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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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fragte Adrienne. »Was machen Sie denn da?«
    Danke, Jeffrey.
    »Danke, Jeffrey? Mit wem sprechen Sie da?«, wollte Adrienne wissen.
    Duran dirigierte den Mauspfeil auf das AOL-Logo und klickte zweimal. Der Computer vermeldete sein übliches Goodbye.
    »War das die Website?«
    Aber Duran antwortete noch immer nicht. Stattdessen machte er den Computer aus und nahm etwas vom Tisch, etwas, das sie zuvor nicht bemerkt hatte. Es war eine durchsichtige, mit kleinen Quadraten bedruckte Plastikfolie.
    »Was ist das?«, fragte sie und griff nach der Folie, doch Duran hielt sie hartnäckig und stur fest, wie ein kleines Kind. Stumm und ohne zu lächeln.
    »Was ist denn das? Lassen Sie doch mal sehen! «, beharrte sie und zog vergeblich daran. Nach ein paar Sekunden wortlosen Gezerres machte Duran dem Kampf ein Ende, indem er seine freie Hand mit solcher Kraft um ihr Handgelenk legte, dass sie aufkeuchte.
    »He!«
    Er reagierte nicht, sondern drückte immer fester und fester zu, bis ihr die Knie einknickten und er ihre Finger einen nach dem anderen öffnen konnte. Dann nahm er die Plastikfolie und legte sie behutsam in das Handbuch für Nikkis Computer, achtete darauf, dass die Ränder nicht herauslugten. Anschließend schob er das Buch in eines der Seitenfächer der Computertasche und zog den Reißverschluss zu. Er stellte den Laptop auf den Boden und sah sie mit einem Lächeln an, das sie einen Schritt zurücktreten ließ. Es war ein geisterhaftes Lächeln, wüst und leer.
    Mein Gott, dachte sie. Was ist mit ihm los? Sein Klammergriff war brutal gewesen. Was, wenn er mehr gewollt hätte als ein Stück Plastik? Was, wenn ... Zum ersten Mal hatte sie richtig Angst vor ihm, und die Furcht traf sie völlig unvorbereitet, wie ein Schlag in die Magengrube. Ihr wurden die Beine weich. Er kann so fürsorglich und freundlich sein ... Sie dachte daran, wie er am Strand den Arm um ihre Schulter gelegt hatte. Und plötzlich, von einer Minute auf die andere ... Man vergisst es so leicht: Er ist verrückt. Ein Psychopath.
    Ein kleiner, spitzer Schrei drang aus ihrem Mund, und Duran, der schon auf dem Weg ins Wohnzimmer war, drehte sich um: »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Er hatte noch immer diesen erloschenen Blick, und er bewegte sich irgendwie seltsam, als glitte er auf geölten Schienen dahin. Und seine Stimme — seine Stimme war völlig normal, und das jagte ihr ein Frösteln ein, weil sein Lächeln so ausdruckslos und kalt wirkte, seine Augen so distanziert und blicklos, dass es ihr vorkam, als starre er auf den Horizont.
    Adrienne nickte. »Ja, alles okay«, brachte sie heraus und stützte sich am Esstisch ab.
    Achselzuckend ging Duran ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein.
    Shaw anrufen. Sofort. Sie trank einen Schluck Bier, wühlte in ihrer Handtasche nach dem. Zettel, auf den sie die Privat- und Büronummer des Psychiaters geschrieben hatte. Er lag völlig zerknittert ganz unten in der Tasche. Adrienne strich ihn glatt und begann zu wählen. Dann beugte sie sich weit nach links, um zu sehen, ob Duran mitbekommen hatte, was sie machte, aber nein, er saß noch immer auf der Couch, eingehüllt in den weichen Schimmer und die erbarmungslose gute Laune des Fernsehers.
    Shaw hob beim vierten Klingeln ab, und sobald er sich meldete, sagte sie: »Wir haben ein Problem.«
    »Was ist los?«
    »Duran«, erwiderte sie. »Er hat mir richtig Angst eingejagt« Sie erzählte, was passiert war, und kam sich ein wenig albern vor, weil es sich nicht sonderlich dramatisch anhörte, wenn man es laut aussprach. Aber Shaw schien sie zu verstehen.
    »Haben Sie diesen ... Affektmangel bei ihm vorher schon mal bemerkt?«
    »Nein«, antwortete sie.
    »Und was macht er gerade? Sie flüstern, also nehme ich an, er weiß nicht, dass Sie mit mir sprechen. Ist er wach? Ist er ansprechbar?«
    »Gewissermaßen. Er sitzt vor dem Fernseher. Aber er ist wirklich total daneben, Doc. Ich meine, er könnte auch eine Lampe sein, so, wie er da sitzt. Es ist, als wäre ich überhaupt nicht vorhanden.« Shaw schwieg eine halbe Ewigkeit, so kam es ihr zumindest vor. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. »Also ... was meinen Sie?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte er. »Hört sich nach einem Trancezustand an. Und Sie sagen, er hat vor dem Computer gesessen, als —« 
    »Genau.«
    »Na ja, ich denke, es könnte eine Art Ankopplung erfolgt sein —« 
    »Ankopplung?«
    »— ausgelöst durch das Flackern.«
    »Ich habe keine

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