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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Drehbücher geschrieben, die mit seinem psychologischen Profil kompatibel sind, und daraus werden Filme gemacht. Der Proband guckt sich die Filme an, während parallel dazu unter­ bewusst Audiogramme ablaufen.«
    »Wie im Kino«, sagte Adrienne.
    Shapiro lachte. »Nein«, sagte er, »es ist viel packender. Die Versuchsperson trägt einen speziellen Helm, der mit Lautsprechern und Buchsen ausgestattet ist. Audio ein, Audio aus — so was eben. Dann schließen wir ihn an und ...«
    »Was?«
    »Na ja, aus der Perspektive des Probanden ist es so, als säße er in zwei Metern Entfernung von einem 153er Fernsehbildschirm und würde sich 3-D-Bilder in Stereo ansehen. Ein höchst unmittelbares Erlebnis — und. das ist nur der bewusste Teil des Ganzen. Fügt man Hypnose und Drogen hinzu, dann ist es ... fast so, als würde man Ton formen. Weichen Ton.«
    »Drogen«, sagte Adrienne. Ihr fiel das Tablettenfläschchen in Nikkis Computer ein: Placebo Nr. 1. »Was für Drogen?«
    Shapiro verzog das Gesicht. »Bewusstseinsverändernde Drogen jeder Art. Wir hatten großen Erfolg mit einer Droge aus Ecuador namens Burrundaga. Lind mit Ketamin, das normalerweise als Beruhigungsmittel für Tiere benutzt wird. Beide verursachen eine dissoziative Amnesie, die wir überaus nützlich fanden.«
    »Ketamin«, sagte Adrienne. »Ist das nicht eine von den sogenannten Date-Rape-Drogen?«
    »Ganz genau«, sagte Shapiro. »Für diesen Zweck wäre sie genauso wirksam, wie sie es für unsere Zwecke war.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, wenn man eine Frau gegen ihren Willen sexuell gefügig machen will, sorgt Ketamin dafür, dass sie regelrecht aus ihrem Körper heraustritt. Was auch passiert, es geschieht für sie gleichsam in einer anderen Dimension. Und das Geschehen bleibt nicht in ihrem Gedächtnis haften.«
    »Die amnesische Wirkung ist sozusagen eingebaut?«
    »Genau. Es ist anschließend so, als wäre die Vergewaltigung — oder was auch immer — nie geschehen. Die Probanden konnten sich nicht erinnern, in dem Tank gewesen zu sein oder den Helm getragen zu haben oder dass sie mit >neuen Erinnerungen< bombardiert wurden.«
    »Wenn jemand also den Helm aufhatte. Was hat er dann ... gesehen?«, fragte McBride.
    »Männer mit Kapuzen«, murmelte Adrienne. »Satanisten.« Shapiro sah sie befremdet an und wandte sich dann wieder McBride zu, um dessen Frage zu beantworten. »Das hängt davon ab.« 
    »Wovon?«
    »Davon, an was er sich erinnern soll — und was er vergessen soll.« McBride nahm einen Schluck von seinem Tee und stellte fest, dass er kalt wir. »Wie lange würde so was dauern?«, fragte er.
    Shapiro schüttelte den Kopf. »Schwer zu sagen. Die Identität von jemandem zu frisieren, das ist eine Sache. Jemanden von Grund auf zu konstruieren — eine ganz andere.«
    »Die Identität frisieren«, wiederholte Adrienne, mit einer Mischung aus Verwunderung und Fassungslosigkeit in der Stimme.
    »Genau.« Shapiro legte die Beine bequemer aufs Kissen. »Verstehen Sie, das Ganze war ja nicht nur schlecht«, sagte er. »Es gab auch positive Verwendungszwecke.«
    »Was denn zum Beispiel?«, fragte McBride mit skeptischem Unterton. »Gewichtskontrolle?«
    Shapiro lachte. »Vermutlich auch. Aber ich dachte eher an biomedizinische Telemetrie.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nur, dass das Implantat physiologische Daten in Echtzeit übertragen konnte — von der Zielperson zur ... Homebase. Einer Überwachungsstation.«
    »Was für Daten?«, fragte Adrienne.
    Shapiro runzelte die Stirn. »Atmung, Muskelanspannung, Blutdruck, Puls. Pegel von Kortisol., Serotonin, Adrenalin.« Plötzlich verfinsterte sich seine Miene. »Ich würde gern etwas wissen«, sagte er. »In welcher Beziehung standen Sie«, er wandte sich an McBride, »zu der Schwester dieser jungen Frau?«
    »Ich war ihr Therapeut«, sagte McBride.
    »Und Sie kam zu Ihnen in die Wohnung?«
    »Ja. «
    »Und wie sich herausgestellt hat, hatten Sie beide eine Prothese?« 
    »Richtig.«
    Shapiro runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie das? Wurde sie mit einem CAT-Scanner durchleuchtet oder—«
    »Meine Schwester wurde eingeäschert«, erklärte Adrienne. »Ich habe das Implantat in ihrer Asche gefunden.«
    Der Wissenschaftler wurde bleich. »Mein Gott«, murmelte er. Dann wechselte er das Thema, so schien es zumindest. »Eine Frage«, sagte er an McBride gewandt. »Haben Sie Ihre Wohnung häufig verlassen?«
    »Wie soll ich das verstehen?»
    »Ich meine, sind Sie oft rausgegangen? Oder sind

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