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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Krieg spielte sich genauso im eigenen Land ab wie auf internationaler Ebene. Es war ein Krieg für den American Way of Life — und ich kann Ihnen versichern, Schwule, Verrückte oder Junkies gehörten damals nicht dazu. Sie waren alle Freiwild.«
    »Um was für Forschungen handelte es sich?«, fragte McBride. »Drogen und Hypnose, Telepathie und Grenzerfahrungen. Aversionskonditionierung — Erniedrigung und Schmerz.«
    »Erniedrigung und Schmerz?«, fragte Adrienne mit ungläubiger Stimme.
    »Wie man dergleichen erzeugt, erträgt und benutzt — wie man es messen kann«, erwiderte Shapiro. »Aber die Schmerzexperimente waren nicht besonders fruchtbar.«
    »Wieso nicht?«, wollte McBride wissen.
    Der Wissenschaftler seufzte. »Wir hatten Probleme, angesehene Psychologen für diese Forschung zu finden. Und diejenigen, die wir gewinnen konnten, waren nicht so objektiv, wie wir es gern gehabt hätten.«
    McBride blickte verdutzt. »Wie das?«
    »Bei den Studien kam es immer wieder zu sadistischen Auswüchsen — und bei den Drogenexperimenten war Sex im Spiel. Eigentlich war bei allem Sex im Spiel. Und das hat die Ergebnisse beeinflusst.«
    »Sie haben Grenzerfahrungen erwähnt«, sagte Adrienne.
    Shapiro rutschte unbehaglich auf seinem Kissen. »Ja.«
    »Was muss man sich darunter vorstellen?«
    Der pensionierte CIA-Mann wog die Frage ab. Schließlich Erwiderte er: »Dabei wurden Versuchspersonen, die in einem dunklen, engen, abgeschlossenen Raum untergebracht waren, relativ hohe Dosen einer bewusstseinsverändernden Droge verabreicht, und sie wurden einer Endlosschleife von aufgezeichneten Tonsignalen ausgesetzt.«
    »Ein dunkler, enger, abgeschlossener Raum?«, fragte Adrienne. »Wir haben Schubladen in einem Leichenschauhaus benutzt«, erklärte Shapiro.
    »Großer Gott«, sagte McBride leise.
    »Noch einen Schluck Wein?«, fragte Shapiro.
    Adrienne fröstelte und blickte weg. McBride schüttelte den Kopf. Shapiro schloss einfach die Augen und saß da, genoss den Wein, das Feuer im Ofen, seinen Besuch und seine Reuegefühle. Als er nach einer Weile die Augen öffnete und wieder etwas sagte, war die Wirkung beunruhigend — als hätte er seine Gäste die ganze Zeit beobachtet. Der Übergang war so abrupt, dass Adrienne an einen Raubvogel denken musste, einen Adler oder Bussard. »Ich weiß, was Sie denken«, sagte er.
    »Ach ja?«
    »Natürlich«, erwiderte Shapiro. »Sie denken, ich bin ein Kriegsverbrecher.«
    Weder Adrienne noch McBride sagten ein Wort.
    »Na ja«, redete Shapiro weiter, »wahrscheinlich hätten Sie damals dabei sein müssen.« Er trank einen Schluck Wein und blickte sie an. »Es ist einfach, heute das zu verurteilen, was damals geschehen ist. Aber das Programm wurde von Leuten entwickelt, deren Motive so rein waren wie frisch gefallener Schnee.«
    Adrienne verdrehte unwillkürlich die Augen.
    »Sie wussten, wozu Männer wie Hitler im Stande waren. Und sie wollten die Freiheit mit allen Mitteln verteidigen, auch wenn es grausame Mittel waren. Ich weiß, es hört sich abgedroschen an — Freiheit hört sich immer abgedroschen an. Aber es ist die Wahrheit.« Der Wissenschaftler hielt inne, legte die linke Hand auf den Boden und sprang mit erstaunlicher Behändigkeit auf. Er ging zum. Ofen, schürte die Glut mit einem Feuerhaken und legte Holz nach. Dann drehte er sich wieder seinen Gästen zu. »Von Anfang an ging es darum, Möglichkeiten zu finden, wie man Männer wie Hitler und Stalin erkennen und eliminieren konnte — bevor sie an die Macht kamen.«
    »Dann war es also ein Programm für politische Morde«, sagte McBride.
    Shapiro zuckte die Achseln. »Zum Teil. Es ging darum, verhaltenskontrollierte Agenten hervorzubringen, die einen Auftrag ausführen würden, um jeden Preis, auch wenn der Ausgang all ihren Instinkten zuwiderlief.«
    »Und was soll das heißen?«, fragte McBride.
    »Es war ihnen egal, ob sie am Leben blieben oder starben«, mutmaßte Adrienne.
    Shapiro neigte widerwillig beipflichtend den Kopf. »Ob der Agent am Leben blieb, war nicht entscheidend. Ausschlaggebend war, ob er dann in der Lage war zu leugnen. Wenn der Agent am Leben blieb und geschnappt wurde, das war ein Problem. Und irgendwann wird man geschnappt. Nicht beim ersten Mal. Nicht beim zweiten Mal. Aber irgendwann.«
    Sie blickten ihn abwartend an.
    »Schusswaffen versagen«, erklärte er. »Polizisten interessieren sich plötzlich für die scheinbar harmlosesten Dinge. So fängt es an. Und im Nu baumelt dein Agent

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