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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Absatz kehrtmachen und davonstürmen wollen, deshalb kam das Angebot für sie völlig überraschend — ebenso wie für Bonilla. »Sie ist da drin«, fügte Duran hinzu und bedeutete ihr, ihm in sein Konsultationszimmer zu folgen. Bonilla trottete misstrauisch hinterdrein.
    Als sie das Zimmer betraten, ging Duran direkt zu seinem Schreibtisch. Bonilla blieb dicht hinter ihm, wie ein Manndecker. Er warf einen Blick auf den Monitor und bemerkte schmunzelnd: »Ihr Computer ist im Eimer, Doc. Da steht was von >Unbekannter Server<.«
    Duran ging nicht darauf ein, sondern holte einen kleinen Schlüssel aus der Tasche und drehte sich zu dem Ablageschrank hinter dem Schreibtisch um. Er schloss ihn auf, öffnete die oberste Schublade, die praktisch leer war. Verblüfft warfen Adrienne und Bonilla sich Blicke zu. Duran nahm eine Mappe heraus, reichte sie Adrienne und lehnte sich dann gegen die Schreibtischkante.
    Das Etikett auf der Mappe war mit Schreibmaschine ordentlich beschriftet — SULLIVAN, NICOLE —, doch die Akte selbst war lächerlich dünn. Adrienne konnte es spüren. Sie war fast leer. Doch das war egal. Selbst eine einzelne Seite würde ihr verraten, was sie wissen wollte, nämlich: Wie war Nicole überhaupt an Duran gekommen? Wenn er ein Schwindler war, wer hatte sie dann an ihn überwiesen?
    Wortlos legte sie die Mappe auf Durans Schreibtisch und schlug sie langsam auf.
    Vor ihr lag nichts als ein Glanzfoto, 18 x 24, von ihrer Schwester. Es war leicht unscharf und allem Anschein nach auf einem Flughafen aufgenommen worden. Nikkis Miene wirkte gelangweilt und zerstreut, als würde sie auf ihr Gepäck warten, was sie wahrscheinlich auch getan hatte.
    Adrienne drehte das Foto um. Auf der Rückseite des Bildes stand ein einziges Wort in blauer Tinte: Patientin. Sonst nichts.
    Adrienne sah zu Duran auf und gab sich alle Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten, als sie fragte: »Soll das ein Witz sein?« Ihre Worte bebten vor Zorn.
    Duran schien die Frage zu verwirren, dann richtete er seinen Blick auf die offene Mappe. Als er das einsame Foto sah, runzelte er die Stirn und stieß sich vom Schreibtisch ab, plötzlich aufgebracht. »Da müsste ein Deckblatt sein!«, beteuerte er. »Und Tests, Aufzeichnungen über die verschriebenen Medikamente und Einwilligungserklärungen! Wo ist das alles?«
    Mit einem Grunzen marschierte Bonilla zum Aktenschrank und zog die andere Schublade auf, die eine einzige Mappe enthielt: de Groot, Henrik. Bonilla klappte sie auf und fand ein Foto wie das von Nikki, eine heimliche Aufnahme, die offenbar auf irgendeinem öffentlichen Platz gemacht worden war. Mit einem leisen Fluchen warf er es auf den Schreibtisch und sah Duran an.
    »Ist das Ihre Praxis?«, fragte er. »Sind das Ihre Unterlagen?« 
    »Natürlich nicht«, erwiderte Duran.
    »Ich sollte Ihnen gleich hier und jetzt die Fresse polieren«, knurrte Bonilla.
    Duran zuckte die Achseln, eher ratlos als trotzig. »Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat«, erklärte er.
    Adrienne konnte ihre Wut selbst kaum beherrschen, aber sie wollte trotzdem verhindern, dass Bonilla seine Drohung wahr machte. Falls Bonilla ihn schlug, mussten sie beide mit einer Anzeige wegen Körperverletzung rechnen, und sie würde wahrscheinlich ihre Zulassung als Anwältin verlieren.
    »Eddie«, sagte Adrienne scharf. Die Augen des Detektivs richteten sich auf sie. »Nicht!«, befahl sie, als es plötzlich laut an der Wohnungstür klopfte.
    Bonilla sah enttäuscht aus. »Erwarten Sie einen Kunden oder so?«, fragte er.
    Duran schüttelte den Kopf. Das Klopfen wurde noch lauter. »Eigentlich sollen die unten schellen«, sagte er zu niemand Speziellem. »Wenn sie nicht reingelassen werden, soll der Sicherheitsdienst anrufen.«
    »Tja, aber das klingt nach einem dringenden Notfall.«
    Gemeinsam gingen sie in die Diele, wo Adrienne und Bonilla ins angrenzende Wohnzimmer verschwanden, während Duran an die Tür trat.
    »Wer ist da?«, fragte er.
    »Polizei.«
    »Hallo!«, rief Bonilla und wandte sich Adrienne zu. »Ich bin beeindruckt. Anscheinend haben Sie doch so Ihre Beziehungen.«
    Wohl kaum, dachte Adrienne. Als sie gegen Duran Anzeige erstattet hatte, war der zuständige Cop beinahe eingeschlafen.
    Duran öffnete die Tür und sah sich zwei Männern im Mantel gegenüber, die mit grimmigem Blick im Flur standen. Einer der beiden hielt irgendeinen Ausweis hoch und fragte, ob er mit Jeffrey Duran spreche. Duran sagte ja, und der Kleinere von beiden fragte, ob er und

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