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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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nicht der Gegenstand war, den sie in ihrer Wohnung gefunden hatte. Aber es war das gleiche Ding — ein halb durchsichtiges Röhrchen, durchzogen mit goldenen und silbernen Drähten. Unterschiedlich, aber gleich.
    Ein Implantat.
    Was bedeutete, dass das, was man mit Lew McBride gemacht hatte, auch mit ihrer Schwester gemacht worden war. Der Druck in ihrer Brust entlud sich, verwandelte sich in Wut, dann in Verzweiflung.
    »0 Gott!«, rief sie.
    McBride, der die Suppe umrührte, blickte auf. »Was ist denn?« Sie schüttelte bloß den Kopf, tränenüberströmt.
    Als er ihre Verzweiflung bemerkte, eilte er zu ihr. Und sah, dass sie auf das Foto des Implantats blickte. »He«, sagte er und drückte ihr die Schulter, »ganz ruhig. Es ist vorbei. Das Ding ist raus.«
    »Es liegt auf dem Fußboden in meiner Wohnung!«
    Ihr Ausbruch traf ihn völlig unvorbereitet. »Was?«
    »Eins von diesen Dingern! In Nikkis Asche — genau so eins!«
    Er wollte sie schon fragen, wie es dahin gekommen war, konnte sich aber gerade noch bremsen.
    »Es war in der Urne vorn Bestattungsinstitut«, sagte sie und fuhr sich mit einem Ärmel über die Augen. Dann lachte sie leise durch ihre Tränen. »Dieser ganze ... Schwachsinn! «
    »Was für Schwachsinn?«
    »Das mit den Riedles. Und Nikkis Überdosis! Und dem Geld, das sie ihr gegeben haben. Deshalb hat Eddie nichts rausfinden können. Nichts von alledem ist passiert. Das Ganze war eine Lüge — genau wie bei dir.« Plötzlich verspürte sie den Drang, jemanden umzubringen. Vor allem die Person, die aus ihrer Schwester den Roboter gemacht hatte, den sie im Nine West Store wiedergetroffen hatte, die junge Frau, die sich in der Badewanne mit Stromschlag selbst getötet hatte. Schluss mit Trauerarbeit. »Ich reiß diesen Drecksack in Stücke, der das getan hat«, fluchte sie.
    McBride nickte, zuckte die Achseln und ging zurück in die Kochnische. »Da musst du dich aber hinten anstellen«, sagte er.
    Wie Dr. Shaw vermutet hatte, stand Sidney Shapiro im Telefonbuch von Jefferson County. Adrienne saß im Schneidersitz auf dem Bett, trank ein Bier und nahm all ihren Mut zusammen, um ihn anzurufen. Zumindest versuchte sie es. Anrufe ins Blaue hinein waren nicht ihre Stärke. Noch nie. »Vielleicht solltest du ihn anrufen«, rief sie.
    »Mist ... verdammter! « Der Fluch entfuhr McBride durch zusammengebissene Zähne, weil er sich am Griff eines billigen Aluminiumtopfes verbrannt hatte. Adrienne sah zu, wie er einen Ärmel, den er über die Hand gezogen hatte, als Topflappen benutzte. »Finde ich nicht«, erwiderte er.
    Er kam mit dem Topf ins Zimmer und goss die Suppe in zwei weiße Schalen. Die Rose, die er für sie gekauft hatte, stand in einer leeren Coladose.
    »Ich denke, wir sollten den Typen zu Hause überraschen«, sagte er zu ihr. Er deutete auf den Tisch. »Essen ist fertig.«
    Sie sprang vom Bett und kam mit nackten Füßen zum Tisch. »Du meinst, einfach hinfahren? Warum nicht vorher anrufen?«
    »Das wäre bestimmt höflicher, aber ... was willst du ihm erzählen? Dass wir mit ihm über Bewusstseinssteuerung reden wollen? Das funktioniert nicht. Ich meine, wir sollten direkt hinfahren.«
    Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht.«
    Er hob seine Flasche Bier. »Auf dich«, sagte er. »Danke für ...« Er zwinkerte, lächelte ein leicht schiefes Lächeln. »Ich weiß nicht. Einfach, danke. «
    Sie stießen mit den Flaschen an. »Gern geschehen«, sagte sie und wurde dann rot, weil es so dumm klang, so abgedroschen. Sie erwiderte sein Lächeln, und seine Augen ließen ihren Blick nicht los, also lächelte sie weiter. Irgendetwas war jetzt anders an ihm — das träge, schiefe Lächeln zum Beispiel ging ihr wirklich unter die Haut. Sie fühlte sich schon länger zu ihm hingezogen, auf eine vage, diffuse Weise, doch jetzt konnte sie ihn kaum ansehen, ohne ... ein Kribbeln im Bauch. Es war wirklich das Letzte; das sie gebrauchen konnte oder wollte, eine sinnlose Komplikation, die nur Schwierigkeiten bedeuten konnte. Jemand versucht, mich umzubringen, dachte sie, und ihn auch. Ich bin arbeitslos. Ich bin so gut wie pleite. Und da denke ich, dieser Typ und ich sollten ... was denn? Was miteinander anfangen? Toller Einfall, Scout.
    Sie beugte sich vor, tauchte ihren Löffel in die Suppe, führte ihn dann zum Mund. Die Suppe war so heiß, dass sie sie fast ausgespuckt hätte. Aber sie tat es nicht, griff stattdessen rasch nach ihrem Bier und nahm einen kräftigen Schluck.
    »Alles in Ordnung?«,

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