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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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würde ja nichts passieren — mit Jericho, meine ich. Und vielleicht würden sie uns sogar in Ruhe lassen. Viel­ leicht ...« Sie blickte zur Decke und drückte den Cognacschwenker an die Wange. Er sah Tränen in ihren Augen glänzen.
    »Adrienne ...«
    »Und was für Chancen haben wir denn schon — die Sache hier durchzustehen? So toll ist unser Plan auch wieder nicht. Im Grunde haben wir nicht mal einen Plan.«
    »Doch, wir haben einen«, sagte McBride mit Nachdruck, wobei er sogar selbst das Gefühl hatte, trotzig zu klingen. »Er ist bloß ...« Ihm lag »einfach« auf der Zunge. »Sehr elegant«, sagte er stattdessen.
    Ihre Antwort bestand aus einem zweifelnden Blick und einem Schluck Romy Martin.
    In Wahrheit, dachte McBride, war der Plan weder einfach noch elegant. Er war bloß primitiv. Sie hatten ihn in groben Zügen festgelegt, ganz kurz, in ihrem Zimmer, denn der Ablauf war schnell geklärt. Adrienne sollte im. Hotel warten, während McBride in die Klinik ging und sich als Handwerker ausgab, der Gardinenstangen für das Büro des Direktors brachte. Er würde bitten, das Telefon benutzen zu dürfen, und Opdahl anrufen, dem er als Lew McBride mitteilen würde, dass er in der Schweiz sei und auf dem Weg zu ihm, um ihn umzulegen. Die Sicherheitsleute würden aufgescheucht und sich draußen vor der Klinik postieren — weil die Gefahr ja erst im Anmarsch war. In dem allgemeinen Durcheinander würde McBride zu Opdahls Büro gehen und ihn mit der Waffe bedrohen. Wenn er erreicht hatte, was er wollte, würde er die Polizei anrufen und dann Adrienne. Wenn es ihm nicht gelang und sie nach einer Stunde noch nichts von ihm gehört hatte, sollte Adrienne die Polizei verständigen, ihnen erzählen, was sie wusste, und uni Schutz bitten.
    »Im Grunde ist es doch ein Überfall«, sagte Adrienne. »Kein richtiger Plan, sondern ein Überfall, um Informationen aus ihm rauszuholen.«
    McBride wollte sich auf keine Diskussion mit ihr einlassen. »Ja, meinetwegen, aber eine andere Möglichkeit hab ich nun mal nicht«, sagte er.
    Sie fuhr mit dem Finger über den Rand ihres Glases. Ein klarer Glockenton erklang, so laut, dass sie die Hand auf das Glas legte und sich schuldbewusst umsah. »Ich weiß.«
    »Also?«
    Sie saßen noch eine Weile da, bis sie schließlich sagte: »Gehen wir nach oben.«
    McBride legte das kurze Stück vom Hotel zur Klinik möglichst schnell zurück. Er lief durch den wirbelnden Schnee die Zufahrt hoch — und dann stand er auch schon vor der Doppeltür, an der ein schlichtes Messingschild verkündete:
    PRUDHOMME.
    Er klopfte sich den Schnee von der Armeejacke und schlug die Mütze gegen den Oberschenkel, als die Türen den Weg in den Eingangsbereich freigaben. Der Raum war beeindruckend: eine weite Fläche, mit schrägen Winkeln und. luxuriösem Minimalismus gestaltet, rote Ledersessel, gebürsteter Kiefernholzboden und hier und da kleine, kostbare Perserteppiche. Er trat ein, in der Hand den länglichen, braunen Karton mit der Aufschrift »Gardinenstangen«, blickte sich um und lächelte.
    Rechts von ihm, gleich hinter dem Eingang, sah er einen kleinen Flur mit Türen zu den Toiletten. Außerdem befanden sich dort drei Telefone, die mit futuristischen Stahlhauben überdacht waren. Er war froh, sie zu sehen.
    Eine streng dreinblickende Blondine in einem blassrosa Kostüm saß hinter einem kreisrunden Empfangstisch aus mattem Chrom. Als sie McBride in Jeans, Armeejacke und Mütze mit einem Karton voller Gardinenstangen sah, hielt sie ihn für einen Handwerker oder Lieferanten — wie er gehofft hatte. »ja bitte?«
    Mit bemüht jungenhaftem Lächeln trat er an den Empfangstisch, beugte sich zu ihr vor und zeigte den Karton vor. »Für Herrn Dr. Opdahl«, sagte er auf Deutsch.
    »Sie können den Karton bei mir lassen«, sagte sie. »Ich sorge da­ für, dass er ihn bekommt.«
    »Danke, aber — könnte ich vielleicht mal kurz telefonieren?« Er deutete mit einem Nicken zu den Telefonen im Flur. »Ich soll im Geschäft anrufen.«
    Die blonde Frau erwiderte zuerst nichts. Ihre Miene verfinsterte sich kurz — dann lächelte sie. »Bitte sehr«, erwiderte sie und entließ ihn mit einem Fingerschnippen.
    McBride sah auf die Uhr, 10:35. Er war seit Tagesanbruch auf den Beinen, hatte sich aber gezwungen, so lange zu warten, bis in der Klinik der normale Morgenbetrieb herrschte. Um diese Zeit, so dachte er, würde wohl niemand mit einem Überfall rechnen.
    Außer dein kurzen Flur mit den Telefonen gingen noch

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