Gefaelschtes Gedaechtnis
die Worte die Dämmschicht durchdrangen, in die McBride seine Aufnahmefähigkeit eingepackt hatte. Dann öffnete er blinzelnd die Augen und warf Shaw einen Seitenblick zu.
»Aber Sie müssen jetzt gut aufpassen«, sagte Shaw zu ihm. McBride blickte interessiert.
Der Psychiater räusperte sich.
»Du hast es nicht getan!«, entfuhr es Adrienne. »Du hast niemanden umgebracht.«
»Lassen Sie mich das machen«, sagte Shaw mit Nachdruck.
Adrienne legte McBride eine Hand auf die Wange, drehte seinen Kopf zu sich und sah ihm in die Augen. »Nein — ich habe die Zeitungen durchgesehen. Und es ist alles Lüge. Da war nichts! Kein Mord, keine Polizei —«
McBride schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was passiert ist, Adrienne. Ich weiß, was ich getan habe.«
»Aber du irrst dich. Du warst nicht mal verheiratet. Es gab kein Kind!« Sie stockte. Sollte sie ihm sagen, dass er angeblich tot war? »Es ist wie bei Nikki«, sagte sie. »Man hat dir auch so eine Erinnerung eingetrichtert—«
»Wer hat das getan?«
Seine Frage verblüffte sie.
»Wer hat das getan?«, wiederholte er.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Blickte Hilfe suchend Shaw an. Vergeblich. Zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht«, gab sie zu. »Irgendwer.«
McBride schaute weg. »Ich kann ihn spüren«, sagte er zu ihnen. »Ich kann den Baseballschläger in meinen Händen spüren ...«
» Lew«, setzte Shaw an.
McBride wandte sich wieder an Adrienne. »Also, du willst damit sagen, dass ich bloß die Leinwand für den Projektor von jemand anderem bin.«
Adrienne dachte über die Metapher nach und sagte achselzuckend: »Stimmt.«
McBride wandte den Blick dem Psychiater zu. »Okay, mal angenommen, ihr habt Recht. Was soll das Ganze dann? Warum sollte jemand wollen, dass ich glaube, ich hätte Frau und Kind getötet?« Als Shaw die Stirn runzelte, sagte McBride unwirsch zu Adrienne: »Was soll das Ganze?«
Die Frage hing in der Luft, schwebte durch die unheilvolle Stille des leeren und sterilen Raumes. Es war eine gute Frage, eine schwierige Frage, und einen Augenblick lang rang Adrienne verzweifelt um eine Antwort. Dann fand sie die Antwort, und sie war ganz einfach. Sie räusperte sich. »Damit du dich umbringst«, sagte sie. »Wie Nikki. «
Sobald McBride losgeschnallt war und die Ausschnitte aus dem Examiner gesehen hatte, sagte Shaw zu ihm: »Ich möchte Sie in Trance versetzen.«
»Nein danke, Doc. Mir reicht's.«
»Es geht nicht anders«, sagte Shaw. »Ich kann Sie nur entlassen, wenn ich sicher hin, dass Sie keine posthypnotischen Suggestionen mehr haben —wo immer die auch herkommen.«
McBride grübelte darüber nach, mit einem trotzigen Blick in den Augen.
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein«, fuhr Shaw fort. »Nach dem, was Sie durchgemacht haben, wird es lange dauern, bis Sie wieder auf dem Damm sind. Unter anderen Umständen würde ich Ihnen eine gründliche Therapie empfehlen.« Er hielt inne und seufzte. »Aber der Luxus ist uns nicht vergönnt. Wie Adrienne Ihnen bestätigen kann, hatte ich Besuch von Mitarbeitern einer Regierungsbehörde. Sie sagen, sie haben >berechtigte Ansprüche< in dieser Angelegenheit. Mag sein. Ich weiß es nicht. Ich weiß allerdings, dass ihnen Ihr Wohl nicht unbedingt am Herzen liegt. Ja, ich hatte den deutlichen Eindruck, dass sie sich nicht im Geringsten um Sie scheren.«
McBride dachte darüber nach. Schließlich fragte er: »Und Sie glauben, man hat mir posthypnotische Suggestionen verpasst?«
»Absolut! Deshalb hatte ich so große Probleme, zu Ihnen durchzudringen. Immer, wenn Sie sich Ihrer Vergangenheit näherten — Ihrer richtigen Vergangenheit —, hat sich dieses brutale Fantasieprodukt, dieses Syndrom gezeigt. Und das haben Sie dann gespürt und haben. psychologisch Panik bekommen. Kampf oder Flucht. Es ist genial. Die haben falsche Erinnerungen erzeugt, die so schlimm waren, dass sie bei Ihnen praktisch eine eingebaute Aversion gegen Ihr wahres Ich ausgelöst haben.«
Obwohl er nicht mehr festgeschnallt war, blieb McBride, wo er war, im Sumpf der Depression. »Vielleicht haben Sie Recht«, sagte er mit skeptischem Unterton. »Aber wäre es nicht wahrscheinlicher, dass ich einfach ungeschoren davongekommen bin?«
»Nein«, brach es aus Adrienne heraus, mit vor Wut bebender Stimme. »Das ist nicht wahrscheinlicher! Du weißt, dass irgendwer in deiner Psyche herumgepfuscht hat. Wach endlich auf! Du hast Eddie nicht umgebracht, du hast das Haus nicht in die Luft gejagt, du hast meine
Weitere Kostenlose Bücher