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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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begraben, und das Kreuz des Schurken hatte um sein dickes, gebrochenes Genick gehangen. Er hatte alle drei Gräber sehr sorgfältig verborgen und das Gras bis auf den letzten Halm wieder an seinen Platz verbracht. Sie hatten alle drei zusammen gelegen, und doch sprach Isabel davon, nur eines gesehen zu haben. Und irgendwie hatte das Kreuz seinen Weg an die Oberfläche gefunden. »Ihr hattet gewiss einen sehr anstrengenden Tag«, sagte er und dachte kaum über seine Worte nach, die einzig mögliche Reaktion auf das Rätsel, das ihm Übelkeit verursachte. »Zuerst Pater Colins so seltsames Verhalten, dann der Anblick dieser toten Frau, dann die Begegnung mit dem Wolf in den Wäldern. Tom und Raymond sagten beide, wie tapfer Ihr gewesen seid.«
    »Warum, weil ich nicht hysterisch geworden bin?«, fragte sie mit verzerrtem Lächeln. »Jemand wurde bei der Kapelle getötet, Simon. Dessen bin ich mir sicher, und Pater Colin hat es gesehen. Jemand wurde getötet und begraben, und ich bin mir sicher, dass Michel es getan haben muss.«
    »Michel«, wiederholte er und zwang sich zu einem Lächeln. »Der Phantomritter, der niemals auf Charmot erschienen ist.« Der Schurke, dem Simon offensichtlich selbst zur Unsterblichkeit verholfen hatte.
    »Ja«, beharrte sie. »Er und seine Männer müssen jemanden vor Pater Colins Augen unmittelbar vor dem Altar getötet haben – das muss ihn in den Wahnsinn getrieben haben.«
    »Isabel«, begann Simon und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Und die Frau, die getötet wurde«, fuhr sie stattdessen noch aufgeregter fort. »Welcher Wolf wäre so grausam, seiner Beute das Herz herauszureißen? Das hat ein Mensch getan, ein böser, hasserfüllter Mensch.« Sie schaute mit nun vor Angst geweiteten Augen zu ihm hoch. »Und er will Charmot. Er will hierherkommen, um den Schwarzen Ritter zu bekämpfen und das Schloss meines Vaters zu fordern. Ich selbst bin unwichtig, Simon, das schwöre ich.«
    »Meine Liebe, bitte …«
    »Wenn ich glaubte, Charmot retten zu können, indem ich ihn nicht bekämpfe, wenn er nur mit mir zufrieden wäre, würde ich ihm entgegengehen«, fuhr sie verzweifelt fort, und alle Gedanken und Ängste, die sie so lange verborgen hatte, brachen sturzflutartig hervor. »Aber in Wahrheit will er gar nicht mich. Er hat mich noch nie gesehen. Er will das Schloss meines Vaters, und Brautus kann ihn nicht aufhalten, nicht jetzt.«
    »Meine Liebe, dieser Mann kommt nicht«, versuchte Simon sie zu beruhigen und bat Gott lautlos, das dies die Wahrheit sein möge.
    »Doch, Simon!« Nun weinte sie, war blind vor Tränen. »Er wird das Schloss meines Vaters einnehmen und es zerstören, die Katakomben zerstören und unsere Leute versklaven, und alles, was mein Vater je getan hat, wird umsonst gewesen sein. Ich kann das nicht zulassen. Ich kann nicht.« Sie umklammerte mit beiden Fäusten seinen Waffenrock, den Waffenrock, der einst ihrem Vater gehört hatte. »Ihr seid ein Ritter, ob Ihr verflucht seid oder nicht. Ihr könntet ihn bekämpfen.«
    »Isabel …«
    »Ihr könntet es! Ihr müsst es.« Tränen strömten ihr Gesicht herab, aber sie forderte, sie bat nicht. »Ihr sagtet selbst, mein Vater sei zu Euch gekommen, habe Euch hierhergeschickt. Versteht Ihr nicht? Er hat Euch hierhergeschickt, um uns ebenso wie Euch selbst zu retten – das ist Eure Suche.« Sie nahm sein Engelsgesicht in beide Hände, wollte nicht zulassen, dass er sich abwandte. »Schwört mir, dass Ihr Michel bekämpfen werdet, oder ich schwöre, dass ich Euch hinauswerfen und für immer verflucht sein lassen werde.« Seine Augen glänzten vor Sorge oder vor Mitgefühl. Was es auch war, sie konnte nicht ertragen, es zu sehen. Sie ließ ihn los und wollte sich abwenden, aber er wollte es nicht zulassen, sondern zog sie stattdessen näher an sich. »Das werde ich, Simon«, schloss sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.
    »Ich weiß, dass Ihr das werdet.« Er streichelte ihr Haar und murmelte belanglose Trostworte, während ihr wildes, kleines Herz verzweifelt gegen seine leere Brust schlug. »Still, still … ist schon gut.« Kein Wunder, dass sie solche Angst hatte. Michel war in ihren Gedanken zur ungeheuerlichen Summe all des Übels geworden, das sie sich nur vorstellen konnte. Und jetzt, dank Simon, war er es tatsächlich. »Ich werde ihn bekämpfen.« Er drückte einen Kuss auf ihre Stirn und hielt sie einen Moment noch fester, bevor er sie wieder losließ. »Wenn Michel kommt, um den Schwarzen Ritter von

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