Gefaelschtes Gedaechtnis
schob die Hände in die Taschen und lehnte sich gegen die Wagentür. »Kommt nicht in Frage«, sagte er. »Unbewaffnet geh ich da nicht rein.«
»Gut«, erwiderte sie. »Ich fahre dann mit dem Taxi zurück.« Als sie sich umwandte, legte er eine Hand auf ihren Arm.
»Wenn ich nicht gehe, gehen Sie auch nicht.«
»Das war nicht abgemacht. Von einer Waffe war nie die Rede«, antwortete Adrienne.
»Hören Sie, ich bin Privatdetektiv! Das ist mein Handwerkszeug. Wenn Sie einen Taxifahrer bestellen, kommt er mit einem Taxi. Wenn Sie mich engagieren, komme ich mit der Knarre.«
Duran hatte offensichtlich auf sie gewartet, denn als sie an der Haustür klingelte, meldete er sich fast augenblicklich. »Ja?«
»Ich bin's, Adrienne Cope.«
»Kommen Sie rauf«, sagte Duran und betätigte den Türdrücker.
Als sie im sechsten Stock aus dem Fahrstuhl stiegen, wartete er schon vor seiner Wohnung. Beim Anblick Bonillas flackerte ein enttäuschtes Lächeln über sein Gesicht. »Wie ich sehe, sind Sie in angenehmer Begleitung«, sagte er.
»Sehr lustig«, bemerkte Bonilla und trat an Duran vorbei in die Wohnung.
Sie war schockiert über Durans Aussehen. Im Grunde war er ein attraktiver Mann. Ein so attraktiver, markanter Typ (volles dunkles Haar, blaue Augen), dass Adrienne sich schon gefragt hatte, ob Nikki sich nicht vielleicht für ihn entschieden hatte, weil er so gut aussah.
Doch jetzt wirkte er fast hager. Die Augen waren rot gerändert, und er schien abgenommen zu haben. Als sie in das Wohnzimmer traten, blieb er so abrupt stehen, dass Adrienne und Bonilla fast in ihn hineingerannt wären.
»Oh nein!«, rief Duran und griff in die Tasche seines Kordjacketts.
»Was ist los?«, fragte Adrienne.
Er holte eine Tonbandkassette aus der Tasche und schüttelte den Kopf. »Die ist für die Versicherungsgesellschaft. Ich muss sie mit der Post verschicken —«
»Sie haben noch reichlich Zeit vor der letzten Leerung«, erklärte Bonilla.
Duran nickte und ließ die Kassette zurück in die Tasche gleiten. »Möchten Sie ablegen?«, fragte er.
»Nee«, sagte Bonilla. »Wir bleiben nicht lange.« Seine Augen huschten von einer Seite der Wohnung zur anderen, als suchte er nach einer kleinen, aber tödlichen Schlange.
»Oh«, sagte Duran. »Okay.« Dann wandte er sich mit einem erwartungsvollen Blick zu Adrienne um, die verwundert die Stirn runzelte. Duran half ihr auf die Sprünge: »Sie haben gesagt, Sie hätten einen Scheck für mich. Ich meine, ich dachte, deshalb wären Sie gekommen.«
»Ach ja, stimmt«, erinnerte sie sich. »Ich habe ihn mit! « Sie griff in ihre Handtasche und zog einen Umschlag mit Durans Namen darauf hervor. »Es sind fünftausend«, sagte sie.
Mit einem desinteressierten Nicken schob er den Umschlag in die Jackentasche. »Also, vielen Dank«, sagte er. »Ich werde dafür sorgen, dass er einer guten Sache dient.« Bonilla lachte spöttisch auf und wandte sich mit einem herablassenden Schnaufen ab. Duran bedachte ihn mit einem leeren, gleichmütigen Blick, als wäre der Detektiv seiner Aufmerksamkeit nicht wert. Dann drehte er sich wie der zu Adrienne um. »Am Telefon haben Sie gesagt, dass Sie die Klage eventuell zurückziehen wollen«, erinnerte Duran sie.
»Ja, hab ich. Ich ziehe es in Erwägung.«
»Nun, ich hoffe, Sie können sich dazu durchringen. Falls ich irgendwas tun kann —«
»Das können Sie.« Adrienne packte die Gelegenheit beim Schopfe. »Tatsächlich!«
Duran betrachtete sie argwöhnisch. »Und das wäre?«
»Die Patientenakte meiner Schwester ...«
»Was ist damit?«
»Ich hatte gehofft, ich konnte eine Kopie davon bekommen.« Duran dachte darüber nach. Schließlich sagte er: »Ich verstehe nicht ganz, wozu?«
»Das kann ich mir vorstellen«, warf Bonilla ein, halb zu sich selbst, halb an Duran gerichtet, was ihm einen tadelnden Blick von Adrienne einbrachte, die an Duran gewandt sagte:
»Ich bin nun mal die nächste Angehörige, wissen Sie.«
»Das ist mir klar, aber ...« Er seufzte. »Hören Sie«, sagte er, »die Akte zu kopieren kommt nicht in Frage —«
»Ich kann ihre Herausgabe per Gerichtsbeschluss erzwingen«, unterbrach sie ihn kühl.
»Ich weiß, dass Sie das können. Und wenn Sie das tun, werde ich sie vorlegen. Bis dahin ... « Angesichts ihrer finsteren Miene sagte er: »Das ist eine Frage des beruflichen Ethos. Aber wenn Sie möchten, können Sie die Akte hier einsehen, in meinem Büro. Wären Sie da mit zufrieden?« Sie hatte schon auf dem
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