Gefährtin Der Finsternis
donnerte über die Zugbrücke, als wäre der Dämon eher hinter ihm her, als dass er auf seinem Rücken saß. Als sie das Schloss hinter sich gelassen hatten, wandten sie sich dem Wald zu, die Bäume peitschten verschwommen an ihnen vorbei, und Simon entspannte sich etwas. Aber wo konnte er hingehen?
Er dachte an das Bauernfest, von dem Isabel gesprochen hatte, der Tanz in den Mai. Vor nicht allzu langer Zeit wäre eine solche Zusammenkunft für ihn ein Festessen gewesen. Der Vampir hatte sich in einhundert verschiedenen Städten, vom Karneval in Italien bis zu den Erntebräuchen in Frankreich, unter den Feiernden bewegt, der adlige Fremde mit dem Gesicht eines Engels, der sich hier und da mühelos an jedem halbwegs geeigneten Mädchen genährt und sie geschwächt, aber auch freudig erregt zurückgelassen hatte. Manchmal hatte er sogar einen regelrechten Mord begangen. Solcherlei Feste zogen fast immer eines oder zwei ausreichend böse Herzen an, um sein Verlangen sowohl nach Bösem als auch nach Blut zu stillen. Aber hier in Charmot war er kein Fremder. Er war Sir Simon, Beschützer des Schlosses, der gelegentliche Verehrer der Lady. Selbst wenn er Bauerngesinde fände, das nichts von ihm wusste, würde er fast sicher von jemand anderem erblickt, der ihn sehr wohl kannte. Das wollte er nicht riskieren, selbst jetzt nicht. Aber irgendwie musste er sich nähren.
Malachi gelangte aus dem Wald auf die königliche Straße, und Simon führte ihn auf leichteren Untergrund, wobei ihn die plötzliche Geschwindigkeitszunahme sogar bei all seiner Not freudig erregte. Aber als sein Dämonengehör eine halbe Meile voraus Stimmen wahrnahm, verlangsamte er das Pferd auf Schritttempo, lange bevor diejenigen, die da sprachen, ihn entdeckt haben konnten.
»Biegt von der Straße ab«, sagte ein Mann mit starkem, schottischem Akzent gerade, und der Vampir lächelte. Er konnte selbst aus dieser Entfernung die Arglist an demjenigen riechen. Er würde vollkommen genügen. »Wir haben ihn weit genug gebracht.«
Simon ließ sein Pferd im Wald zurück und schlich zu Fuß näher heran, bewegte sich lautlos durch die Wälder auf der anderen Seite der Straße. Drei Pferde standen auf einer Lichtung, aber nur zwei davon waren richtig beschlagen, eines davon gehörte dem Schurken, der gesprochen hatte, das andere einem weiteren Mann, der ein wenig kleiner, aber in seiner dunklen Lederrüstung ganz ähnlich gekleidet war. Ein dritter Mann lag wie ein Sack Getreide über dem Sattel seines Pferdes und war scheinbar tot. Als Simon näher herankam, konnte er jedoch einen dritten Herzschlag hören, der schwächer wurde, aber noch lebendig war.
»Wir sollten nachsehen, ob ein Haus in der Nähe ist«, sagte der zweite Schurke gerade. »Wir wollen schließlich nicht, dass er gefunden wird.«
»Warum nicht?«, erwiderte der erste lachend. »Wer kennt ihn schon in dieser Gegend?« Er durchschnitt einen Riemen, der den dritten Mann auf seinem Pferd hielt, und gab ihm einen üblen Tritt, so dass er zu Boden fiel. »Lebt wohl, Lord Tristan DuMaine«, sagte er und spie ihn obendrein an.
»Ja, Mylord, lebt wohl«, sagte der zweite, der in den Steigbügeln stand und sich spöttisch verbeugte. »Wir werden viel Spaß mit Eurem Schloss haben.«
Simon sprang aus den Schatten und verwandelte sich währenddessen in den großen, schwarzen Wolf. »Verdammt!«, fluchte der erste Schurke, als der Vampir ihn packte, ein derber Fluch, der zu einem Schrei wurde, als sich die Zähne des Wolfs in sein Fleisch versenkten. Simon spürte seinen Körper erwachen, als das Blut seine Kehle hinabströmte, ihn endlich so wärmte, wie Liebe es nicht vermochte. Er fiel mit seiner Beute zu Boden, krümmte sich ekstatisch darüber und brüllte seinen Zorn hinaus, während er sich wieder in die Gestalt eines Menschen zurückverwandelte. Der Schurke erschauderte, war jetzt zu schwach, um schreien zu können, nur noch eine leere Hülle. Sein Pferd bäumte sich auf, und Simon knurrte und bleckte die Zähne. Das Tier schrie auf und floh, zog seinen sterbenden Herrn hinter sich her, dessen einer Fuß sich im Steigbügel verfangen hatte.
Der zweite Schurke hatte seine Armbrust gezogen, und es war ihm gelungen, auf Simon zu zielen, aber als der Vampir aufschaute, erstarrte er, offensichtlich zu entsetzt, um schießen zu können. Simon lächelte und wischte sich mit seinem bloßen Arm das Blut vom Mund. »Was, zum Teufel, seid Ihr?«, stotterte der Schurke, während die Armbrust in seinem
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