Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
Vom Netzwerk:
zehn.« Dann nannte er ihr die Adresse, und sie legte auf, zutiefst zufrieden mit sich.
    Duran saß im Wohnzimmer und trank ein Bier, als sie ihm eröffnete: »Ich habe für Donnerstagmorgen einen Termin vereinbart.«
    »Mit wem?«
    »Einem Neuropsychologen. In New York.«
    Duran warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Und was soll das bringen?«
    Adrienne zuckte die Achseln. »Ich hab gedacht, eine sachverständige Begutachtung könnte ganz hilfreich sein.«
    »Eine sachverständige Begutachtung von was?«
    »Von Ihnen.«
    »Von mir?«
    Sie nickte und wappnete sich innerlich gegen die Einwände, die jetzt unweigerlich kommen mussten. Mit mir ist alles in Ordnung — mir geht's gut!
    »Gute Idee«, sagte er.
    Am nächsten. Morgen stand sie früh auf und fuhr zu einem Elektrogeschäft, wo sie einen billigen Kassettenrekorder kaufte. Auf dem Rückweg hielt sie am Dream Café und besorgte Kaffee und Croissants.
    Als sie das Haus betrat, kam Duran aus der Küche geschlendert, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und gähnte, als wäre er gerade erst aufgestanden. »Ich dachte, wir könnten uns mal das Band anhören«, schlug sie vor.
    »Welches Band?«
    »Das Band, das Sie nicht zur Post gebracht haben.«
    »Ach das«, sagte er und legte die Stirn in Falten.
    »Was ist los?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht so einfach.«
    »Was denn?«
    »Na, erstens gibt es da ethische Probleme. Henrik ist ein Klient, und wenn er mit mir spricht, ist das vertraulich. Das ist so, als wäre ich ein Beichtvater.«
    »Sie meinen, so, als wären Sie ein Therapeut.«
    Er ignorierte ihren Sarkasmus. »Und zweitens verklagen Sie mich, deshalb finde ich die Idee nicht so gut.«
    »Ich verklage Sie nicht. «
    »Wieso nicht? Das haben Sie doch schon.«
    »Aber jetzt nicht mehr. Ich ziehe die Klage zurück, sobald ... sobald alles wieder normal ist.«
    »Wie kommt's?«
    »Weil alles so chaotisch ist. Ich kann Sie nicht an einem Tag verklagen und am nächsten Tag mit Ihnen in einem Motel absteigen. Das sieht nicht gut aus. Und überhaupt, die Dinge sind nicht so einfach, wie ich dachte.«
    Er überlegte einen Moment. Schließlich sagte er: »Okay, aber — die Identität des Klienten brauchen Sie nicht zu erfahren.«
    Sie nickte zustimmend. »Ich will bloß hören, wie Sie arbeiten.«
    Die Stimme des Mannes war tief und zittrig, mit einem unverkennbar holländischen Einschlag. Duran saß ausgestreckt in einem Sessel gegenüber der Couch und sah zur Decke, während das Band lief. »Sie haben ihn sogar schon kennen gelernt«, sagte er.
    »Ich?«
    Er nickte. »Als Sie zum ersten Mal in meine Wohnung gekommen sind.«
    Sie versuchte, sich zu erinnern.
    »Wir hatten gerade eine Sitzung«, half Duran ihr auf die Sprünge. »Großer Bursche. Blond.«
    Adrienne beugte sich über den Kassettenrekorder und stellte ihn leiser. Sie runzelte die Stirn, konnte sich nicht an den Mann erinnern.
    »Sie haben ihn angeschrien. Wissen Sie nicht mehr? Sie haben gesagt, er soll aufwachen.«
    »Ach ja.«
    »Und zu mir haben Sie gesagt, ich wäre —«
    Sie nickte. »Ich war wütend. Pst jetzt — ich will zuhören.« Sie ließ das Band ein wenig zurücklaufen, dann stellte sie es lauter.
Duran: Konzentrier dich auf deine Atmung. So ist gut. Ich möchte, dass du mit mir atmest ... gut! Wirklich gut. Spürst du die Ruhe, Henrik? Sie breitet sich ganz in uns aus, bis in die Fingerspitzen hinein. Und wenn wir ausatmen, steigert das dieses Gefühl nur noch. So. Ja, genau so. Spürst du, wie die Luft kommt und geht? Weißt du, wo wir sind, Henrik?
    Henrik: An dem sicheren Ort.
    Duran: Genau. Wir sind an dem sicheren Ort. Auf dem Felsen. Ich kann die Wellen direkt unter uns plätschern hören. Und eine leichte Brise weht über das Wasser. Spürst du sie in den Haaren? 
    Henrik: Und eine Möwe. Oben.
    Duran: Genau. Da ist eine Möwe, die im Himmel über uns kreist, sich vom Wind tragen lässt.
    Henrik: Das ist schön.
    Duran: So, nun möchte ich, dass du dich an den Abend erinnerst, als du im Auto warst ... in deinem Auto ... und du warst unterwegs nach Watkins Glen. Erinnerst du dich daran, Henrik?
    Die Rädchen der Kassette drehten sich langsam.
Henrik: Es war später Nachmittag — ein klarer Tag. Ich bin an dem Süßigkeitenladen vorbeigegangen —
    Duran: Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, du bist nicht gegangen. Vielleicht hast du in einem Auto gesessen. Erinnerst du dich, dass du in einem Auto warst? Abends?
    Henrik: Ja.
    Adrienne sah zu Duran hinüber, der

Weitere Kostenlose Bücher