ist immer genau das Gegenteil von dem, was ich will.« Er schaute zu Brautus, hoffte auf Beistand, aber der Ritter zuckte nur die Achseln und versuchte kaum, sein Lächeln zu verbergen. »Ich weiß, dass du gegen ihn kämpfen musst«, räumte sie ein und wandte sich ihm wieder zu. »Aber ich möchte trotzdem nicht, dass du es tust.«
»Ich weiß.« Er sah fast genauso aus, wie sie ihn sich in ihren verzweifelten Träumen vorgestellt hatte, bevor sie ihn jemals gesehen hatte, ihr wahrer Schwarzer Ritter, ein tödlicher Engel, aus der Hölle befreit, um Charmot zu beschützen. Aber das war er nicht. Er war Simon, ihr Liebster, und sie hatte ihn gerade erst gefunden. Wie sollte sie ihn da gehen lassen? »Ich will auch nicht gegen ihn kämpfen«, sagte er nun.
»Doch, das willst du«, unterbrach sie ihn. »Es verlangt dich regelrecht danach, dort hinauszugehen, ihn in Stücke zu hacken und deine Rache zu nehmen …«
»Und warum sollte es anders sein?«, fragte er und unterbrach sie damit ebenfalls. »Ich will, dass er verschwindet,
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