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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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waren, kam er auf die andere Seite des Schreibtisches, lehnte sich dagegen und verschränkte die Arme. »Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es noch einmal: Sie sind ein sehr tapferer Mann, Jeffrey Duran.«
    »Jeffrey Duran ist tot«, erwiderte McBride.
    Opdahl lächelte. »Das sehe ich genauso.« Er holte eine Packung Zigaretten hervor, zündete sich eine an und nahm einen tiefen Zug.
    Dann blies er den Rauch auf seinen Gefangenen und sagte: »Sie werden mich dafür hassen, was ich jetzt sage, aber wissen Sie was? Ich habe damit gerechnet, dass Sie herkommen.« Er hielt inne. »Meine Empfangssekretärin hat ein Foto von Ihnen auf ihrem Schreibtisch liegen.«
    McBride sagte nichts, saß einfach nur da und rutschte auf seinem Stuhl hin und her, hasste den Mann vor sich.
    Opdahl schüttelte mit gespielter Verwunderung den Kopf. »Was haben Sie sich bloß gedacht? Haben Sie gedacht, Sie würden mich überraschen? Herrgott noch mal, Mann, ich habe ein Profil von Ihnen, das so dick ist wie die Bibel.« Er hielt inne. »Es gibt nur sehr wenig, womit Sie mich überraschen könnten — vielleicht wenn Sie ein Lied anstimmen würden.« Er schmunzelte.
    McBride blickte stur geradeaus, mit Wut im Bauch und unbeteiligter Miene.
    Opdahl sah zur Decke. »Also, was machen wir jetzt?« Er senkte den Blick und schaute McBride an. »Ich bin für alle Vorschläge offen.«
    »Schön. Ich schlage vor, Sie ficken sich ins Knie.«
    Opdahl stieß ein lautes, kräftiges Lachen aus. Dann drohte er mit dem Finger. »Das ist komisch, aber Ihre Kaltschnäuzigkeit wird Ihnen nichts nützen. Andererseits wird Ihnen gar nichts etwas nützen, also — bleiben Sie ruhig dabei.« Er hielt inne und blickte McBride forschend an. Er deutete mit einem Nicken auf den Karton auf dem Sofa. »Was wollten Sie da eigentlich darstellen? Einen Handwerker?« Als McBride nichts erwiderte, spitzte der Arzt gespielt beeindruckt die Lippen. »Wie einfallsreich!«
    Es war kein Gespräch, da machte McBride sich nichts vor. Opdahl amüsierte sich, spielte mit ihm — und das war gut so. Je länger der ältere Mann redete, desto eher würde Adrienne ins Spiel kommen — obwohl McBride wenig Hoffnung hatte, dass ein Anruf bei der Polizei viel bewirken würde. Er hoffte aber, aus der Zwangsjacke herauszukommen.
    »Ihnen ist ja wohl klar, dass wir Sie nicht einfach gehen lassen können«, sagte Opdahl, »obwohl das sehr undankbar von mir ist.« Einen Moment lang wurde der Arzt ernst. »Sie haben mit de Groot großartige Arbeit geleistet. Das war bestimmt nicht leicht. Er ist anders als die anderen.«
    »Inwiefern?«
    Opdahl winkte ab. »Die Klinik ist ein Auffangbecken. Jeden Tag haben wir hier zehn bis fünfzehn junge Männer und Frauen mit ernsten Essstörungen und/oder schwerer Drogenabhängigkeit. Dank der karitativen Arbeit, die wir leisten, kommen ziemlich viele von ihnen aus Pflegefamilien oder werden von staatlichen Stellen zu uns geschickt. Wie Sie sich denken können, ist das für das >Programm< ausgesprochen praktisch — ebenso wie die Neigung dieser jungen Leute, verzerrte Selbstbilder zu entwickeln.«
    »Und de Groot?«
    »Bei de Groot war es anders. Wir brauchten jemanden mit Henriks Sachkenntnis, also haben wir ...« Jetzt wedelte der Arzt mit den Zeigefingern in der Luft. >... ihn gegen seinen Willen rekrutiert.« Er lächelte. »Daher passt Henrik nicht ganz so ins Profil, wie wir es gern hätten.«
    Sachkenntnis?, fragte sich McBride. Der Holländer hatte doch eine Firma für Brandschutzsysteme.
    »Um aus ihm den charmanten Burschen zu machen, den Sie kennen, war in der Tat eine umfangreiche medikamentöse Behandlung vonnöten«, sagte Opdahl weiter. »Wir sind Ihnen daher zu großem Dank verpflichtet. Wirklich.« Der Arzt zögerte einen Moment, zog die Augenbrauen in die Höhe und beugte sich vor. Er neigte den Kopf langsam von einer Seite zur anderen, als betrachte er McBride ganz genau. »Mannomann«, sagte er, »Sie sind ja in Schweiß gebadet!«
    Es stimmte. McBride war wirklich in Schweiß gebadet, aber nicht aus Angst, sondern weil es ihn enorme Anstrengung kostete, seine Muskeln so zu bewegen, dass er aus der Zwangsjacke freikam. Es gab da einen Trick, und er kannte ihn. Zumindest theoretisch wusste er, wie er ging — und die praktische Durchführung würde sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber er war ja höchst motiviert.
    »Ich werde Sie nicht töten, falls Sie sich deshalb Sorgen machen«, versprach Opdahl. »Aber irgendwas

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