Gefaehrtin der Nacht
gerade erst siebzehn Jahre alt geworden. Doch das war keine normale Hochzeit und es waren außergewöhnliche Zeiten. Vor allem aber hatte sie ihr Herz einem ganz besonderen jungen Mann geschenkt.
Jack Force war mehr, als sie sich jemals zu wünschen gewagt hätte, und er war viel besser als ein Traum oder eine Fantasie, denn er war echt. Jack war weit davon entfernt, perfekt zu sein, oft launisch und abwesend, temperamentvoll und impulsiv – Eigenschaften, die seinem dunklen Charakter zuzuschreiben waren. Dennoch liebte sie ihn mehr, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Er war nicht perfekt, aber er war perfekt für sie.
Skyler ließ sich von den emsigen Verkäuferinnen dazu überreden, ein weiteres Kleid anzuprobieren. Diesmal war es ein enges, trägerloses, einteiliges Kleid mit einer langen Reihe winziger Knöpfe am Rücken. Während flinke Finger jedes Häkchen schlossen, sann sie darüber nach, wie überrascht sie von Jacks Antrag gewesen war, auch wenn sie ihn insgeheim erwartet hatte. Nur nicht so bald, aber sie verstand die Dringlichkeit. Ihnen blieb wenig Zeit. In ein paar Tagen würde er nach New York zurückkehren, um sich seinem Schicksal zu stellen, und danach würde sie ihn vielleicht nie wiedersehen. Sie verdrängte ihre Ängste und konzentrierte sich stattdessen auf den kurzen Moment des Glücks, der ihnen vergönnt war, bevor sie sich wieder trennen mussten.
Sie hatten beschlossen, die anstehende Hochzeit vor den Petruvianern im Kloster geheim zu halten. Sie wussten nicht, ob sie den Priestern trauen konnten, und es war kein Ereignis, das sie mit Fremden teilen wollten. Skyler hatte nur eine vage Vorstellung davon, was Jack vorhatte. Er hatte etwas von einer alten Kirche in einem abgelegenen Viertel der Stadt erwähnt und von einer Zeremonie bei Kerzenlicht gesprochen. Mehr wusste sie nicht, außer, dass es nie einen besseren Zeitpunkt oder einen schöneren Ort dafür geben würde. Es war alles, was sie hatten.
» Bellissima! «, krähten die Verkäuferinnen, während sich Skyler im Spiegel betrachtete. Das Kleid umschmeichelte ihre Figur und sie sah atemberaubend schön darin aus.
Dennoch war es nicht das Richtige. Es war irgendwie zu förmlich. Sie schüttelte traurig den Kopf, bedankte sich, umarmte die Verkäuferinnen und verließ das Geschäft mit leeren Händen.
Skyler suchte unzählige weitere Hochzeitsausstatter auf, doch sie fand nichts Passendes. Die Kleider waren alle mit zu viel Perlen besetzt, zu aufgebauscht, zu hochgeknöpft oder zu gewagt. Sie wollte etwas Schlichtes und Reines, ein Kleid, das einen Neubeginn versprach. Sie war schon kurz davor, ihre Suche aufzugeben und etwas von ihren Sachen anzuziehen – vielleicht das weiße Sommerkleid aus Baumwolle, das würde Jack doch sicher nichts ausmachen, oder? –, als sie in einer dunklen Gasse am Ponte Vecchio an einem kleinen Stoffladen vorbeikam.
Die alte Ladenbesitzerin lächelte. »Wie kann ich Ihnen helfen, Signorina ?«
»Können Sie mir das bitte zeigen? Auf dem oberen Regal dort?«, fragte Skyler und deutete auf einen Ballen Stoff, der ihren Blick auf sich gezogen hatte, als sie den Laden betrat.
Die alte Frau nickte und kletterte die knarrende Leiter hoch, um den Ballen herunterzuholen. Sie legte ihn auf den Tresen und wickelte ihn langsam aus. »Das ist seltene venezianische Seide, hergestellt wie im dreizehnten Jahrhundert von Kunsthandwerkern am Comer See.«
»Wunderschön«, flüsterte Skyler und berührte die Seide ehrfürchtig. Es war feinstes Gewebe, weich und geschmeidig, leicht und luftig. Sie war davon ausgegangen, dass sie Weiß tragen würde – so sehr wich sie nun doch nicht von den Bräuchen ab, dass sie daran geglaubt hätte, sie würde in einer anderen Farbe heiraten. Dennoch hatte der Stoff, den sie ausgesucht hatte, einen blassen bläulichen Schimmer. Mit bloßem Auge wirkte er wie Elfenbein, doch wenn man genauer hinsah, konnte man einen Hauch von Kobaltblau erkennen.
Hattie, die Haushälterin ihrer Großmutter, hatte ihr Nähen beigebracht, und als Skyler den Stoff vor sich liegen sah, wusste sie, dass es genau das war, wonach sie den ganzen Tag gesucht hatte. Sie bezahlte die Seide, während ihr Herz klopfte und ihre Wangen vor Aufregung erröteten angesichts der Aufgabe, die ihr bevorstand.
Als sie an diesem Abend in ihre Unterkunft zurückkehrte, war Jack noch immer fort. Sie nahm sich Nadel und Faden aus dem Vorratsschrank und begann mit der Arbeit. Zuerst schnitt sie ein
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