Gefährtin Der Finsternis
sonst werde ich derjenige sein, der den Wolf bezwingt.«
»Das werde ich«, versprach Simon, von dieser kühlen Kapitulation stärker berührt als von der Herzlichkeit aller anderen.
»Ausgezeichnet«, sagte Isabel lachend, und fast die ganze Halle lachte mit ihr. Sie erkannten nicht, was gerade geschehen war. Sie begriffen nur, dass ihre unverheiratete Lady nun heiraten würde. »Simon, komm«, sagte sie, nahm seine Hand und zog ihn von der Menge fort. »Ich muss dir etwas zeigen.«
»Du solltest dich ausruhen«, antwortete er. Er berührte die Wunde an ihrer Kehle, die sich nun zu einer schwarz und purpurfarbenen Strieme verfärbt hatte. »Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke …«
»Dann tu es nicht«, unterbrach sie ihn und nahm ihren Worten mit einem Lächeln die Schärfe. »Das ist es, was ich dir zeigen will.« Sie fing Orlandos Blick auf, winkte ihn herüber und betrachtete die Menge, die sich zu zerstreuen begann. »Ich habe vielleicht einen Weg gefunden, dir besser zu helfen, als du erahnen kannst.« Sie griff in ihre Tasche, als Orlando sich zu ihnen gesellte. »Du sagtest, als du zuerst hierherkamst, dass dir mein Vater in einer Vision erschienen sei, um dich nach Charmot zu schicken.« Sie betrachtete den Zauberer und lächelte. »Ich nehme inzwischen an, dass du gelogen hast.«
»Ja«, gab Simon zu. »Es tut mir leid, Liebste …«
»Das sollte es auch«, unterbrach sie ihn, ein Funke wahren Zorns in ihren Augen. »Ich wollte dich den Rest unseres Lebens dafür bestrafen, dass du mir eine solche Lüge erzählt hast. Aber inzwischen …« Sie reichte ihm die Druidenkarte.
»Was ist das?« Er erinnerte sich vage, dass Kivar versucht hatte, ihr in der Nacht zuvor in ihrem Zimmer etwas abzunehmen, aber er war zu sehr davon beansprucht gewesen, ihr Leben zu retten, um sich Gedanken darüber zu machen, was es war.
»Eine Karte der Katakomben«, antwortete sie. »Du sagtest, es gäbe auf Charmot etwas, das dich von deinem Fluch befreien könne, und ich brachte dich in die Katakomben, weil ich glaubte, was auch immer du suchtest, müsse dort sein.« Er betrachtete die Karte, einen Ausdruck der Verwunderung auf dem Gesicht. »Du und Orlando schient gleicher Meinung zu sein.«
»Woher hast du die?« Dies war wirklich eine Karte der Katakomben, mit dem Zeichen der Beschützer des Kelches über dem Raum, den Sir Gabriel zu seinem Arbeitszimmer gemacht hatte, und eine Spur, die, wie seine Dämonensinne ihm sagten, aus dem Blut seiner Liebsten bestand. »Woher wusstest du …«
»Ich wusste es nicht«, räumte sie ein. Er reichte Orlando die Karte fast abwesend und sah sie dann wieder an. »Mein Vater … er hat auch selbst Schriftrollen angefertigt, Chroniken des Schlosses und Notizen über seine Studien der Druiden, und er hat jede Schriftrolle in einer Ecke mit einem Kode markiert, Symbole, die ich nie entziffern konnte.« Sie erklärte ihm, wie sie die Schriftrollen aus dem Arbeitszimmer genommen und zufällig ihr Geheimnis entdeckt hatte. »Ich erkannte, dass es zu dem führen muss, was auch immer du und Orlando zu finden versucht«, schloss sie und unterdrückte bei dem verblüfften Ausdruck auf seinem Gesicht ein Lächeln. »Als du gestern Abend zum Kirchhof gingst, stellte ich die Karte fertig, damit ich sie dir geben konnte, wenn du zurückkehrtest.« Sie zuckte die Achseln. »Aber wir wurden ein wenig abgelenkt.«
»Nur ein wenig«, stimmte Simon ihr unwillkürlich lächelnd zu. Tatsächlich fühlte er sich etwas benommen. Während all dieser auf der Suche nach dem Kelch verbrachten Zeit hatte er kaum an dessen Existenz geglaubt, hatte gedacht, er sei dazu verdammt, für immer allein zu sein, ein Ungeheuer, das von allen, die es kannten, wegen dem verachtet wurde, was es war. Nun hatte Isabel, an einem einzigen Tag und in einer einzigen Nacht, dem Dämon in die Augen gesehen und ihre Liebe geschworen, hatte ihn direkt aus ihrem Herzen genährt und lebte, um ihn noch immer zu lieben, hatte sogar allen erklärt, dass sie ihn erwählt habe, dass er ihr Liebster sei, obwohl er ein Vampir war. Und nun hatte sie ihm, wie es schien, den Kelch geschenkt.
»Also was ist es?«, fragte sie ihn nun. »Was versuchst du zu finden?«
»Man nennt es den Kelch«, antwortete er. »Wenn Orlando Recht hat, kann er mich von meinen Sünden befreien und mich wieder zu einem Menschen machen, so dass ich kein Vampir mehr bin.« Du bist vom Tod befallen, hatte Kivar gesagt, nicht von einem Fluch. Der Kelch bedeutet
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