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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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damit anstellen?«
    Er zuckte erneut die Achseln. »Kommt drauf an ...«
    »Worauf?«
    »Auf die Frequenz, auf die sie eingestellt ist«, warf McBride ein. Shapiro lächelte. »Sehr gut.«
    »Wenn Sie eine Vermutung anstellen müssten -«, setzte McBride an.
    »Vier bis sieben Megahertz könnten interessant sein«, sagte Shapiro.
    »Wieso?«, fragte Adrienne.
    »Weil das die hypnoide EEG-Frequenz ist, und rein hypothetisch würde es den Empfang einer Sinuswelle ermöglichen, die ... nun ja, an das Gehirn ankoppeln könnte.«
    »Ankoppeln?« Adrienne wiederholte das Wort, um sicherzugehen, dass sie es richtig verstanden hatte. Genau dasselbe Wort hatte Dr. Shaw benutzt, als sie ihm von McBrides Verhalten in Bethany Beach erzählt hatte - als er sich in die Website eingeloggt hatte. Das Programm oder wie sie auch immer hieß.
    »So sagt man, wenn das Gehirn sich auf ein bestimmtes Signal einstellt«, erklärte McBride. »Ein blinkendes Licht, ein sich wiederholendes Geräusch - vor allem eins, das im Trancezustand festgelegt worden ist. Man sagt dann, das Gehirn ist an dieses Signal angekoppelt.«
    Shapiro war beeindruckt. »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.«
    »Ich bin Psychologe«, erwiderte McBride.
    »Aber was würde passieren?«, fragte Adrienne. » Was könnte Sinn und Zweck des Ganzen sein?«
    »Na ja«, erwiderte der alte Mann, »damit wäre es möglich, einen Trancezustand ständig zu erneuern und zu verstärken, ohne den Probanden wieder hypnotisieren zu müssen.«
    »Also, wenn man so ein Ding hier im Kopf hat, dann ist man sozusagen ständig unter Hypnose?«
    »Mehr oder weniger«, sagte Shapiro. »Obwohl nicht davon auszugehen ist, dass das seine einzige Funktion ist.«
    »Wieso nicht?«, fragte McBride.
    Shapiro schenkte ihnen Tee nach.
    »Weil sich alles verändert hat«, erwiderte Shapiro. »Ein Implantat wie das hier würde wahrscheinlich mit Nanotechnologie arbeiten. Da wären Computer mit im Spiel. Und weiß Gott was noch alles.«
    »Aber wozu?«
    »Rein hypothetisch? Ich vermute, man könnte bestimmte >Szenarien< eingeben, die in Verbindung mit Hypnose schon fast so eine Art von ... >virtueller Biografie< erzeugen würden.«
    Adrienne und McBride sannen über den Ausdruck nach. »Eine virtuelle Biografie ...«, wiederholte Adrienne.
    »Eine falsche Vergangenheit — aber eine, die einem echt erscheinen würde. Bis zu einem gewissen Grad.«
    »Du lieber Himmel«, murmelte McBride leise.
    Shapiro lächelte. »Erinnerungen sind nicht viel mehr als ein Vermischen von chemischen und elektrischen Abläufen — und nicht schwer u manipulieren, wenn man weiß, was man will. Die Erhöhung des Acetylcholingrades im Gehirn lässt sich dadurch erreichen, dass man Funkwellen im Ultraschallfrequenzbereich auf den Probanden abgibt. Das hat zur Folge, dass die Synapsen immer langsamer arbeiten, bis sie überhaupt nicht mehr arbeiten. Und wenn das passiert, wird das Erinnern unmöglich. Die Erinnerungen sind zwar da, aber unerreichbar.«
    »Dann könnte man also Amnesie herbeiführen«, sagte Adrienne. »Genau. Noch etwas Tee?«
    Es war alles so kultiviert, dachte McBride. Dieser charmante und sachliche alte Mann, der ihnen in seinem asketischen Häuschen Tee servierte. Unter den gegebenen Umständen fiel es schwer, ihn für das zu verabscheuen, was er getan hatte, was für entsetzliche Dinge er sich hatte einfallen lassen. Es fiel schwer, aber es war nicht un­ möglich. McBride spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg, ein primitiver Groll ganz tief in seinem Innern. Die Stiere. Die Katzen. Der ockerfarbene Raum. Der virtuelle Jeff Duran. Er hatte große Lust, diesem widerwärtigen Mistkerl eine zu verpassen. Stattdessen sagte er: »Ich möchte Sie was fragen.«
    »Nur zu.«
    »Rein hypothetisch — wie würden Sie jemanden zusammensetzen? Im Einzelnen?«
    Der alte Mann rutschte unbehaglich auf seinem Kissen hin und her. Dann fragte er: »Auf Grundlage dessen, was ich in der allgemein zugänglichen Fachliteratur gelesen habe?«
    »Natürlich«, erwiderte McBride.
    Shapiro überlegte einen Moment. »Nun«, sagte er, »ich würde mit dem Probanden ein EEG machen — seine Gehirnwellen unter verschiedenen Stimuli messen. Damit und mit einem PET-Scanner ließe sich eine idiopathische Karte vom Gehirn des Probanden erstellen — von seinen Gefühls- und Denkzentren.«
    »Und dann?«, fragte Adrienne.
    »Tja, sobald man diese Informationen hat, könnte man eine Reihe von darauf abgestimmten Audiogrammen verschlüsseln

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