Gefaelschtes Gedaechtnis
Idee.« Mit einem gezwungenen Lächeln ging sie die Treppe zum Keller hinunter und konnte den Raum schon riechen, bevor sie ihn erreichte. Den süßlichen Duft von Weichspüler, den durchdringenden Geruch von Bleichmittel. Sie spähte hinein, aber es war niemand drin, der kleine Raum lag menschenleer im Neonlicht, alle Waschmaschinen ruhig, die runden Augen der Wäschetrockner leer.
Also wieder zurück und die Treppe hinauf, wo der Portier sie schon mit einem bekümmerten Blick erwartete.
»He«, sagte er entschuldigend. »Ich hatte vergessen nachzusehen. Sie hat Ihnen eine Nachricht dagelassen.« Er reichte sie ihr.
Als Adrienne den Umschlag entgegennahm, überkam sie eine düstere Vorahnung. Sie öffnete ihn, und im selben Moment jagte ein Adrenalinstoß durch ihre Venen, und die Härchen an ihren Armen richteten sich auf. Einen Augenblick lang war es fast, als stünde sie an einer Klippe und blickte nach unten. Und dann die Nachricht ...
A—
Hab's nicht mehr ausgehalten.
Regenbogentraurig.
Nikki
7
M it zitternden Händen steckte der Portier einen Generalschlüssel in das Schloss von Nikkis Tür. Immer wieder wiederholte er leise: »Wer hätte das gedacht, wer hätte das gedacht.« Dann drehte sich der Schlüssel, die Tür schwang auf, und Adrienne stürmte mit weit aufgerissenen Augen an ihm vorbei.
»Nikki?« Die Wohnung war dunkel, der Hund bellte, irgendwo rechts. »Nikki?«
Ramons Hände tasteten nach dem Lichtschalter, aber als er ihn betätigte, passierte nichts. Er warf Adrienne einen ganz verwunderten Blick zu. »Vielleicht ist ja die Sicherung rausgeflogen«, sagte er.
»Schalten Sie sie wieder ein«, befahl Adrienne und trat tiefer in die Dunkelheit der Wohnung.
»Der Sicherungskasten ist in der Küche«, erklärte Ramon, »aber ich brauche eine Taschenlampe. Glauben Sie, sie hat eine?«
Adrienne sagte nichts. Sie konnte kaum atmen.
»Den — den Flur runter ist eine Abstellkammer.« Der Portier drehte sich um, fiel dann in Laufschritt.
»Nikki?« Sie spürte, wie ihr warme Tränen die Wangen hinabliefen, als sie weiterging, Schritt für Schritt, durch das Wohnzimmer, die Hände ausgestreckt, etwas oberhalb der Taille. Sie wollte nicht über irgendwas stolpern ... »Nikki?«
Das einzige Licht in der Wohnung kam vom Schein der Neonlampen draußen vor den Fenstern. Und vom Flur. Sie konnte Umrisse erkennen - die Couch und den Tisch, den großen Lederclubsessel. Aber ... »Nikki! ?«
Jack bellte jetzt lauter, seine Pfoten scharrten an der Küchentür. Während ihre Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten, folgte sie vorsichtig dem Geräusch, gelangte schließlich zur Tür und zog sie auf. Der Hund sprang ins Zimmer und jagte jaulend in einem wilden kleinen Kreis seinem Schwanz nach, sprang dann an ihr hoch. »Sitz«, befahl sie, erschreckt und gereizt zugleich.
Mit lautem Kläffen flitzte Jack durchs Wohnzimmer in die Diele, wo sie ihn erneut an einer Tür scharren hörte — diesmal um hineinzukommen. Sie folgte dem Hund, dachte, wie still es in der Wohnung bei Stromausfall war. Das einzige Geräusch war das schwache Rauschen des Verkehrs und das Scharren von Jacks Pfoten. Dann bellte er los, und ein Lichtstrahl fiel ihr in die Augen.
»Ich habe eine Taschenlampe gefunden«, sagte Ramon zu ihr.
Adrienne hob eine Hand vor die Augen, kniff sie zusammen und blinzelte, hilflos wie ein Reh. Ramon schwenkte das Licht in Form einer Acht durch die Räume, und Adrienne folgte dem Strahl, voller Angst, was sie wohl sehen würde. Aber da war nichts.
»Ich kümmere mich um den Hund«, sagte sie. »Kümmern Sie sich um das Licht.«
Ramon nickte und ging mit der Taschenlampe in Richtung Küche. Adrienne tastete sich weiter zur Badezimmertür vor und hatte dabei das Gefühl, gleich seekrank zu werden. »Jack«, sagte sie, »komm her.« Aber er scharrte noch wilder mit den Pfoten, sobald sie bei ihm war. Sie ließ sich erweichen, öffnete die Badezimmertür und trat in die pechschwarze Dunkelheit.
Aus Gewohnheit betätigte sie den Lichtschalter, dann noch einmal, aber nichts geschah. Jack winselte ein, zwei Schritte von ihr entfernt, und das einzige andere Geräusch war das Tropfen von Wasser. »Nikki?« Stille. Nichts.
Und dann rief der Portier aus der Küche: Ich hab's! « Mit einem Mal flammte das Licht auf, und eine einsame Trompete schnellte in einer halben Sekunde von 0 auf 80 Dezibel, schmetterte durch die nun helle Luft über Nikki hinweg, die in einer Wanne
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